Da Mbabi: "Manche Mädels scheuen den ersten Schritt"

Sie stürmt und studiert im Deutschen Eck, beim SC Bad Neuenahr beziehungsweise an der Uni Koblenz. Im Juni will Célia Okoyino da Mbabi Fußball-Weltmeisterin werden. Integration? Von dem Thema sieht sich die 22-Jährige mit interkulturellen Wurzeln nicht persönlich betroffen. Trotzdem hat sie dazu einiges zu sagen.

(Foto: Fußballmarkt)
(Foto: Fußballmarkt)

>> Ihr Vater kommt aus Kamerun, Ihre Mutter aus Frankreich, Sie selbst sind in Deutschland geboren. Inwieweit fühlen Sie sich vom Thema Integration persönlich berührt?

Integration ist für mich kein aktiver Prozess. Ich habe nie gedacht, ich muss mich integrieren. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, in den Kindergarten und die Schule gegangen wie alle anderen Kinder auch. Die Leute draußen haben das vielleicht manchmal so interpretiert, aber für mich selbst war Integration nie ein Thema. 

>> Wie war das im Fußball? Sie und Ihre Eltern mussten die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, damit sie in den DFB-Auswahlmannschaften spielen durften.

Ich bin jedenfalls nicht Fußball spielen gegangen, weil ich Kontakte knüpfen wollte. Ich hatte nie irgendwelche Probleme und bin ja auch weiß Gott nicht die einzige Spielerin mit Migrationshintergrund beim DFB. Mittlerweile ist das völlig normal, und wir selber reden gar nicht darüber. Auch bei uns imVerein darf jeder mitspielen, der sich an die Regeln hält, da spielen Sprache oder Herkunft keine Rolle. Das wird eher von außen hineinprojiziert. 

>> Sehen Sie sich als Mensch mit Migrationshintergrund?

Nein. Ich sehe mich als jemanden, der das Glück hat, von drei Kulturen zu profitieren. Ich bin in Deutschland, beherrsche die Sprache, habe meine Freunde, Familie hier et cetera. In Frankreich ist das aber ähnlich, da spreche ich ebenfalls die Sprache, da leben viele Verwandte von mir,  genauso wie in Kamerun. Ich bin glücklich, dass ich überall etwas mitnehmen kann für mich. 

>> Sie waren an der Verleihung des DFB-Integrationspreises beteiligt, bei dem mit dem 1. FFC Elbinsel Wilhelmsburg ein Stützpunktverein des DOSB-Programms Integration durch Sport ausgezeichnet wurde ...

Das Programm kenne ich. Ich war mal auf einer Veranstaltung des LSB Rheinland-Pfalz zu dem Thema. 

>> Wilhelmsburg spricht vor allem Einwanderinnen an. Auch wenn Herkunft in Ihrem sportlichen Umfeld keine Rolle spielt: Braucht es nicht Konzepte speziell für Migranten - und zumal Migrantinnen?

Offensichtlich, sonst wäre der Anklang auf das Projekt nicht so groß. Manche Mädels haben vielleicht eine gewisse Scheu und wollen sich erst mal auf einer vertrauten Ebene bewegen. Später machen sie möglicherweise den nächsten Schritt zu einem größeren Verein, weil sie sich sagen: „Hey, das ist doch eigentlich gar nicht schlimm, das schaff ich woanders auch.“ Deshalb sind solche Projekte wichtig. 

>> Die Bedeutung weiblicher Vorbilder wird in der sportinternen Integrationsdebatte oft betont. Welche Verantwortung erkennen Sie da für sich, als eine Spitzenspielerin, die zudem überdurchschnittlich medienpräsent ist?

Als Nationalspielerin hat man immer eine gewisse Vorbildfunktion, und ich finde es vernünftig, diese Funktion auszufüllen. Es wäre natürlich vermessen zu sagen, ich bin dafür verantwortlich, möglichst alle Mädels mit Migrationshintergrund zum Fußball zu bringen. Aber im kleinen Rahmen kann man schon etwas tun. 

>> Und was konkret tun Sie?

Ich mache Mädels Mut und zeige Ihnen, wie es bei mir gewesen ist. Wir haben eine Fußballschule bei uns im Verein. Wenn wir mit den Mädels dort trainieren, können wir Ihnen sagen, macht weiter, meldet Euch an. Wir können sie unterstützen und praktische Tipps geben. Damit ist ein kleiner Schritt gemacht. 

>> Welche Rolle spielt dabei Ihre Herkunftsgeschichte? Reichte es nicht, Nationalspielerin zu sein, um diesen Einfluss zu haben?

Vielleicht ist es einfacher, eine Verbindung herzustellen, wenn man irgendwelche Gemeinsamkeiten erkennen kann. Aber es kommt immer auf die Person an sich an, und ich glaube auch nicht, dass Spielerinnen ohne Migrationshintergrund nichts bewirken könnten. Vielleicht macht es den ersten Schritt einfacher, wenn einem etwas bekannt erscheint und man sich an dieses Bekannte richten kann. 

>> Hatten Sie je ein Vorbild beziehungsweise den Wunsch eines zu haben?

Ich hatte ein Vorbild im Männerfußball, das war Zinedine Zidane. Damals war Frauenfußball ja noch gar nicht präsent in den Medien. Da war also niemand, den man hätte bewundern können. 

>> Sie tragen in Bad Neuenahr nur „Célia“ auf dem Trikot, in der Nationalmannschaft Okoyino da Mbabi. Würden Sie Letzteres gern ändern? Es war zu lesen, der Nachname sei Ihnen zu lang.

Das stimmt so nicht. Wenn ich Nationalmannschaft spielen kann, ist es nicht wichtig, was auf meinem Rücken steht. Beim DFB tragen alle den Nachnamen auf dem Trikot, also mache ich das auch. Man muss sich an die Regeln halten.

So jung, so erfahren

Seit sie Fünf ist, spielt Célia Okoyino da Mbabi, im Juni 1988 in Bonn geboren, Vereinsfußball. 2004 schloss sich die Tochter eines kamerunesischen Vaters und einer französischen Mutter dem Bundesligisten SC Bad Neuenahr an, schon im Jahr darauf debütierte die Mittelfeldspielerin in der Frauennationalmannschaft. Inzwischen hat sie über 50 Länderspiele bestritten, trotz einer fast zweijährigen, körperlich bedingten Pause. Deshalb spielt sie in Deutschland ihre erste A-WM.

 



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