Corona macht erfinderisch – Wie aus der Not auch positive Aspekte gezogen werden konnten

Noch vor einigen Wochen war es undenkbar, an gemeinsames Sporttreiben zu denken. Beim Essener Sportbund e.V. war man erfinderisch und hat Alternativen in Zeiten der Corona-Krise kreiert.

Anfänglich hat es sich der Essener Sportbund e.V. zur Aufgabe gemacht, frühzeitig Videos mit Trainingsanleitungen für ein Training Zuhause - auch für den Gesundheits- und Rehasport - auf der Homepage zu veröffentlichen. Ebenso wurden alle Mitgliedsvereine informiert, ihre eigens erstellten Videos zur Verfügung zu stellen, um auf einer eigens hierzu erstellen Internetplattform gebündelt mit diesen Angeboten aufzutreten. So konnten viele verschiedene Sportarten abgedeckt und das gemeinsame Angebot über die Medien bekannt gemacht werden. Mit zunehmenden Lockerungen, die durch die Coronaschutzverordnungen erfolgten, wurde endlich nach und nach ein gemeinsames Sporttreiben vor Ort wieder möglich. Allerdings in anderer Form als vor der Pandemie.

In diesem Zuge mussten auch die langfristig angelegten Projekte im Bereich „Integration durch Sport“ umgedacht werden.

Aufgrund der hohen Zahl von Kindern, die nicht schwimmen können, und der verschärften Problematik durch die seit März ausgefallenen Schwimmkurse, galt der Wiederaufnahme des Ferienschwimmangebotes „In 8 Tagen zum Seepferdchen“ ein besonderes Augenmerk. Ziel dieses seit 2017 durchgeführten Projektes ist es, den Anteil der sicher schwimmenden Kinder - insbesondere jener aus schwierigen sozialen Verhältnissen - in Essen zu erhöhen.

Nachdem die bereits gebuchten 220 Kursplätze in den Osterferien komplett abgesagt werden mussten, bestand zusätzlich die Herausforderung, dass die Durchführung in den Sommerferien unter den aktuellen Bedingungen neu gedacht werden musste. Daher entschied sich der Essener Sportbund e.V. gemeinsam mit seinen Stützpunkt- und Schwimmvereinen, die Angebote erstmalig im Freibad durchzuführen. So konnte das vereinsgeführte Freibad Steele im Essener Osten als neuer Standort für das integrative Schwimmprojekt gewonnen werden. Statt drei paralleler Gruppen innerhalb der zweiwöchigen Kurszeit wurde auf drei zweiwöchige Angebotszeiträume umgestellt, bei denen täglich vier Gruppen aufeinander folgten. Dieses Umdenken bot unerkannte Chancen, denn Übungsleiter können sich intensiver um einzelne Kinder kümmern und Eltern hatten die Möglichkeit, aus 3 verschiedenen Ferienblöcken die beste Zeit für sich zu wählen.

Die 150 Plätze waren erfahrungsgemäß innerhalb weniger Tage ausgebucht. Um den Kindern dennoch den Besuch eines Schwimmkurses zu ermöglichen, vermittelte der Essener Sportbund e.V. die zahlreichen weiteren Anfragen an die Essener Schwimmvereine und die vereinsgeführten Sport- und Gesundheitszentren, die ebenfalls Angebote fürs Kinderschwimmen vorhalten.

Auch in vielen weiteren integrativen Sportangeboten war ein Umdenken notwendig. In Essen bemühten sich viele Sportvereine aus dem Stehgreif darum, diverse Ferienprogramme für alle daheimgebliebenen Kinder und Jugendlichen umzuplanen oder erstmalig durchzuführen. Stützpunktvereine, wie die MTG Horst 1881 e.V. und die Essener HSG am Hallo e.V., haben Ferienprogramme für Schulkinder auf die Beine gestellt, die der Essener Sportbund e.V. zusammen mit den zahlreichen weiteren Ferienangeboten der Sportvereine auf seiner Homepage veröffentlicht hat (https://essener-sportbund.de/sommerferienangebote-der-essener-sportvereine-2020/).

Vom Essener Sportbund e.V. wurde zudem erstmalig ein vielfältiges Sportangebot für 8 bis 12-jährige Kinder im „ESPO-Sportcamp“ organisiert. Angeleitet von Übungsleitern der Stützpunktvereine und weiteren ehrenamtlich Engagierten der Sportvereine heißt es hier täglich neue Sportarten zu erleben und genau die richtige für sich zu entdecken. Das integrative Sportcamp bietet mit Ballsport, Klettern und Turnen, neben kultureller auch sportliche Vielfalt.

Und was geschieht mit all den wöchentlich stattfindenden Integrationsangeboten, welche durch die Auflagen seit Monaten nicht stattfinden können? Ein integratives Volleyballangebot des Essener Sportbundes e.V. wurde kurzerhand zu einem Beachvolleyballangebot umfunktioniert und bietet so eine noch größere Nähe zu den auf der Anlage ansässigen Vereinen. Man kommt in einen direkten Austausch, mit Abstand versteht sich. Ein mit großer Nachfrage angebotener Bollywood-Tanzkurs für Frauen hat aktuell zu wenig Platz in der gewohnten Turnhalle. Hier soll eine größere Halle die Wiederaufnahme des Angebotes möglich machen. Not macht erfinderisch und birgt auch Potentiale zum Umdenken für die Zukunft.