"Durch Judo bin ich den Menschen ein Stück näher"

Es gibt neue Folgen der Podcast-Serie „Halbe Katoffl Sport“, eine Kooperation zwischen dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ und dem Podcaster Frank Joung aus Berlin. (Folge 1)

Der Judoka Shugaa Nashwan hat gute Chancen an den Paralympics in Tokio in diesem Jahr teilzunehmen. Foto: Frank Joung
Der Judoka Shugaa Nashwan hat gute Chancen an den Paralympics in Tokio in diesem Jahr teilzunehmen. Foto: Frank Joung

Shugaa Nashwan wurde 1997 im Jemen geboren. Bereits früh erkennt die Familie, dass er und eine seiner Schwestern eine Augenkrankheit haben. Shugaa kann Dinge nur schemenhaft erkennen. 

Gemeinsam mit seinem Vater, seiner deutschen Stiefmutter und den Geschwistern fliegt er für eine bessere medizinische Versorgung nach Deutschland. Über die Zeit stellt sich heraus, dass es seinen Bruder und seine Schwester wieder in den Jemen zurückzieht. Shugaa jedoch gefällt es in Wiesbaden. Er bleibt. Alleine.

Shugaa nimmt seine Integration nach eigener Aussage sehr ernst. Für ihn war sie ein Ansporn. „Ich wollte anderen mit meinem Deutsch imponieren“, sagt der 22-Jährige. Er ist ein guter Schüler, engagiert sich im Jugendparlament – und reitet, skatet, fährt Ski. Seine Blindheit ist ihm kein Hindernis. „Ich wollte nicht, dass man mir meine Behinderung als Nachteil auslegt. Ich habe mich immer gern bewegt und habe alles gemacht, was möglich war.“

Heute weiß er, dass seine Integrationsbemühungen zum Teil einem Minderwertigkeitskomplex entspringen: "Ich musste mich hervortun, weil das, was ich war, nicht ausgereicht hat."

Sportlich läuft es gut für ihn. Der Judoka steht derzeit im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft – mit guten Chancen auf eine Paralympics-Teilnahme in Tokio in diesem Jahr. Rückendeckung erhält er von seiner Familie, deren Großteil mittlerweile in Deutschland lebt. Sie konnten sich 2015, nach dem Ausbruch des Krieges in Jemen, nach Deutschland retten. Es sei nicht immer einfach, den sechs Geschwistern (zwei weitere leben außerhalb von Europa) und der Mutter im Alltag unter die Arme zu greifen, wenn man in diesen verschiedenen (Gedanken-) Welten lebt: irgendwo zwischen Kriegsschauplatz und Judomatte, Studium und Paralympics, Erste-Welt-Privileg und Seh-Behinderung. 

Im „Halbe Katoffl Sport“-Podcast spricht der Judoka und Psychologiestudent über angebliche Superkräfte, warum er den Blindenstock verweigerte, welches Land seine dritte Heimat geworden ist – und TKKG als Integrationsprogramm.

Halbe Katoffln im Sport

Im vergangenen Jahr begann die Kooperation des Podcasts „Halbe Katoffl“ mit „Integration durch Sport“, es entstand die Serie „Halbe Katoffl Sport“. Der Anlass: das 30-jährige Jubiläum des vom BMI und BAMF geförderten Bundesprogramms. Es waren acht interessante, bewegende, immer auch humorvolle Gespräche mit Menschen mit nichtdeutschen Wurzeln über Themen wie Integration und Identität und die Frage, welche Rolle der Sport dabei spielte. Wegen der sehr positiven Resonanz auf den Podcast, wird die Kooperation in diesem Jahr fortgeführt. „Halbe Katoffl Sport“ erscheint immer Mitte des Monats. Die neuen Folgen kann man hier hören. 

(Quelle: DOSB)


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  • Der Judoka Shugaa Nashwan hat gute Chancen an den Paralympics in Tokio in diesem Jahr teilzunehmen. Foto: Frank Joung
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