Überregionales Trainerseminar in Lichtenfels

Am 3. und 4. Oktober 2020 veranstaltete der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) ein Trainerseminar zum Thema „Gewaltprävention und soziale Arbeit im und durch Boxsport“.

Bilder: LSVBW
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Das Angebot fand im Rahmen des Projektes „TAKE YOUR CHANCE“ statt, das durch den Sonderfonds des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ gefördert wird. Das zweitägige überregionale Seminar in der Franken Akademie im Schloss Schney in Lichtenfels (Bayern) richtete sich an Trainerinnen und Trainer aus Boxsportvereinen in Sachsen und Bayern und wurde in Zusammenarbeit mit den beiden Landesfachverbänden organisiert. Ein wichtiger Bestandteil des Trainerseminars waren die Themen Integration und Interaktion aus der Perspektive der Migrationspsychologie. Als Gastdozenten konnten der Migrationspsychologe Dr. Dietmar Czycholl sowie der Verhaltenspsychologe Aaron Czycholl gewonnen werden. Sie erläuterten den 13 Seminarteilnehmern die wichtigsten Aspekte der Interaktion von Mensch und Umwelt, die psychologische Auswirkung eines Migrationsprozesses auf das menschliche Verhalten und Handeln sowie die Regeln der nonverbalen Kommunikation und diskutierten mit ihnen darüber. Ihre Vorträge belegten beide Referenten mit wissenschaftlichen Modellen zum Thema Migration und stellten einige Studien und Informationen zur Gewaltforschung dar.

Am zweiten Tag stand das Thema Transfer in die Vereinspraxis im Seminarplan. Neben den Informationen über das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ sowie gewaltpräventive Ansätze des Programms, wurde das sozial-integrative Projekt „Fight for your Live“ aus Villingen-Schwenningen vorgestellt. In einem Netzwerk aus sozialen Organisationen, Bildungseinrichtungen und weiteren kommunalen Partnern kümmert sich dort der Boxverein Boxing VS um sozial benachteilige Kinder und Jugendliche und fördert über den Boxsport deren Integration in die Gesellschaft. Auch „schwere“ Jungs, die bereits aufgrund von Gewaltdelikten und weiteren Straftaten Sozialstunden leisten müssen, konnten hier schon über das Training und die intensive pädagogische Betreuung den Anschluss an die Gesellschaft finden. „Wir haben bereits mehreren Jugendlichen aus unserem Projekt eine neue Perspektive gezeigt. Einige von ihnen konnten ihren Weg in den Boxsport finden und Deutsche Meister werden, andere erfolgreich eine Lehrstelle finden und einen Beruf lernen. Das wichtigste in diesem Findungsprozess ist die sozialpädagogische Betreuung und eine Vertrauensperson an der Seite der Jugendlichen. Diese Rolle kann im Idealfall ein Trainer übernehmen. Das fordert natürlich viele Ressourcen und Engagement,“ so Oliver Vlcek vom Verein Boxing VS, der das Projekt initiiert hat und federführend koordiniert.
Nach zwei Seminartagen konnten die beteiligten Vereinstrainerinnen und -trainer eine sehr positive Bilanz ziehen. „Ich konnte durch psychologische Erklärungsmodelle meine eigenen Erlebnisse und Verhaltensweisen viel besser nachvollziehen und reflektieren. Auch für meine Tätigkeit im Verein kann ich ganz sicher einige wertvolle Tipps und Anregungen mitnehmen,“ fasste Dietrich Koch vom TUS Pfarrkirchen sein Feedback zum Seminar zusammen, dem sich auch weitere Beteiligte anschließen konnten.
Das zweite Trainerseminar findet am 13.-14. März 2021 am Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar in Heidelberg statt. „Wir werden das gleiche Programm auch für Vereine aus Hessen und Baden-Württemberg anbieten und rechnen mit gleichem Interesse und Resonanz wie in Oberfranken,“ kündigte Sergej Gergert vom LSVBW an, der beide Seminare organisiert und gestaltet.


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