Lothar Kannenberg erhält hohe Ehrung fürs „Durchboxen im Leben“: Verdienstorden

Lothar Kannenberg ist seit dem 24. August Träger der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der 48-Jährige hat sein Leben „schwierigen“ Jugendlichen mit meist ausländischem Hintergrund gewidmet, die er in die Gesellschaft integrieren will. Seit vielen Jahren gibt er vor allem jenen Hoffnung, die von anderen schon abgeschrieben wurden. Dabei war er auch stets dem Programm „Integration durch Sport“ eng verbunden.

   Im Gespräch mit der Redaktion von www.integration-durch-Sport.de schildert er seine Gefühle. Herr Kannenberg, wie war ihr Ehrentag für Sie?

 

Lothar Kannenberg:  Es war einfach toll! Wir hatten jede Menge Gäste, so an die 300 würde ich schätzen. Also es war rappelvoll hier im Camp. Es hat mich riesig gefreut, dass so viele Leute gekommen sind und auch die Fernsehleute vom RTL-Regionalfenster und dem Hessischen Rundfunk hier waren.

 

   Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung denn?

 

Lothar Kannenberg: Es ist zwar nicht das erste Mal für mich, aber das hier ist schon heftig groß. Mir bedeutet das vielleicht mehr als manch Anderem, der so eine Auszeichnung bekommt. Ich habe ja beileibe nicht von Anfang an auf der Sonnenseite gestanden in meinem Leben, sondern eher außerhalb der Gesellschaft. Ich war alkohol- und dogenabhängig, habe auch im Knast gesessen. Aber ich habe sehr dafür gekämpft, ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft zu werden. Ich glaube, jetzt bin ich das: Der Bundespräsident hat ein Grußwort geschrieben für die Verleihung, er war ja auch schon bei uns im Trainingscamp zu Besuch. Natürlich freue ich mich auch sehr über seine großzügige Spende für unsere Arbeit.

 

 

Kannenbergs Schützlinge demonstrieren, was sie bei ihm gelernt haben (Foto: Privat)

 

   Sie befassen sich größtenteils mit jungen Menschen, die als „hoffnungslose Fälle“ gelten. Was ist Ihr Antrieb dafür?

 

Lothar Kannenberg: Ich will ihnen helfen, ihren Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft zu finden. Auch mir wurde immer wieder geholfen. Ich mache kein Hehl aus meinen teilweise harten Erfahrungen. Da merken die Jugendlichen, dass ich weiß wovon ich rede. Einmal die Woche mache ich beispielsweise Fitnesstraining mit jugendlichen Untersuchungshäftlingen aus verschiedenen Gefängnissen. Die freuen sich einfach, dass da auch mal einer zu ihnen kommt, der kein Beamter ist, sondern fast einer von ihnen. Vor allen Dingen bin ich der lebende Beweis dafür, dass man sein Leben durchaus in den Griff kriegen und verändern kann.

 

   Was ist für Sie das Wichtigste an Ihrer Auszeichnung?

 

Lothar Kannenberg: Mir geht es um die Signalwirkung! Ich will Mut und Hoffnung machen für andere, die ähnliche Problemlagen haben wie ich sie hatte. Dehalb ja auch meine Freude über die Besucher vom Fernsehen. Jeder soll sehen: Du kannst es schaffen! Ich habe zum Beispiel kein Diplom oder so etwas, das Leben war meine Schule. Jeder hat für sich so seine Stärke, die soll er finden und dran arbeiten - dann wird er damit auch erfolgreich sein!