Auf dem Platz sprechen alle die gleiche Sprache

Die Sonderförderung für integrative Maßnahmen von Geflüchteten, die das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ in Rheinland-Pfalz zum Jahresende 2022 bereitstellen konnte, war ein voller Erfolg. Knapp 90 Vereine konnten von der Sonderförderung profitieren und rund 1.000 Geflüchtete mit Mitgliedsbeiträgen, Sportausrüstungen oder Schutzausstattungen im Rahmen der Gesamtfördersumme von 95.000 Euro ausgestattet werden. Zudem konnten sich sechs geförderte Vereine mit den bewegendsten Geschichten über weitere 500 Euro freuen. So auch der Stützpunktverein für „Integration durch Sport“ FSV Trier-Tarforst um Nachwuchstrainer Mats Rambusch und Geschäftsstellenleiter Dominik Lay, die zwischenzeitlich bis zu fünf ukrainische Jugendliche in den Trainingsbetrieb der U17-Fußballmannschaft aufgenommen hatten.

„Die Integration von Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen und Schutz in einem neuen, fremden Land suchen, ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung, die sich der Sport im Rahmen der Umsetzung des DOSB-Programms „Integration durch Sport“ jeher im besonderen Maße widmet“, sagt LSB-Vizepräsidentin für Gesellschaftspolitik Claudia Altwasser. Seit mehr als 30 Jahren bringen sich rheinland-pfälzische Sportvereine und -verbände wie der Stützpunktverein für Integration durch Sport FSV Trier-Tarforst mit großem Engagement für sozial Benachteiligte und Geflüchtete ein.

Auch aufgrund der dramatischen Entwicklung in der Ukraine und der Schlüsselrolle des Sports in der Aufnahme der schutzbedürftigen Menschen, entschied sich der LSB, an der bundesweit ausgeschriebenen Fördermöglichkeit teilzunehmen. Über die Umsetzung des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ konnten so Ende des Jahres 2022 gesonderte Fördermittel für Mitgliedsbeiträge, individuelle Sportausrüstung oder Schutzausstattung für Geflüchtete unabhängig der individuellen Staatsangehörigkeit bereitgestellt werden. Vereine und Verbände, die sich im besonderen Maße um die Integration von Geflüchteten kümmern, konnten damit finanziell mit bis zu 2.000 Euro pro Verein unterstützt werden.          

Auch Stanislav (16 Jahre), Illya (15 Jahre) und Nikita (15 Jahre) haben von dieser Sonderförderung profitiert. Gemeinsam mit zwei weiteren ukrainischen Jugendlichen kamen sie vor einem Jahr aus der Ukraine nach Trier und in die U17 des FSV Trier-Tarforst. Der Fußball spielte für die ukrainischen Jugendlichen, die ihre Heimat aufgrund der russischen Invasion verlassen mussten, eine wichtige Rolle beim Ankommen und Einleben in Deutschland. Zwei Spieler sind mittlerweile wieder in ihre ukrainische Heimat zurückgekehrt. Die in Trier gebliebenen Stanislav, Illya und Nikita sind bis heute fester Bestandteil in der Mannschaft von Trainer Mats Rambusch.

 

Mats Rambusch und seine ukrainischen Spieler.

Nikita (15 Jahre), Stanislav (16 Jahre) und Illya (15 Jahre) mit ihrem Trainer Mats Rambusch (21 Jahre). 
Foto: LSB

„ Der Fußball und die Freunde, die wir hier beim FSV über den Sport gefunden haben, tun uns sehr gut und helfen uns, mit der aktuellen Situation in unserer Heimat besser umzugehen.“ 

Stanislav, 16 Jahre

Nachdem der gebürtige Ukrainer Denys Surma, der im Trainerstab der U19 von Eintracht Trier arbeitet, die ukrainischen Jugendlichen zum FSV Trier-Tarforst gebracht hatte, spielte insbesondere der 21-jährige Trainer Mats für die Jungs aus der Ukraine eine besondere Rolle innerhalb der Integration im neuen Vereinsumfeld. „Mats ist sehr wichtig für uns und hilft uns sehr, wenn wir Probleme haben. Der Fußball in Deutschland ist anders als in der Ukraine und wir lernen in jedem Training etwas dazu. Dafür sind wir dankbar“, sagt Stanislav, den alle im Team nur noch mit seinen ukrainischen Spitznamen „Stas“ oder „Step“ rufen. „Der Sport verbindet einfach und auf dem Platz sprechen sowieso alle die gleiche Sprache. Es hat keine Woche gedauert, da waren die ukrainischen Spitznamen auch von den einheimischen Spielern verinnerlicht“, versichert der junge Trainer, der bereits die B-Lizenz des Deutschen Fußball Bundes (DFB) besitzt. Auch außerhalb des Platzes ist er bei Problemen in der Schule, Kontakt mit dem Jugendamt oder bei Arztbesuchen für seine ukrainischen Spieler da. Und auch die Spieler selbst haben sich nicht nur auf dem Platz gefunden. Auch außerhalb ist man füreinander da und hilft sich gegenseitig.

„An dem Tag, an dem wir erfuhren, dass die Jungs ohne ihre Familien hier bei uns in Trier sind, hat sich innerhalb der Mannschaft nochmal vieles verändert“, erinnert sich Mats. Der Trainer rief sein Team damals zusammen und gemeinsam hatte man die Idee, über das Internet ein Foto der Mannschaft an die Familien der Spieler in die Ukraine zu senden. „Den Text habe ich von einer Übersetzerin auf kyrillisch schreiben lassen und die Jungs haben das Foto und den Text an ihre Familie geschickt. Die Reaktion darauf war großartig und emotional. Danach waren wir als Team noch enger zusammengewachsen“, berichtet Mats. 

 

trikot U17 FSV Trier-Tarforst

Nicht vergessen: Ein Gruß an die ukrainischen Teamkollegen, die bereits in die Heimat zurückgekehrt sind.
Foto: FSV Trier-Tarforst

Zu den Spielern, die bereits in die Ukraine zurückkehrt sind, besteht weiterhin Kontakt. „Wir verfolgen auf Instagram, wie es den ehemaligen Teamkollegen geht. Wir haben auch schon Fotos und kurze Videobotschaften aufgenommen und zwei Trikots mit kyrillischen Namen an die Jungs und deren Familien in die Ukraine geschickt“, erzählt Fynn, Kapitän und Torhüter der Mannschaft. „Uns als Mannschaft ist es wichtig, dass man etwas tut und sich mit den Ukrainern solidarisiert. Daher war es für uns keine Frage, dass wir die Jungs bestmöglich aufnehmen und sie bei uns willkommen heißen“, ergänzt Vizekapitän Lewin. Teamabende folgten und auch das WM-Finale wurde gemeinsam angeschaut. „Die Geschichte vom FSV Trier-Tarforst hat überzeugt. Das Engagement für die ukrainischen Jugendlichen, die Aufnahme im Team, die private Unterstützung hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen“, freut sich Claudia Altwasser, die als Jurymitglied, die sechs zusätzlichen Gewinnervereine ausgewählt und den Scheck in Höhe von 500 Euro gemeinsam mit Programmreferentin Myla Blumenkamp und dem Vizepräsident für sozial- und gesellschaftliche Aufgaben des Fußballverbandes Rheinland Arianit Besiri übergeben hatte. 

 

FSV wird sein Engagement im Bereich Integration langfristig fortführen

"Ich finde es super, dass wir als Mannschaft die Möglichkeit bekommen haben, junge ukrainische Fußballer in unser Team zu integrieren und vom Verein unterstützt werden. Zunächst war es zwar eine große Herausforderung, aber auch dank der Hilfe der Sonderförderung konnten wir die Jungs bestmöglich integrieren. Heute helfen die drei Ukrainer wie alle anderen Spieler dabei, unsere sportlichen Ziele zu erreichen“, sagt Mats. Das Team um seine ukrainischen Leistungsträger möchte in der B-Junioren-Rheinlandliga um den Aufstieg mitspielen und steht im Pokal-Halbfinale. „Wir freuen uns riesig, dass wir vielen jungen, geflüchteten Menschen ein Sportangebot schaffen konnten. Die Integration der ukrainischen Jugendlichen wurde von allen Seiten hervorragend angenommen“, sagt FSV-Geschäftsstellenleiter Dominik Lay und bestätigt, dass das Projekt auch langfristig fortgeführt und der Verein sein Engagement in diesem Bereich weiter stärken wird: “Das Projekt werden wir mit den verbliebenen Jugendlichen fortsetzen. Auch unser seit Jahren bestehendes Projekt “Sport mit Flüchtlingskindern” findet weiterhin eine positive Resonanz und wird weiter wöchentlich stattfinden.”

___

Infos zu den weiteren 5 Gewinnervereinen und zu ihrem Engagement finden sich hier.