Drei Fragen an...Moritz Rinke

„Integration geschieht und ist geschehen“: Moritz Rinke im Kurzinterview mit Redakteuren der Deutschen Journalistenschule (DJS). Es ist Teil eines multimedialen Projekts in Kooperation zwischen DOSB und DJS.

Moritz Rinke, 49, ist Schriftsteller, offizieller Botschafter des SV Werder Bremen und Mitglied der DFB-Kulturstiftung. Er ist aktiver Spieler in der Deutschen Autorennationalmannschaft. Foto: Rowohlt-Verlag
Moritz Rinke, 49, ist Schriftsteller, offizieller Botschafter des SV Werder Bremen und Mitglied der DFB-Kulturstiftung. Er ist aktiver Spieler in der Deutschen Autorennationalmannschaft. Foto: Rowohlt-Verlag

Als Jugendlicher wollten Sie unbedingt Torwart werden. Warum ausgerechnet diese Position?

Komischerweise entdeckte mein Talent kein Fußballtrainer, sondern ein Ballettmeister, Johann Kresnik, der am Bremer Schauspiel arbeitete, als ich in Worpswede aufwuchs. Er war ein Freund meiner Eltern und beim Fußballspielen im Garten ganz angetan von meiner Liebe, durch die Luft zu fliegen. Ich war fasziniert von artistischen Flugparaden und hatte offenbar Reflexe, die mich bis in die Jugendverbandsauswahl Niedersachsens brachten. Aber dann stand ich plötzlich in den Toren für Erwachsene. Es sah aus, als müsste Lionel Messi das Tor hüten. Und mein Wachstumsschub kam genau ein Jahr zu spät. Da war ich schon zum Stürmer ausgebildet worden.

In der Autorennationalmannschaft spielen derzeit drei Personen mit Migrationshintergrund. Warum schaffen Sie nicht die gleiche Quote wie die Nationalmannschaft?

Ehrlich gesagt habe ich mir die Frage nie gestellt. Bei uns trainieren sehr viele in Berlin lebende Schriftsteller mit, die aber für Autorenmannschaften anderer Nationen auflaufen wie zum Beispiel England, Schweden, die Türkei, Polen, Israel und Russland. Wir spielen regelmäßig mit dem Flüchtlingsteam Welcome United 03, das 2015 über den SV Babelsberg für den regulären Spielbetrieb des DFB zugelassen worden ist.
 
Wie kann Sport bei der Integration helfen?

Im Sport verlieben sich die Menschen in das Können, die Eleganz und den Erfolg eines Sportlers. Es war schön zu erleben, dass zum Beispiel ausländische Fußballspieler seit vielen Jahren immer selbstverständlicher und sogar notwendiger wurden, weil sie auch besser waren. Man muss im Sport gar nicht so viel über Integration nachdenken, sie geschieht und ist geschehen. Nur, dass gerade im Fußballmarkt vieles nur noch über Geld läuft, die Summen explodieren und die Verhältnismäßigkeit längst nicht mehr gewahrt ist – genau das sehe ich als große Gefahr, die integrative Kraft des Fußballs zu zerstören. Wenn es nur noch um Geld und das Geschäft geht, werden die Menschen sich bald abwenden. Es wird immer schwieriger, die Liebe zu diesem Sport dem Wahnsinn, der mit ihm betrieben wird, entgegenzuhalten.

Moritz Rinke, 49, ist Schriftsteller, offizieller Botschafter des SV Werder Bremen und Mitglied der DFB-Kulturstiftung. Er ist aktiver Spieler in der Deutschen Autorennationalmannschaft.

Der DOSB hat die 55. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule in München (DJS) gebeten, sich Gedanken über den Zusammenhang von Sport und Integration zu machen – frei und unabhängig von Vorgaben, gemäß dem journalistischen Kodex. Herausgekommen ist ein multimediales Projekt, das mit einer Webreportage über einen charismatischen Münchener Crickettrainer startet und in den darauffolgenden Tagen mit Interviews, persönlichen Erlebnissen und Statements von prominenten und weniger prominenten Menschen online und in den Sozialen Medien (Twitter: @DOSB_Integra) fortgeführt wird. Zum Abschluss der Kooperation am 8. Juni wechseln die DJS-Schüler in den Printbereich und erzählen ihre Geschichten zu Integration durch Sport in der Beilage einer großen deutschen Tageszeitung weiter. Lassen Sie sich überraschen.

Fragen: Leonie Gubela und Robin Köhler (DJS)


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