Willkommen im Sport - Der Weimarer Boxverein hilft Flüchtlingen bei der Integration

„Willkommen im Sport“ ist ein Projekt des Deutschen Olympischen Sportbundes. Es wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Das Projekt unterstützt die vielen Ehrenamtlichen in den Sportvereinen, die sich für Flüchtlinge engagieren. Der Landessportbund Thüringen setzt das Projekt im Sinne einer gelebten Willkommenskultur im bundesweiten Programm „Integration durch Sport“ mit 13 Sportvereinen in Thüringen um. Die Sportvereine bieten mit "Willkommen im Sport" allen sportinteressierten Flüchtlingen regelmäßige Möglichkeiten zum Sporttreiben an. Übungsleiter leiten die Sportangebote und die Sportvereine stellen Sportgeräte zur Verfügung. Einer dieser Sportvereine ist der Boxverein Weimar.

Die Sportart Boxen ist auch bei Flüchtlingskindern sehr beliebt
Die Sportart Boxen ist auch bei Flüchtlingskindern sehr beliebt

„Bei uns war es schon immer bunt", erinnert sich Thomas Elke, sportlicher Leiter beim Boxverein Weimar. Integrationsarbeit betreibt der Klub schon immer, dem Programm „Integration durch Sport" gehört man seit 2004 an. Auch im Projekt „Willkommen im Sport" beteiligt sich der Boxverein und bietet damit Flüchtlingskindern weit mehr als nur eine sportliche Betätigung. „Wir helfen ihnen Regeln im Sport und in unserer Gesellschaft zu erlernen, damit sie für ihre Zukunft gerüstet sind", erzählt Elke. Regeln sind eine wichtige Grundlage für den Umgang im Weimarer Boxverein. „Bei uns wird ausschließlich Deutsch gesprochen. Ein Deutschkurs ist Pflicht." Den Deutschkurs hat der Verein für die vielen Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund selbst ins Leben gerufen. Betreut wird er von Steffen Andritzke. Der Sportintegrationsarbeiter ist seit April 2015 im Verein, wird drei Jahre lang über das Programm „Aktion Mensch" finanziert. Neben dem Deutschkurs hilft Andritzke den Kindern auch bei Schulaufgaben und leitet den außerschulischen Hortsport. „Wir arbeiten eng mit den Schulen zusammen", verrät Elke. Insgesamt neun Kooperationen unterhält der Verein mit Schulen bis hin nach Blankenhain. Auch mit den Familien der Vereinsmitglieder pflegt der Weimarer Boxverein durch regelmäßige Elternabende mit Teilnahmepflicht einen engen Kontakt. Angesichts von rund 100 Kindern aus 16 Nationen eine Mammutaufgabe. Doch der Verein stellt sich der Herausforderung gern – solange alle mitziehen. „Hier hat jeder eine Chance verdient, die bekommt er auch. Niemand wird bevorzugt, alle sind gleich. Jeder muss sich an dieselben Regeln halten. Wenn jemand aus Prinzip nicht arbeiten gehen will, wollen wir ihn im Gegenzug auch nicht trainieren. Aber zerreißt sich jemand für uns, zerreißen wir uns auch für ihn“, gibt Elke die Devise des Vereins zu verstehen und erinnert sich dabei an einen Tschetschenen, den der Boxverein aus der Erstaufnahmeeinrichtung Mühlhausen nach Weimar holte und ihn mit einer Wohnung und Arbeit versorgte. Im Gegenzug lernte er mit Unterstützung des Vereins Deutsch. Möglich sind solche Maßnahmen dank mehrerer Kooperationspartner. Wer nicht fürs Boxen geschaffen ist, wird beispielsweise an den Athletiksportclub Weimar weitervermittelt. Integration von Migranten ist eines von vielen Themenfeldern, denen sich der Verein widmet. „Wir kümmern uns seit Jahren um deutsche Kinder aus sozial benachteiligten Familien“, so Heidi Goretzki, Vorstandsmitglied mit dem Schwerpunkt Sozialarbeit. „Wir können aber nicht jegliche Integration leisten. Das kann ein Verein allein nicht stemmen. Es gehört für uns zum Selbstverständnis, dass wir unsere Leistungsgrenzen kennen“, erklärt sie. Diejenigen, die im Verein integriert sind, bringen sich vorbildlich ein. „Negative Erfahrungen lassen wir nicht zu“, ergänzt Thomas Elke. „Hier kommen auch Russen und Tschetschenen trotz politischer Spannungen super miteinander aus. Im Boxring trainieren sie zusammen, bei der anschließenden Videoanalyse machen sie gemeinsam Späße. Es ist schön zu sehen, wie sie zusammen harmonieren“, freut sich Elke, der Integration so definiert: „Für mich ist Integration, dass die deutschen und ausländischen Kinder gemeinsam trainieren, zu Wettkämpfen fahren, mal eine Nacht von Zuhause weg sind und gemeinsam mit anderen neue Erfahrungen machen.“ Auch vom Projekt „Willkommen im Sport“ hat der Präsident des Vereins, Dr. Peter Krause, klare Vorstellungen. Die vom DOSB und Landessportbund Thüringen zur Verfügung gestellten Mittel will er unter anderem für die bessere Integration von Flüchtlingskindern in die Sportangebote verwenden. „Wir versuchen die Flüchtlingskinder durch das Training in den Verein zu holen und in vorhandene Gruppen einzugliedern. Unser Ziel ist es, dass die Flüchtlinge eine Vereinsmitgliedschaft beantragen. Wir legen trotz aller Integrationsmaßnahmen Wert darauf, dass wir in erster Linie ein Sportverein sind.“ Kontakt zum Boxverein Weimar e.V. www.boxverein-weimar.de   


  • Die Sportart Boxen ist auch bei Flüchtlingskindern sehr beliebt
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  • Hausaufgabenhilfe im Boxverein Weimar unter Anleitung von Steffen Andritzke
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  • Gemeinsame Aktionen werden mit dem Kooperationspartner Athletiksportclub Weimar   durchgeführt
    Gemeinsame Aktionen werden mit dem Kooperationspartner Athletiksportclub Weimar durchgeführt
  • Vereinsvorsitzender Thomas Elke motiviert seine Sportler
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