„Ich kannte das nicht, dass mir Menschen ähnlich sehen“

Folge 2 der Podcast-Serie „Halbe Katoffl Sport“, eine Kooperation zwischen dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ und dem Podcaster Frank Joung, stellt Benjamin Brömme vor.

Benjamin Brömme ist Kriminaloberkommissar in Frankfurt am Main. Foto: Frank Joung
Benjamin Brömme ist Kriminaloberkommissar in Frankfurt am Main. Foto: Frank Joung

Benjamin Brömme, Jahrgang 1984, ist in der ehemaligen DDR geboren, als Kind eines Kubaners und einer Deutschen. Der Vater allerdings muss das Land und damit auch die Familie früh verlassen – da ist Benjamin gerade mal drei Jahre alt.

Als die Mauer fällt und die innerdeutsche Grenze geöffnet wird, ziehen die Brömmes in den Westen. „In den Westerwald, tiefste Provinz“, sagt Benjamin. Auf der Grundschule läuft alles rund, einige seiner besten Freunde von heute stammen aus dieser Zeit. Doch als Benjamin auf die Gesamtschule in den Nachbarort - eine NPD-Hochburg - wechselt, wird der Ton rauer. Irgendwann lässt sich Benjamin die Hänseleien und rassistischen Sprüche der Mitschüler nicht mehr gefallen. Er wehrt sich - vermehrt mit Fäusten. „Ich wurde zu einem aggressiven Typen.“

Es ist eine Zeit, die ihn stark prägt und in der er einen Ehrgeiz entwickelt. Ausleben kann er den beim Sport. Als er das erste Mal zum Leichtathletiktraining geht, ist er bereits 19 Jahre alt. Das erste Training jedoch ist ein Desaster. Mehr als ein Aufwärmen ist konditionell nicht drin. Doch er kommt wieder, trainiert nach und nach mehr, bis er irgendwann 14 bis 15 Einheiten in der Woche absolviert. Benjamin ist Sprinter: 100 und 200 Meter. Er nimmt erfolgreich bei Deutschen Meisterschaften teil, doch seinen Olympiatraum kann er sich leider nicht erfüllen.

Dafür führt ihn der Sport zu seinem heutigen Beruf. Benjamin wird in die Sportfördergruppe der Polizei aufgenommen. „Das war das erste Mal, dass ich von einer Institution eine Chance bekommen habe, mich zu beweisen. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Heute arbeitet der 36-Jährige als Kriminaloberkommissar in Frankfurt am Main. Abteilung Internetbetrug.

Den nervösesten Moment seines Lebens erlebt Benjamin, kurz bevor er seinen leiblichen Vater wieder treffen soll. Bei der Suche hat ihm seine ebenfalls kubanisch-deutsche Frau geholfen.

Die Sprintspikes hat Benjamin zwar an den Nagel gehängt, der Leichtathletik ist er aber treu geblieben. Er hat einen Podcast ins Leben gerufen, in dem er Leichtathlet*innen interviewt. „Mainathlet“ erscheint einmal wöchentlich.

Zur neuen Podcast-Folge >>>

Halbe Katoffln im Sport

Im vergangenen Jahr begann die Kooperation des Podcasts „Halbe Katoffl“ mit „Integration durch Sport“, es entstand die Serie „Halbe Katoffl Sport“. Der Anlass: das 30-jährige Jubiläum des vom BMI und BAMF geförderten Bundesprogramms. Es waren acht interessante, bewegende, immer auch humorvolle Gespräche mit Menschen mit nichtdeutschen Wurzeln über Themen wie Integration und Identität und die Frage, welche Rolle der Sport dabei spielte. Wegen der sehr positiven Resonanz auf den Podcast, wird die Kooperation in diesem Jahr fortgeführt. „Halbe Katoffl Sport“ erscheint immer Mitte des Monats. Die neuen Folgen kann man hier hören. 

(Text: Marcus Meyer)


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