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Radfahren lernen auf der Überseeinsel

Bremen gilt als fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands, in der das Radfahren als ein Grundpfeiler von Mobilität und Kultur etabliert ist. Um auch Frauen, die bislang nicht die Möglichkeit hatten, das Radfahren zu erlernen, einen Einstieg zu ermöglichen, organisierte das Programm „Integration durch Sport“ (IdS) in Kooperation mit dem marokkanischen Verein MOSAIK e.V. im Oktober einen speziellen Radlernkurs für Anfängerinnen. Dieser fand erstmalig auf dem Gelände der Alten Werft auf der sogenannten Überseeinsel statt. Ziel war es, die Mobilität und das Empowerment der Frauen zu stärken und ihnen eine neue sportliche und unabhängige Art der Fortbewegung zu eröffnen.

DOSB Redaktion
DOSB Redaktion

25.10.2024

Not macht erfinderisch: In der Regel werden die durch das Programm „Integration durch Sport“ in Bremen geförderten Radlernangebote in Schulen oder auf Hinterhöfen von Sozialhilfeträgern oder Sportvereinen angeboten, dieses Jahr kam es anders. Aufgrund kurzfristiger Absagen von Vereinen waren zuvor Mittel frei geworden, die nun für einen Kurs in den Herbstferien – als letzten möglichen Ferien-Termin vor dem Winter – noch spontan genutzt werden sollten. Auf der Suche nach einem Ort mit Abstellmöglichkeit für Fahrräder, genügend Platz und dichtem Boden für Fahrmanöver und ohne Durchgangsverkehr landete das Programm in diesem Jahr einen Glücksfall in direkter Nähe des vormaligen Standorts des Landessportbundes: Der „Alten Werft an der Überseeinsel. Nach einigen Telefonaten konnte Hanna Taieb Ezzraimi als qualifizierte und mehrsprachlige Übungsleiterin, gewonnen werden. Über MOSAIK e.V. fanden sich zudem schnell mehrere interessierte Teilnehmerinnen, was den Bedarf an Radlernkursen für Frauen in Bremen deutlich zeigt.

Der Kurs umfasste sieben Trainingstage an den Wochenenden, mit jeweils drei Stunden auf dem Gelände. Acht Frauen im Alter von 31 bis 65 Jahren aus verschiedenen Ländern wie Syrien, Marokko, Iran, Nigeria und Eritrea nahmen teil. Mit einer Schritt für Schritt Anleitung, teils sprachlich, teils nonverbal, wurden sie durch ihre Trainerin Hanna Taieb Ezzraimi beim Erlernen des Radfahrens unterstützt.

In den Einheiten lernten die Teilnehmerinnen Balance und Fahrtechnik, wie das Anfahren, Bremsen, Anhalten, das Fahren in Kurven sowie das Ausweichen vor Hindernissen. Dazu gehörte unter anderem ein grundlegender Einstieg mit Rollern, um das Gleichgewicht zu schulen, bevor es auf die Fahrräder ging. Ergänzt wurde das praktische Training durch eine theoretische Einheit, die grundlegende Verkehrsregeln und eine kleine Fahrradkunde beinhaltete. Zum Abschluss machten die Frauen erste Erfahrungen als Verkehrsteilnehmende und übten, sich im Straßenverkehr sicher zu bewegen. Am Freitag, den 25.10., gab es zum Abschluss eine kleine Radtour sowie ausgedruckte Gruppenfotos.

Auf die Frage danach wieso die Teilnehmenden Fahrradfahren lernen wollten, gab es viele persönliche und vielfältige Antworten. Eine Teilnehmerin, die bereits mit ihren radfahrenden Kindern Ausflüge zu Fuß macht, sagte: „Ich möchte unbedingt mit meinen Kindern Radfahren können,“ während eine andere erzählt, dass sie in Bremen gerne „wie alle anderen mit dem Fahrrad fahren“ würde. Das sei schließlich auch günstiger. Eine Andere erinnert sich: „Früher als Kind konnte ich mal Rad fahren und ich wollte das so gern wieder können.“
Für einige bedeutete das Radfahren auch eine neue Freiheit, die ihnen in der Heimat verwehrt blieb: „In meinem Heimatland sollte ich nicht Radfahren, das gehört sich kulturell nicht.“ Die Motivation, sich in Bremen frei und unabhängig mit dem Fahrrad bewegen zu können, verband dabei alle.

Um den Frauen den Zugang zum Radfahren weiter zu erleichtern, erhielten sie am Ende des Kurses Informationen zu kostengünstigen Fahrradverkäufen wie bei Auktionen des Ordnungsamtes, sodass das Gelernte zeitnah auch im Alltag angewendet werden kann. 

Finanziert wurde das Projekt durch Mittel des Senators für Inneres und Sport. Das Programm „Integration durch Sport“ wird aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unterstützt.

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