Die Frauen von Neutraubling in Bewegung

Neues Kooperationsprojekt in Neutraubling

Zu einem ersten Treffen am 27.02.2012 in den Räumen des TSV-Neutraubling luden die Veranstalter Tabea Gutschmidt vom Programm „Integration durch Sport“ im BLSV, Adolfine Schade vom Gesundheitsamt und Nurcan Gülcan-Lindner vom Integrationsbüro des Kreisjugendamtes herzlich ein.

Die drei Organisatoren stießen bei ihrer Suche nach Partnern für das Frauenprojekt nicht auf taube Ohren. Die Stadtverwaltung, der TSV-Neutraubling, die AOK-Direktion Regensburg, Lydia Keil vom Integrationsbüro und zwei interkulturelle Sporttrainerinnen hatten bereits vor dem Besprechungstermin ihr Interesse bekundet. In der Sitzung versicherten die Projektpartner, gerne beim Projekt mitmachen und so weit wie möglich Unterstützung leisten zu wollen. „Wir werden uns selbstverständlich beteiligen, denn wir haben als Sportverein schon aufgrund unserer Satzung ein großes Interesse am Sport und auch an der Teilhabe aller Personen egal welcher Herkunft“, so Harald Stadler, der als 2. Vorstand des TSV- Neutraubling teilnahm. Mit der Teilnahme des Bürgermeisters Heinz Kiechle an der Veranstaltung zeigte auch die Stadt Neutraubling, wie wichtig dieses Thema ist und dass sie ein großes Interesse an einem neuen Sportprojekt für Frauen in Neutraubling, insbesondere Frauen mit Migrationshintergrund hat.

Die Wissenschaft hat festgestellt

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen einen engen Zusammenhang zwischen sozialer Lage und Gesundheit. Das Robert-Koch-Institut bezeichnet im Bericht „Gesundheit in Deutschland“ den Zusammenhang als „in erheblichem Maße“. Der 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2008 sieht bei Einkommensschwachen „die Chance auf einen sehr guten oder guten Gesundheitszustand etwa halbiert.“ Zudem finden sich weniger Frauen und Männer mit Migrationshintergrund in den bayerischen Vereinen vertreten. Zwar steht Bayern in Sachen Arbeitsmigration und Bildung in Deutschland weit vorn, aber gerade bei der gesellschaftlichen Integration hat auch Bayern großen Nachholbedarf. Gerade mal 9% der Männer mit Migrationshintergrund sind in den bayerischen Vereinen vertreten. Bei den Frauen finden gerade mal 1% in den Verein. Das geht aus dem Jahresbericht 2010 des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervor.

Das Sportangebot muss stimmen

Um zu erfahren, an welchen Sportarten die Frauen Interesse hätten und welche Tageszeit am optimalsten wäre, wurden bereits im Januar von Nurcan Gülkan-Lindner und Lydia Keil vom Integrationsbüro 350 Fragebögen gezielt an Frauen verteilt. Unterstützt wurden sie hier von örtlichen Einrichtungen, wie z.B. Kindergärten. Fast 1/3 der  Fragebögen kam ausgefüllt zurück und konnte ausgewertet werden. Das größte Interesse besteht bei Pilates, Aerobic und Nordic Walking. Als Ziel des Sportes wurde bei der Hälfte der ausgefüllten Fragebögen „ich will abnehmen“ angekreuzt.

Jetzt wird es konkret

Mit einem Themenvortrag und Infomaterial wird sich auch die AOK, vertreten durch Frau Karin Germann-Bauer, an dem Projekt beteiligen, um zur gesundheitlichen Aufklärung einen Beitrag zu leisten. Das Frauenangebot richtet sich an Frauen mit Migrationshintergrund und Frauen aus sozialschwachen Verhältnissen, die sich den teuren Fitnesssport häufig nicht leisten können. Gleichzeitig soll mit dem Sportangebot der Frauensport mehr vorangebracht und den Frauen anderer Kulturen der Weg in den Verein erleichtert werden. Umso mehr freut es die Veranstalter, dass für die drei Sportangebote, die ab Mai 2012 beim TSV-Neutraubling und in den städtischen Sporthallen laufen sollen, Trainerinnen gefunden werden konnten, die selbst Migrationshintergrund haben und als Wegweiser in Bezug auf den Vereinssport für andere Frauen wertvoll sind.