Berlin: Der „Black History Month“ in Deutschland

Seit Jahrzehnten steht der Monat Februar auch in Deutschland unter dem Motto, die Geschichte Schwarzer Menschen* und Schwarzer Kultur zu würdigen und in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. In diesem Jahr möchten wir den Anlass nutzen und mit einer mehrteiligen Artikelserie einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Im ersten Artikel unserer Reihe beleuchten wir den Black History Month näher und geben einen Ausblick auf die nächsten Beiträge. 

Black History Month – Ursprung und Geschichte 

Der Black History Month ging aus den von Carter G. Woodson initiierten "Black History Week" (Anmerkung: der historische Name wurde durch die Redaktion überarbeitet) hervor. Der Februar wurde gewählt, weil in diesem Monat Abraham Lincoln, Frederick Douglass und Langston Hughes geboren wurden. Ausschlaggebend für den BHM war die Tatsache, dass zu dieser Zeit die Geschichte der Schwarzen Bevölkerung kaum in Geschichtsbüchern behandelt wurde und somit das Wissen um dieses Thema zugänglich gemacht
werden sollte. Außerdem sollte die breite Öffentlichkeit auf den Beitrag von Afroamerikaner*innen zur Geschichte ihres Landes aufmerksam gemacht werden.

Der erste offizielle Black History Month fand 1969 an der Kent State University im US-Bundesstaat Ohio statt. Bereits in den 1910er und 20er Jahren gab es vergleichbare Bewegungen, beispielsweise die Harlem Renaissance, eine Epoche, die den Weg für die Bürger*innenrechtsbewegung der 1950er und 60er rund um Dr. Martin Luther King jr. geebnet hat. In den 1980ern wurde in Europa der Black History Month erstmals in London ins Leben gerufen.

Der Grund für seine Entstehung ist ebenso wichtig wie simpel: Schwarze Communities wollten mit diesem Monat auf ihre historische Vergangenheit aufmerksam machen, um den damit einhergehenden Rassismus zu bekämpfen. Denn der Geschichtsunterricht in den USA, im Vereinigten Königreich, Deutschland und anderswo klammert Schwarze Geschichte meist weitgehend aus. Die schreckliche Ermordung von George Floyd am 25. Mai letzten Jahres in Minneanapolis (Michigan, USA) ist nur ein weiterer trauriger Beweis dafür, dass der Black History Month nicht an Aktualität verloren hat.

Aber Schwarze Menschen müssen mit diesen Diskriminierungserfahrungen nicht nur in den USA leben, sondern überall auf der Welt. So ist es nicht verwunderlich, dass der Black History Month nach und nach auch von anderen Ländern übernommen wurde. Der erste deutsche Black History Month in Deutschland fand im Jahre 1990 statt und wurde von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. (ISD) und zahlreichen Schwarzen NGO’s organisiert.

Die Artikelreihe 

Mit unserer Artikelreihe möchten wir sensibilisieren und aufklären, Ausblicke und Anreize liefern, aber auch auf bestehende Missstände hinweisen, mit denen Schwarze Menschen auch heute noch konfrontiert sind. Denn Alltagsrassismen, ob gewollt oder nicht, ob gesehen oder nicht, bestehen noch immer und es ist an uns, sie zu erkennen und zu bekämpfen. Es ist an uns, unseren Schwarzen Mitmenschen beizustehen, sie zu unterstützen, ihnen Raum zu geben, zu Wort zu kommen und allem voran, sich sicher und akzeptiert zu fühlen!  

Der zweite Beitrag dieser Reihe wird am Montag, den 08.02.2021, zum Thema „deutsche Kolonialgeschichte – welchen Beitrag leistete Deutschland bei der Ausbeutung des afrikanischen Kontinents?“ (Titel: “Rassismus in unseren Köpfen und was die deutsche Kolonialgeschichte damit zu tun hat”) erscheinen. Ein großer Teil unseres heutigen Wohlstands und der Prosperität Deutschlands steht in direktem Zusammenhang mit der deutschen Rolle im Kolonialismus. Welche Rolle spielte Deutschland in Afrika? Wie profitiert Deutschland bis heute noch vom eigenen Kolonialerbe? Diesen Fragen gehen wir im kommenden Beitrag nach.  

Unser dritter Beitrag wird am Montag, den 22.02.2021, veröffentlicht. In einem Interview erzählen uns Ireti Amojo und Roli-Ann Neubauer - zwei inspirierende Sportlerinnen - von Ihren Erfahrungen im organisierten Sport. Wir reden unter anderem darüber, wie sie der Sport geprägt hat, mit welchen positiven, aber auch negativen Situationen sie konfrontiert wurden. Schließlich erfahren wir von ihnen welche Hoffnungen und Wünsche sie im Hinblick auf einen inklusiven und empowernden Sport in Deutschland haben. 

Öffentliche Debatten über Rassismus werden in Deutschland und anderen mehrheitlich „weißen“ Ländern oftmals von Menschen geführt, die selbst nicht von Rassismus betroffen sind. Dies bringt den sogenannten "white Gaze" mit sich, also eine weiße Sicht auf die Lebensrealitäten von Betroffenen. Um dem zumindest ein Stück weit entgegenzuwirken, ist Jannick Philp für diese Artikelreihe unser Co-Autor. Neben seinem Studium (Sport und Biologie auf Lehramt) arbeitet er als Lehrer an einer Berliner Sekundarschule und beschäftigt sich seit März 2020 als studentischer Mitarbeiter am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (HU Berlin) eingehend mit sportsoziologischer Rassismusforschung. Er kann auf jahrelange Erfahrungen als aktiver Teilnehmer und Trainer im organisierten Sport zurückgreifen und kennt beide Seiten der Medaille: die Perspektive des von rassistischer Diskriminierung Betroffenen, aber auch die des Privilegierten. 

Monate, Jahre und Jahrzehnte 

Neben dem Februar hat seit jüngerem auch der Juni explizite Relevanz. Seit 2016 werden jedes Jahr im Juni durch Black Lives Matters Berlin antirassistische und empowernde Programme organisiert. 2020 fand dies aufgrund der COVID-19 Pandemie ausschließlich digital statt. Im Juni 2021 möchten wir mit zwei weiteren Artikeln rund um die Themen Sport und „Ally sein“ einen kleinen Beitrag hierzu leisten. 

Die Vereinten Nationen (UN) haben für die Jahre 2015-2024 die Internationale Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft ausgerufen.  

Weitere Informationen zum Black-History-Month findet ihr u.a. hier: 

Black History Month 2020: What is it? - CBBC Newsround 

Warum der Black History Month auch in Deutschland gefeiert wird (editionf.com) 

* Das Wort Schwarz wird in diesem und allen folgenden Artikeln groß geschrieben. Eine klare und eindeutige sowie nachvollziehbare Begründung findet sich im Glossar für diskriminierungssensible Sprache von Amnesty International und hier zum Nachlesen:  

„Schwarze Menschen ist eine Selbstbezeichnung und beschreibt eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. "Schwarz wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle' Eigenschaft', die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist. So bedeutet Schwarz-Sein in diesem Kontext nicht, einer tatsächlichen oder angenommenen 'ethnischen Gruppe' zugeordnet zu werden, sondern ist auch mit der gemeinsamen Rassismuserfahrung verbunden, auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen zu werden."“ 

(Quelle: Glossar für diskriminierungssensible Sprache | Amnesty International

Wir bedanken uns sehr bei der wunderbaren Fotografin Carolin Windel (https://www.instagram.com/carolin_windel) für die Zurverfügungstellung des passenden Bildes und bei Ulrike Kühn für die Illustrierung des Fotos.

Bereits in dieser Reihe erschienen:

Der "Black History Month" in Deutschland

"Rassismus in unseren Köpfen und was die deutsche Kolonialgeschichte damit zu tun hat"