Integration ist kein leeres Versprechen - Der KSV Schriesheim ist neuer Stützpunktverein im Bundesprogramm „Integration durch Sport“
Seit Jahrzehnten engagiert sich der KSV Schriesheim für die Integration seiner vielfältigen Mitglieder in die Gesellschaft – nun wurde dieses Engagement mit der Anerkennung als Stütz-punktverein im Bundesprogramm „Integration durch Sport“ (IdS) im Badischen Sportbund Nord e.V. gewürdigt.

13.03.2025
Im Interview sprechen Philipp Ackermann und Okan Sezer über ihre Arbeit, Herausforderungen und die Bedeutung des Sports für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Sport in BW: Herr Ackermann, Herr Sezer, herzlichen Glückwunsch zur Anerkennung als Stützpunktverein! Was bedeutet dieser Schritt für den KSV Schries-heim?
Philipp Ackermann: Vielen Dank! Für uns ist das eine große Bestätigung unserer langjährigen Arbeit. Der KSV Schriesheim steht für Offenheit, Toleranz und Vielfalt – das ist Teil unserer DNA. Dass wir nun offiziell als Stützpunktverein im Bundesprogramm "Integration durch Sport" anerkannt sind, zeigt, dass unser Einsatz in diesem Bereich wahrgenommen und geschätzt wird.
Sport in BW: Integration durch Sport ist ja ein großes Thema. Wie setzt der Verein das konkret um? Gibt es bestimmte Projekte oder Maßnahmen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Okan Sezer: Absolut! Ein zentrales Projekt ist unsere Kampfsport-AG an der Kurpfalz-Grundschule Schriesheim, die wir mit viel Herzblut betreuen. Darüber hinaus veranstalten wir regelmäßig gemeinsame Trainingseinheiten mit anderen Boxvereinen, um den Austausch zu fördern. Aber unsere Arbeit geht weit über den Sport hinaus: Ich unterstütze viele geflüchtete Jugendliche persönlich – sei es bei der Jobsuche, der Wohnungssuche oder auch bei Behördenterminen. Sport ist oft das Bindeglied, um diese Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Sport in BW: Das klingt nach einem großen Engagement. Welche Rolle spielen Ihre Trainerinnen und Trainer dabei?
Philipp Ackermann: Eine sehr wichtige! Unsere Trainer sind mehr als nur sportliche Anleiter – sie sind auch Vertrauenspersonen, Vorbilder und manchmal sogar Mento-ren. Rund 70 % unserer Übungsleiter haben selbst einen Migrationshintergrund, was eine große Hilfe ist, um kulturelle Barrieren abzubauen. Zudem besuchen sie regelmäßig Fortbildungen zu interkultureller Kommunikation oder Deeskalationstraining, um ihre Arbeit noch besser zu machen.
Sport in BW: Arbeiten Sie mit anderen Organisationen zusammen, um Ihre Ziele zu erreichen?
Philipp Ackermann: Ja, Kooperationen sind für uns essenziell. Wir kooperieren eng mit Sozialarbeitern, Schulen und Kindergärten, um sozial benachteiligten Kindern sportliche Möglichkeiten zu bieten. Außerdem möchten wir uns mit weiteren regionalen Organisationen vernetzen, damit wir Jugendliche noch individueller unterstützen können. Aktuell laufen erste Ge-spräche mit dem Arbeitskreis Schriesheimer Senioren (ASS) – solche Partnerschaften würden uns enorm weiterhelfen.
Sport in BW: Herr Sezer, Sie haben vorhin erwähnt, dass Sport für viele Geflüchtete eine neue Heimat sein kann. Wie erleben Sie das in der Praxis?
Okan Sezer: Ich sehe das jeden Tag. Viele Geflüchtete kommen zu uns, weil sie sich durch den Sport schneller zurechtfinden und Anschluss finden. Besonders in unseren Abteilungen Ringen und Boxen gibt es einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund – beim Ringen sind es 90 % der Aktiven, beim Boxen über 50 %. Aber es geht nicht nur um die Zahlen. Wir erleben hier echte Freundschaften und Erfolgsgeschichten. Ich begleite einige Jugendliche sogar zu wichtigen Terminen oder unterstütze sie bei der Suche nach Arbeit oder einer Wohnung. Das geht über den Sport hinaus, aber genau das ist ja Integration.
Sport in BW: Was sind Ihre langfristigen Ziele im Rahmen des Programms "Integration durch Sport"?
Philipp Ackermann: Wir möchten noch mehr Menschen in unser Vereinsleben einbinden und unsere bestehenden Angebote weiter ausbauen. Vor allem geht es uns darum, den Jugendlichen durch den Sport nicht nur Bewegung, sondern auch Werte und Perspektiven mitzugeben. Wir planen außerdem neue Bildungs- und Präventionsangebote, um sie noch besser zu fördern.
Sport in BW: Vielen Dank für das spannende Gespräch und viel Erfolg bei Ihren Vorhaben!