Kristina Vogel ist eine der erfolgreichsten Sportlerinnen in Deutschland. Sie hat im Bahnradsport national und international fast alles gewonnen, was man gewinnen kann. Seit einem Unfall vor zwei Jahren ist sie querschnittsgelähmt.
Was viele nicht wissen: Kristina, Jahrgang 1990, ist in Kirgistan geboren und hat die ersten Lebensjahre in einem „Asylantenheim“ in Thüringen verbracht. Erinnerungen daran hat sie allerdings keine. Sie wächst mit ihrer Mutter und deren Partner auf. Ihren leiblichen Vater hat sie nie kennengelernt.
Die junge Kristina tanzt gern, fährt gern Fahrrad, dann muss sie sich für eine Sportart entscheiden. Nach einem Münzwurf wird’s der Radsport. Kristinas Leben richtet sich nach und nach immer mehr aufs Radfahren aus. Sie besucht die Sportschule, wird mehrfache Juniorenweltmeisterin, wird zum Bundeskader eingeladen und macht eine Ausbildung in der Polizei-Sportfördergruppe.
Nach einem schweren Radunfall 2009 – sie liegt zwei Tage im künstlichen Koma – sitzt sie bereits nach acht Monaten wieder im Sattel und fährt Wettkämpfe. „Ich war einfach noch nicht fertig mit dem Sport“, sagt sie rückblickend.
Sie fährt Erfolg um Erfolg ein. Zwanzig deutsche Meisterschaften, elf Weltmeistertitel, zwei Olympiasiege. Bei den Olympischen Spielen in Rio geht ihr hauchdünner Sieg im Einzelfahren um die Welt, weil sie bei der Zieleinfahrt den Sattel verliert.
Am 26. Juni 2018 nimmt Kristina Vogels Leben eine folgenreiche Wendung. Beim Training fährt sie auf einen anderen, stehenden Radfahrer auf der Bahn auf. Schon auf der Bahn wird ihr klar: „Ich werde nie wieder laufen können.“ Die nächsten zwei Wochen kämpft sie um ihr Leben. Noch im Krankenhaus sagt sie ihrem Lebensgefährten: „Ich mache Schluss.“
Ihr Leben danach ändert sich von Grund auf, sie ist querschnittsgelähmt. Von der weltweiten Anteilnahme ist sie überwältigt. Wie beeindruckend sie mit ihrem Schicksal umgeht, hat sie in unzähligen Auftritten und Interviews gezeigt. Sie sagt: „Ich kann ein selbstbestimmtes Leben führen. Ich bin immer noch ich. Nur anders.“ Und sie sagt auch: „Ich bin dem Unfall fast dankbar.“ Sie mag ihr Leben ohne Leistungssport. Während ihrer aktiven Zeit habe sie auf viel verzichten müssen. „Ich konnte das alles gar nicht richtig genießen.“
2020 wäre sie gerne wieder zu Olympia gefahren, diesmal als TV-Kommentatorin, aber auch so habe sie viel erlebt in den vergangenen zwei Jahren: „Ich war mit 28 auf meinem ersten Konzert!“. Sie hält Motivationsvorträge, durfte beim Bambi-Preis eine Laudatio halten, ist aus dem Flugzeug gesprungen – mit Fallschirm. Sie konnte endlich mal Urlaub machen, hat Promis getroffen – und wurde mit einer eigenen Barbiepuppe ausgezeichnet. „Ich genieß mein Leben total. Aus ganz, ganz viel Sche… ist was ganz, ganz Tolles entstanden.“
(Text: Frank Joung)
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Halbe Katoffln im Sport
Im vergangenen Jahr begann die Kooperation des Podcasts „Halbe Katoffl“ mit „Integration durch Sport“, es entstand die Serie „Halbe Katoffl Sport“. Der Anlass: das 30-jährige Jubiläum des vom BMI und BAMF geförderten Bundesprogramms. Es waren acht interessante, bewegende, immer auch humorvolle Gespräche mit Menschen mit nichtdeutschen Wurzeln über Themen wie Integration und Identität und die Frage, welche Rolle der Sport dabei spielte. Wegen der sehr positiven Resonanz auf den Podcast, wird die Kooperation in diesem Jahr fortgeführt. „Halbe Katoffl Sport“ erscheint immer Mitte des Monats. Die neuen Folgen kann man hier hören.
