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Netzwerkstrukturen für Integration drohen zu zerbrechen – Landesprojekt steht vor dem Aus

„Weil Sport von Anfang an verbindet“ - unter diesem Motto startete Ende 2015 das Projekt „Förderung der Integration von Flüchtlingen durch Sport“ (FIF). Das Projekt entstand in enger Zusammenarbeit zwischen dem Sächsischen Innenministerium (SMI) und dem Landessportbund Sachsen (LSB) und steht seitdem für Fairness, Respekt und Begegnung. Aufgrund der laufenden Sondierungsgespräche nach der Landtagswahl im September 2024 und den damit verbundenen herausfordernden Planungen des Doppelhaushaltes 2025/2026 ist auch die Fortführung des Landesprojektes gefährdet.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

09.12.2024

Das Jahr 2015 war für viele Menschen kein einfaches Jahr. Durch große weltweite Fluchtbewegungen stieg die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland auf einen neuen Höchststand und auch Sachsen nahm 2015 nahezu 40.000 geflüchtete Menschen in seine Kommunen auf. Dabei war die Solidarität in der sächsischen Sportfamilie trotz der angespannten Unterbringungssituation sehr groß. Vereine boten Sport- und Schnupperangebote an, organisierten Fahrgemeinschaften und Spendenaktionen. Zur Unterstützung dieses sozialen Engagements wurde mithilfe der Förderung des SMI das Projekt FIF ins Leben gerufen.

Das Projekt FIF unterstützt die Sportorganisationen bei der Integration

Ziel des Projekts ist es, Teilhabemöglichkeiten für Geflüchtete an Angeboten des organisierten Sports zu schaffen und Kontakte zwischen den Geflüchteten und der Bevölkerung zu initiieren. Es geht auch um Aufklärung und Beratung der Sportorganisationen zu den Herausforderungen und Chancen, die das Thema Integration mit sich bringt. Alle Mitgliedsorganisationen des LSB Sachsen sind im Projekt FIF förderberechtigt.

Folgende Maßnahmen können gefördert werden:
- Stützpunktvereine
- Ehrenamtlich Engagierte
- Veranstaltungen
- Informations- und Bildungsmaßnahmen

Mithilfe des Projektes konnten bisher bis zu 43 Sportvereine jährlich als Stützpunktverein finanziell und ideell gefördert werden. Von der Förderung wurden beispielsweise Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Sportgeräte, Fahrtkosten und Hallenmieten mitfinanziert. Auch Schnupperangebote und Bildungsmaßnahmen gehören zum Angebot der geförderten Sportvereine.Darüber hinaus finanziert des Projekt FIF seit 2017 die hauptamtlichen Vereinsberaterinnen und -berater Integration in den Kreis-und Stadtsportbünden.

Vereinskultur vermitteln - der Projekttag „Sport in Deutschland“
Den Weg in einen Sportverein zu finden ist insbesondere für viele Geflüchtete schwierig, da ihnen das deutsche Sportsystem sowie die Vereinslandschaft mit Begriffen wie Mitgliedsbeitrag, Ehrenamt, Vorstand und Gesundheitssport unbekannt sind. Daher wurde im Rahmen des FIF-Projektes der Projekttag „Sport in Deutschland“ konzipiert. Der Tag richtet sich vorrangig an Teilnehmende von Integrationskursen (Deutsch- und Orientierungskursen), klärt über das deutsche Sportsystem auf und stellt Kontakte zu den lokalen Sportvereinen her. Für die Durchführung sind die Vereinsberaterinnen und -berater der Kreis- und Stadtsportbünde verantwortlich. „Sport in Deutschland“ ist eines der erfolgreichsten Bildungsangebote des Integrationsteams im LSB Sachsen und wird regelmäßig in allen Regionen des Freistaats durchgeführt.

Vereinsberaterinnen und -berater Integration sind für das Gelingen des Projektes unverzichtbar
Durch das Engagement der Vereinsberaterinnen und -berater in den Kreis- und Stadtsportbünden sowie dem Sächsischen Fußballverband konnte ein sachsenweites Netzwerk im Bereich Integration und Sport etabliert werden. Die Vereinsberaterinnen und -berater organisieren eigene Sportveranstaltungen, gewinnen und beraten Stützpunktvereine, initiieren Kontakte zu Integrationskursträgern und sind die wichtigsten Ansprechpersonen für interessierte Sportvereine in den Kommunen. Ohne ihre vielfältige Arbeit ist das Projekt FIF nicht umsetzbar und viele integrative Maßnahmen können nicht in dem Maße stattfinden, wie es aktuell der Fall ist

Zukunft des Projektes ungewiss
In seiner bisherigen Laufzeit von neun vollen Jahren hat das Projekt FIF einige Höhen und Tiefen überstanden. Dazu gehörten neben der Covid19-Pandemie und dem noch laufenden Krieg in der Ukraine auch beträchtliche Budgetkürzungen und der damit verbundene Wegfall einer hauptamtlichen Projektkoordination. Aktuell ist Fortführung des Projektes durch die stockenden Haushaltsverhandlungen des Freistaates Sachsen gefährdet. Bei einem Wegfall der Projektförderung würden 14 hauptamtliche Stellen von Vereinsberaterinnen und -beratern nahezu ersatzlos gestrichen werden. Auch die Stützpunkt- und Veranstaltungsförderung in diesem Bereich würde komplett wegfallen. Das wäre für die vielfältige sächsische Sportlandschaft ein riesiger Verlust, den auch das Programm „Integration durch Sport“ nach eigenen Budgetkürzungen nicht abfedern kann. Nach über neun erfolgreichen Projektjahren konnten etliche „Sport in Deutschland“-Seminare, Sportangebote und Vernetzungsmöglichkeiten dazu beitragen, geflüchtete Men-
schen in die sächsischen Sportvereine zu integrieren. Vor dem Hintergrund des aktuellen gesellschaftlichen Wandels wäre es positives Zeichen, ein demokratieförderndes und auf Teilhabe ausgelegtes
Projekt bei den Haushaltsverhandlungen weiterhin zu berücksichtigen. Das Engagement für die Integration von Geflüchteten in den sächsischen Sport ist ungebrochen. Sportvereine und Ehrenamtliche verdienen auch weiterhin die Unterstützung für dieses wichtige gesellschaftliche Thema.

Der Landessportbund Sachsen appelliert daher an die politischen Entscheidungsträger, das Projekt bei den laufenden Verhandlungen für den Doppelhaushalt 2025/26 mitzudenken und die sächsische Sportfamilie weiterhin in ihrer wertvollen Integrationsarbeit zu unterstützen.

Nanett Gutwasser

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