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Die Netzwerkerin

Frauen sind im Sport oft unsichtbar – Semiha Topal nicht. Sie engagiert sich ehrenamtlich und beruflich, schafft Repräsentanz und baut Zugangshürden ab. Ihr Fokus: Teilhabe und Bildung.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

18.06.2025

Frauen sind im organisierten Sport immer noch unterrepräsentiert. Sowohl in der Mitgliedsstruktur als auch in Führungspositionen ist die Sportvereinswelt noch sehr männlich geprägt. Doch trotzdem gibt es sie: die starken Frauen im Sport“. Frauen, die andere bewegen und begeistern. Zeit Ihnen die Bühne zu geben, die sie verdienen. Start frei für die zweite Frau im Rahmen der Serie: „Starke Frauen im Sport“. Von und mit Semiha Topal vom KSB Osnabrück-Land.

Mit dem Stempel „besonders“ kann sie nichts anfangen. Im Gegenteil: Semiha Topal vom KSB-Osnabrück-Land möchte eher als „normal“ durchgehen. „Ich bin nicht die Ausnahme, sondern die Regel“ stellt die Sportreferentin für Sportentwicklung und Ansprechpartnerin der dezentralen Koordinierungsstelle für „Integration im und durch Sport“ beim KSB Osnabrück-Land direkt klar. Und fügt schnell noch hinzu: „Von mir gibt es ganz, ganz viele. Sie werden halt nur nicht gesehen und bekommen keine Zugänge zu Teilhabe“.

Doch ein Alleinstellungsmerkmal hat sie dann doch: ihr ehrenamtliches- und hauptamtliches Engagement. Innerhalb und außerhalb des organisierten Sports. Sei es als ehrenamtliche Richterin und Integrationslotsin für die Caritas. Oder als Vorsitzende der Sportjugend Osnabrück-Land ebenso wie als Referentin für Inklusion und Integration im und durch Sport oder als Fit für die Vielfalt-Trainerin. Und das bereits seit über 15 Jahren.

Die Osnabrückerin mit türkischen Wurzeln will mit ihrem Engagement was bewegen und vor allem eins schaffen: Repräsentanz. „Damals nach dem Abi habe ich meinem Bundesfreiwilligendienst im Sport gemacht und war dort die einzige Nicht-Deutsche. Und das hat mich nachhaltig geprägt. Jetzt will ich zeigen, dass es auch anders geht. Und bin stolz, dass wir beim Kreissportbund Osnabrück-Land auch Bundesfreiwilligendienstleistende mit Migrationsgeschichte haben. Ehrensache, dass ich diese auch als Mentorin betreue“.

Eine gewisse Leuchtturmfunktion ist also nicht von der Hand zu weisen. Semiha nutzt diese vor allem für eins: Entscheidungsspielräume zu nutzen – und für Transparenz zu sorgen. „Aufgrund meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Caritas weiß ich auch wie es ist wegen seines Namens immer wieder abgelehnt zu werden. Sei es bei der Job- oder -Wohnungssuche. Daher gebe ich unseren Bewerber*innen immer Feedback, auch, wenn sie nicht von uns genommen werden, damit sie einfach wissen, woran es lag. Denn manchmal sind es ja formelle Faktoren wie der Bewerbungsschluss oder ähnliches. Und ich will einfach, dass sie den genauen Grund kennen. Und nicht denken es sei wegen ihres Nachnamens.“

Bildung, Bildung, Bildung

Neben der Teilhabe hat die dreißigjährige Osnabrückerin noch ein weiteres Herzensthema: Bildung. „Ich liebe es mich fortzubilden und Fortbildungsangebote zu entwickeln,“ gibt sie freimütig zu. „Es bereichert meine Vita“. Und natürlich auch den organisierten Sport. Denn: Mit dem „Coach Supporter Lehrgang“ hat sie zusammen mit anderen Referent*innen der Koordinierungsstellen einen niedrigschwelligen Ausbildungslehrgang entwickelt, um Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern, die bisher wenig in der Sportvereinswelt vertreten sind. „Durch mein großes Netzwerk vor Ort kann ich gut Menschen ansprechen, die im organisierten Sport noch keine aktive Rolle spielen. Und diese beiden Welten miteinander verbinden.“

Insofern ist sie vielleicht doch eine Ausnahme. Weil sie gezielt die Gestaltungsräume nutzt, die ihr gegeben wurden. Und aktiv neue Dialoggruppen anspricht, die ohne sie nicht den Weg in die Sportvereinswelt gefunden hätten. Und niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten in den entwickelt, damit alle teilhaben können. Oder ums in ihren eigenen Worten zu sagen: „Mein Sinn für Gerechtigkeit ist meine ausgeprägteste Charaktereigenschaft. Dieser treibt mich einfach an immer weiterzumachen. Und das jeden einzelnen Tag.“

Das Portrait über Semiha Topal ist in der Ausgabe 2/2025 des LSB-Magazins erschienen und ist hier nachzulesen. 

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