Neues Lebensgefühl durch gemeinsamen Sport

Wenn Kulturen aufeinandertreffen, ist Fingerspitzengefühl und Offenheit gefragt. KiBiSS möchte mit seinen Sport-Workshops für Frauen mit Migrationshintergrund kulturelle Hemmungen abbauen sowie Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit fördern.

Der Fahrradkurs von KiBiSS
Der Fahrradkurs von KiBiSS

KiBiSS – das steht für Kinder-Bildung-Sprache-Sozialisation. „Wir sehen uns als Mittler zwischen Familien und Behörden“, erklärt Diplom-Soziologin Ines Wahle. Seit 2013 arbeiten sie und ihre Kollegin, die Diplom-Sozialpädagogin Yvonne Apitz-Bimboes, für KiBiSS. Das Projekt, dessen Schwerpunkte auf Armutsprävention, Integration und Beratung liegen, existiert seit 2009 und arbeitet eng mit den Kindertagesstätten in Homburg und St. Ingbert zusammen. Zahlreiche Workshops, vom Sprachtreff über Kochkurse bis hin zu Fachvorträgen, werden geplant und organisiert.

Ein besonderes Steckenpferd sind die Sportangebote des Projekts, die sich an Frauen mit Migrationshintergrund richten. Apitz-Bimboes: „Uns geht es darum, das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken. Beim Sport liegt der Fokus nicht auf der Sprache oder den sozialen Problemen. Zudem spielt der Gesundheitsaspekt eine wichtige Rolle.“ Wahle ergänzt: „Es geht um soziale Teilhabe, Mobilität, Unabhängigkeit, einfach ein anderes Lebensgefühl.“

Mit dem Fahrrad-Workshop, der bereits seit einigen Jahren läuft, haben sie bisher gute Erfahrungen gemacht. Die teilnehmenden Frauen sind oft abhängig von ihren Männern oder öffentlichen Verkehrsmitteln; da bietet der Kurs eine neue Alternative zur Mobilität, die auch noch Spaß macht und gesund ist. Begleitet wird das Ganze von Referenten des CJD (Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands), unter anderem einer Sportpädagogin. „Da Dolmetscher für die gemischten Gruppen an Migrantinnen zu teuer wären, übersetzen die Frauen sich gegenseitig. Wir arbeiten auch mit Bildern und Gebärden“, erklärt Wahle und Apitz-Bimboes fügt hinzu: „Es ist auch toll für die Frauen, wenn die deutschen Referenten nicht verstehen, was sie untereinander sprechen. Das zeigt ihnen, dass es jedem so gehen kann, und nimmt die Angst.“

In Planung ist nun auch ein Schwimm-Workshop. Mit dem Projekt, das nur von weiblichen Referenten begleitet wird, soll den Frauen nicht nur in privater Atmosphäre die Angst vor dem Wasser genommen werden. Gleichzeitig ist ein weiterer Schritt zur Integration über den Verein angestrebt, so dass die Frauen mit ihren Kindern einen Bezugspunkt haben. Die Hemmungen, sich aus kulturellen und religiösen Gründen in Badebekleidung zu bewegen, werden ebenso abgebaut. „Wir sind derzeit noch mit dem SC Homburg wegen der Rahmenbedingungen in Gesprächen“, so Apitz-Bimboes. Nach Möglichkeit soll der Workshop in der Schwimmhalle des Partners CJD auf dessen Gelände stattfinden, so dass die Frauen optimale Bedingungen haben. Zehn Termine sind für den Kurs angepeilt.

Als Nächstes stehen ein Schnupper-Workshop unter dem Titel „Fit in den Sommer“ im März sowie ein weiterer Fahrrad-Workshop in den Osterferien auf dem Programm, im Sommer soll dann der besagte Schwimm-Workshop stattfinden. KiBiSS verfügt über viele Kooperationspartner, die den Workshops mit Materialien, Arbeitskräften und Geldern zur Seite stehen. Ob nun CJD, die AQuiS GmbH, zu der KiBiSS gehört, das Gesundheitsamt, das Frauenbüro oder die BBicK, es gibt viele Förderer, die das Projekt unterstützen. Dennoch sind Apitz-Bimboes und Wahle auf weitere Partner und Stiftungen angewiesen. „Überall kommt es zu Einsparungen, deshalb sind wir auf ‚Integration durch Sport‘ aufmerksam geworden“, erzählen die Mitarbeiterinnen. „Herr Kirch als Ansprechpartner hat sofort mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Wir hoffen, dass wir die Fördergelder des LSVS und des DOSB bald für unsere Projekte nutzen können.“


  • Der Fahrradkurs von KiBiSS
    Der Fahrradkurs von KiBiSS
  • Ki Bi SS AQui S 2013 Apitz-Bimboes Wahle