„Willkommen im Sport“ - Schöndorfer SV bietet muslimischen Frauen eine sportliche Heimat

Auch 2018 werden 13 Thüringer Sportvereine im Rahmen des Projektes „Willkommen im Sport“ durch den DOSB und den LSB Thüringen unterstützt. „Willkommen im Sport“ wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert. Stellvertretend für die Thüringer Vereine stellen wir den Schöndorfer SV vor, dessen Sportgruppe für muslimische Frauen fast einzigartig in Thüringen ist.

Leila Khorsandi (Bildmitte) hat beim Schöndorfer SV eine Sportgruppe für muslimische Frauen aufgebaut. Fotos: LSB Thüringen
Leila Khorsandi (Bildmitte) hat beim Schöndorfer SV eine Sportgruppe für muslimische Frauen aufgebaut. Fotos: LSB Thüringen

VON ALEXANDER KROSPE

Leila Khorsandi ist es gewohnt, viel zu reden, obwohl sie sich selbst eigentlich als schüchtern beschreibt. Doch die gebürtige Iranerin, die seit 14 Jahren in Deutschland lebt, muss stets viel reden, viel Überzeugungsarbeit leisten, wenn es um ihre Herzensangelegenheit geht. Sie möchte muslimische Frauen für den Sport begeistern. „Das größte Problem ist es, die Frauen aus ihren Wohnungen herauszuholen. Die meisten kennen es nicht, das Haus zu verlassen und Sport zu treiben, weil sie mit Haushalt und Kindern den ganzen Tag zu tun haben“, erklärt sie. Dennoch ist es der 37-Jährigen gelungen, seit Juli 2017 eine Sportgruppe aufzubauen, zu der Frauen aus unterschiedlichen Ländern kommen. Eine Heimat gefunden haben sie beim Schöndorfer SV, der inzwischen auch anerkannter Stützpunktverein im Rahmen des Programms „Integration durch Sport“ ist. Der Verein hat schon in der jüngeren Vergangenheit viel zur Integration unternommen, doch seitdem die Gemeinschaftsunterkunft in Weimar geschlossen wurde, kamen die Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund nicht mehr nach Schöndorf. „Wir haben überlegt, wie wir die Plattform weiter aufrechterhalten können. So haben wir Leila kennengelernt, die als Koordinatorin für Frauen mit Migrationshintergrund bei der Caritas den Kontakt zu den Frauen hergestellt hat“, erklärt Birgit Jerie vom Schöndorfer SV. „Wenn alle da sind, haben wir um die 30 Frauen beim Training. Es kommen auch immer wieder neue dazu“, freut sich Khorsandi. Wie ihr das gelingt? „Ich gehe zu den Familien nach Hause und überzeuge die Männer. Ich schaffe bei ihnen das Verständnis, dass auch Frauen Freiräume für Freizeit und Sport benötigen. Das braucht mitunter viele Wochen Überzeugungsarbeit. Ich lade die Männer auch ein mitzukommen und zu schauen, was wir in der Sportgruppe machen. Oft sind es aber nicht die Männer, die das Sporttreiben verbieten. Die Frauen trauen sich nicht, weil sie es aus ihren Heimatländern nicht kennen“, erklärt die Iranerin, die die arabische Kultur bestens kennt. Seit Ende Januar bietet Khorsandi dank externer Unterstützung auch eine Kinderbetreuung an, damit sich die Frauen noch besser auf den Sport konzentrieren können. Einmal pro Woche treffen sie sich für rund zwei Stunden zum Sport, spielen Tischtennis, Volleyball oder machen Aerobic. Für die nächsten Monate hat Khorsandi schon neue Visionen. „Ich wünsche mir, dass noch mehr Frauen kommen. Und ich möchte künftig mit einem Trainer zusammen Kegeln für die Frauen anbieten. Das soll dann mehr in Richtung Wettkampf gehen, denn wir wollen richtig Sport treiben!“


  • Leila Khorsandi (Bildmitte) hat beim Schöndorfer SV eine Sportgruppe für muslimische Frauen aufgebaut. Fotos: LSB Thüringen
    Leila Khorsandi bearbeitet
  • Teilnehmerinnen der Frauensportgruppe beim Kegeln
    Teilnehmerinnen der Frauensportgruppe beim Kegeln
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  • Kinderbetreuung ist Teil des Projektinhalts
    Kinderbetreuung ist Teil des Projektinhalts