Die Schachfreunde Schwerin nutzen das Brett für die Integration

Die Begegnungsstätte war an diesem Nachmittag wieder prall gefüllt. Foto: FABRICE HERMANN, SVZ
Die Begegnungsstätte war an diesem Nachmittag wieder prall gefüllt. Foto: FABRICE HERMANN, SVZ

Die Schachmittage der Schachfreunde Schwerin sind ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie gut Sport als Hilfsmittel für Integration funktioniert.

Beim Senioren-Schach-Nachmittag in der Begegnungsstätte der Volkssolidarität in der Schweriner Friedrich-Engels-Straße 38 sind wieder etliche Schach-Begeisterte dabei. Dampfende Tassen und Köpfe, neben den Schachbrettern steht ein Stück Kuchen. Den hat Torsten Kath, Vorsitzender der Schachfreunde Schwerin und Organisator der Schach-Nachmittage, zur Feier seines Geburtstages bestellt.

Blitzschach ist es wahrlich nicht, pro Zug brauchen die Anwesenden in der Regel über 60 Sekunden. Bei ihrem nachdenk-intensiven Spiel vergessen viele die Welt um sich herum.Kein Wunder also, wenn der Kaffee kalt wird.

Schach als Integrations-Werkzeug

Für Torsten Kath ist der Schachsport bestens geeignet für das Bundesprogramm „Integration durch Sport“. „Das Programm wird durch das Bundesministerium für des Inneren und Bau gefördert und in Mecklenburg-Vorpommern durch den Landessportbund M-V umgesetzt. Mit Hilfe dessen können Sportvereine-und verbände finanziell gefördert werden.

Der „Schachfreunde Schwerin e.V.“ zeichnet sich als Stützpunktverein durch besonderes integratives Engagement im organisierten Sport aus.  „Schach hat viele Vorteile. Die Regeln sind nicht zu schwer und das Spiel kann unabhängig davon gespielt werden, ob beide die gleiche Sprache sprechen.“ Schach sei spielbar mit nahezu jeder körperlichen Verfassung und könne von einer sehr breiten Altersspanne betrieben werden. „Das kann der Fußball nicht von sich behaupten.“

„Die zwei Senioren-Gruppen sind bei weitem nicht unser einziges Integrations-Projekt. Wir haben zudem drei Nachwuchsgruppen und machen Veranstaltungen mit den Gruppen, wie zum Beispiel ein Stand auf der interkulturellen Woche. Wir waren auch mit dem Nachwuchs im Kletterwald mitsamt anschließendem Schachspiel“, zählt Kath auf. Es komme auch vor, dass die Nachwuchsgruppen und Seniorengruppen miteinander spielen, so wird zudem der Kontakt zwischen den Generationen geknüpft.

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Der Verein öffnet seine Türen auch für sozial schwache Menschen. 2017 bis 2018 gab es eine Flüchtlings-Schachgruppe, mitsamt einer sehr guten Mädchenmannschaft. „Es ist wichtig, Frauen die Gelegenheit zu bieten, Schach zu spielen. Da sehe ich nichts kontroverses,“ wirkt der Vorsitzende dem Vorurteil entgegen, dass Schachspiel nur ein Männersport sei.

Entschleunigung und sozialer Kontakt

Ein weiterer Grund, warum die besonders bei den Rentnern so beliebten Schachnachmittage gut angekommen, ist noch viel simpler: „Viele hier spielten schon in ihrer Kindheit Schach. Hier erleben sie die Möglichkeit, ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. Zudem können sie ihre Fähigkeiten aufzufrischen,“ erklärt der Schachfreund Kath.

Seine Spielpartnerin des Tages ist Monika Lohmann. Sie ergänzt: „Es bringt etwas Ruhe und Entschleunigung in die heute so hektische Zeit.“ Sie selbst nimmt zum dritten Mal an einem der Nachmittage teil. „Ich habe aber schon als junges Mädchen gespielt, weil meine Oma immer sagte, dass Schach zum guten Ton gehört.“

Am Nebentisch liefern sich Deloris Steinicke und Gründungsmitglied Gisela Sager, die seit Oktober 2018 dabei ist, ein spannendes Duell. „Nach zwei Jahren Corona-Pause fange ich quasi wieder bei null an“, sagt Deloris und regt sich dann auf, weil sie bei ihrem Zug den gegnerischen Springer übersehen hat. „Jetzt schieb doch nicht alles auf Corona“, hat Gisela eine schlagfertige Antwort parat. Beide lachen. Beim Schach muss es nicht immer still zugehen.

Quelle: Schweriner Volkszeitung, Fabrice Hermann (redaktioneller Mitarbeiter)


  • Die Begegnungsstätte war an diesem Nachmittag wieder prall gefüllt. Foto: FABRICE HERMANN, SVZ
    Die Begegnungsstätte war an diesem Nachmittag wieder prall gefüllt. Foto: FABRICE HERMANN, SVZ
  • Vorsitzender der Schachfreunde Schwerin Torsten Kath (l.) und Gegnerin des Tages Monika Lohmann Foto: FABRICE HERMANN, SVZ
    Vorsitzender der Schachfreunde Schwerin Torsten Kath (l.) und Gegnerin des Tages Monika Lohmann Foto: FABRICE HERMANN, SVZ
  • Boten sich ein spannendes Duell: Deloris Steinicke (l.) und Gründungsmitglied Gisela Sager Foto: FABRICE HERMANN, SVZ
    Boten sich ein spannendes Duell: Deloris Steinicke (l.) und Gründungsmitglied Gisela Sager Foto: FABRICE HERMANN, SVZ