Selbstschutz ohne Waffen - Russische Selbstverteidigungskunst "Sambo" ist im Kommen

(29.08.2006) - Eduard Marker (32) hat Sambo in Süddeutschland groß gemacht und bietet mit seiner Kampfsportabteilung im HSB Heidenheim vielen Aussiedlern eine Chance für einen Anschluss an die Gesellschaft. Die positive Wirkung von Sport bei der Integration in Deutschland, hat Eduard Marker am eigenen Leib erfahren. Als er vor rund 13 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland kam, fühlte sich Eduard Marker ohne Sprachkenntnisse und Perspektiven zunächst isoliert. Sport in einem Verein änderte dann einiges: Marker machte eine Berufsausbildung und hat seitdem einen festen Job. Von seinen Erfahrungen sollen nun andere Spätaussiedler profitieren.

(29.08.2006) - Eduard Marker (32) hat Sambo in Süddeutschland groß gemacht und bietet mit seiner Kampfsportabteilung im HSB Heidenheim vielen Aussiedlern eine Chance für einen Anschluss an die Gesellschaft. Die positive Wirkung von Sport bei der Integration in Deutschland, hat Eduard Marker am eigenen Leib erfahren. Als er vor rund 13 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland kam, fühlte sich Eduard Marker ohne Sprachkenntnisse und Perspektiven zunächst isoliert. Sport in einem Verein änderte dann einiges: Marker machte eine Berufsausbildung und hat seitdem einen festen Job. Von seinen Erfahrungen sollen nun andere Spätaussiedler profitieren.

 

   Herr Marker, was genau ist eigentlich Sambo?

 

Eduard Marker: "Sambo ist eine aus Russland stammende Kampfkunst, die Elemente von verschiedenen Kampfsportarten in sich vereint. Offiziere der russischen Armee wurden 1918 von Wladimir Iljitsch Lenin auf Inspektionsreise quer durch Europa geschickt, um für Spezialeinheiten der russischen Armee nach einer geeigneten Nahkampftechnik zu suchen. Da es die eine geeignete Kampfkunst nach Meinung der Armeeführung nicht gab, wurden einzelne Elemente aus Karate, Judo, Boxen, Ringen und Jiu-Jitsu in Sambo vereint. Sambo ist eine Abkürzung für ´Samosaschita bes Oruschija´ und bedeutet 'Selbstverteidigung ohne Waffen'."

 

   Sambo wird von Ihnen seit 2005 angeboten, wie ist die Resonanz?

 

Eduard Marker: "Sehr groß, wir sind mehr als zufrieden. Wir haben ja erst im Mai 2005 damit begonnen. Da habe ich mit einigen anderen den Verein Start e.V. ins Leben gerufen und Sambo angeboten. Anfangs waren wir nur zu fünft, mittlerweile sind wir über 30 Athleten, bis Jahresende sind wir sicher, die Zahl noch einmal zu verdoppeln. Aus der Sambogruppe des Vereins Start e.V. ist seit  April 2006 eine eigenständige Abteilung im Heidenheimer Sportbund 1848 e.V. geworden, die 'Samboka' sind damit in einem deutschen Verein integriert und starten auch für diesen bei Wettkämpfen, damit haben wir ein wichtiges Etappenziel erreicht."

 

   Wie wirkt sich denn der Sport, und speziell Sambo auf die Integration der jungen Aussiedler aus?

 

Eduard Marker: "Die jugendlichen Russlanddeutschen haben keinen allzu guten Ruf in und um Heidenheim. Sie haben Probleme mit Drogen, wissen nichts mit sich anzufangen und sind kriminell, so die gängigen Vorurteile. Dagegen wollten wir unbedingt etwas unternehmen. Der erzieherische Wert von Sambo in der Gemeinschaft ist nicht zu unterschätzen. Die Kinder und Jugendlichen sind berechenbarer geworden, ihre Aggressivität und Gewaltbereitschaft hat stark abgenommen, sie haben gelernt, dass es Regeln gibt und dass es wichtig ist, dass man sie einhält. Alle Jugendlichen entwickeln ein starkes Gefühl dazu zu gehören, das ist ein erster Schritt zur Integration, zumal immer mehr deutsche Kinder im HSB Sambo machen, so werden Vorurteile leichter abgebaut."

 

   Was sind denn ihre nächsten Ziele mit der Samboabteilung?

 

Eduard Marker: "Wir möchten zunächst die Größe der Samboabteilung im HSB vergrößern und das wird uns auch gelingen. Wir werden ja aktuell auch durch das Programm 'Integration durch Sport' unterstützt, dadurch können wir mehr Trainingstermine anbieten. Wir werden deshalb noch mehr offene Sambogruppen, speziell an Schulen, einrichten und demnächst auch eine Tanzgruppe für Mädchen auf die Beine stellen, denn auch diese brauchen eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Immerhin hat nach statistischen Angaben mittlerweile jeder dritte Heidenheimer Migrationshintergrund, der Bedarf ist also auf jeden Fall da."

 

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