„Gewalt unter Jugendlichen hat nichts mit Herkunft zu tun“

Werner Springer, Jugendbeauftragter der Polizei Hamburg (Quelle: Werner Springer)
Werner Springer, Jugendbeauftragter der Polizei Hamburg (Quelle: Werner Springer)

Die Polizei in Hamburg hat zusammen mit dem Hamburger Sportbund im Rahmen des Programms „Integration durch Sport“ ein Hallenfussballturnier ausgerichtet. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Gewalt“ waren die Häuser der Jugend und andere freie Träger der Jugendarbeit eingeladen, mitzumachen. Einer der Organisatoren war Werner Springer, der Jugendbeauftragte des Bezirksamtsbereichs Bergedorf bei der Polizei Hamburg. In einem Interview berichtet er von der Veranstaltung und nimmt Stellung zur Situation der Jugendlichen in Hamburg Bergedorf.

Warum hat die Polizei Hamburg ein Hallenfußballturnier für Jugendliche ausgerichtet?

„Die Polizei hat vielschichtige Aufgaben. Neben den repressiven Aufgaben ist ein großer Bereich der Prävention gewidmet. Um Kinder und Jugendliche überhaupt zu erreichen, muss ein attraktives Angebot vorhanden sein. Wir versuchen, die Jugendlichen dort abzuholen, wo ihre Interessen sind – zum Beispiel im Sport – und diese Interessen wiederum als Brücken für Kontakte und Gespräche zu nutzen. So entstand die Idee eines Fußballturniers unter dem Motto ‚Gemeinsam gegen Gewalt’. Im Sport gelten Regeln, spielen Fairness und Teamgeist eine große Rolle. Das wollten wir nutzen.“

Ist die Gewaltkriminalität in Hamburg gestiegen oder nicht? Welchen Anteil haben Täter mit Migrationshintergrund und wie jung sind diese?

„Als Jugendbeauftragter kann ich natürlich nur bezüglich der unter 21-jährigen Tatverdächtigen antworten. 2008 wurden gegenüber dem Vorjahr insgesamt 7,3 % weniger Tatverdächtige unter 21 Jahren ermittelt. Erfreulicherweise hat sich dieser Trend auch im Bereich der Gewalt bestätigt. Auch hier ist die Zahl der registrierten Tatverdächtigen gegenüber 2007 gesunken. Somit können wir für Hamburg bilanzieren, dass sowohl die Jugend- als auch die Gewaltkriminalität zurückgegangen ist. In der polizeilichen Kriminalstatistik wird der Migrationshintergrund nicht erfasst. Hier wird lediglich unterschieden zwischen deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen. Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen sinkt seit Jahren. Obige Trends werden von den aktuellen Dunkelfeldforschungen bestätigt, so dass wir derzeit davon ausgehen können, dass Jugendkriminalität in der Summe rückläufig ist.“

Hat die Polizei eine Verpflichtung, präventiv etwas gegen Jugendgewalt und Jugendkriminalität zu tun?

„Selbstverständlich hat die Polizei die Verpflichtung, mit präventiven Maßnahmen gegen die Jugendkriminalität und insbesondere gegen die Gewaltkriminalität anzugehen. Die Bekämpfung der Jugendkriminalität ist aber nur in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext, mit aufeinander abgestimmten Maßnahmen, sinnvoll.“

Was kann man generell gegen jugendliche Gewaltkriminalität tun und welche Rolle kann der Sport dabei spielen?

„Maßnahmen gegen jugendliche Gewaltkriminalität sind eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Das fängt an mit der Stärkung der Familie und den Erziehungskompetenzen der Eltern, geht über eine Chancengleichheit in der Bildung und endet mit erfolgversprechenden Perspektiven im Berufsleben. Der Sport kann eine wichtige und integrative Rolle spielen. Sport treiben in der Regel alle Jugendlichen gerne. Jugendliche in den Sportvereinen zu integrieren, ist eine sinnvolle Aufgabe, die durch verschiedene Maßnahmen gefördert werden kann und muss.“

Spielt unterschiedliche Herkunft bei Gewalt unter Jugendlichen eine Rolle?

„Nein, grundsätzlich nicht. Es kommt immer individuell darauf an, welchen Risikofaktoren der Jugendliche ausgesetzt ist. Dies hat mit der Herkunft in der Regel nichts zu tun.“

Ziel des Hallenturniers war es, Vorurteile und Ängste abzubauen und gegenseitige Akzeptanz zu fördern. Wie ist es denn gelaufen – konnten Sie dieses Vorhaben erfolgreich umsetzen?


„Das Hallenfußballturnier hat an den zwei Tagen gezeigt, dass es möglich ist, mit über 100 Kindern und Jugendlichen auf engsten Raum einen ganzen Tag zusammen zu sein. Die Kinder und Jugendlichen aus den verschiedenen Jugendeinrichtungen und somit auch aus sehr unterschiedlichen sozialen Schichten und verschiedenen ethnischen Kulturen haben es geschafft, ohne einen ernsthaften Zwischenfall dazu beizutragen, dass das öffentliche Bild der raufenden, zur Gewalt neigenden, Jugend ad absurdum geführt wurde.“
 


  • Werner Springer, Jugendbeauftragter der Polizei Hamburg (Quelle: Werner Springer)
    Werner Springer, Jugendbeauftragter der Polizei Hamburg (Quelle: Werner Springer)