Kameruner Charles Monte coacht Jugendfußballer bei Bavaria Wörth

Auf der händeringenden Suche nach ehrenamtlichen Jugendtrainer*innen hat der FC Bavaria Wörth einen unkonventionellen Probelauf gestartet. Mit geringen Deutschkenntnissen und ohne Vorerfahrung in der Kinder- oder Trainerarbeit traute man dem 38-jährigen Charles Monte zu, dass er ein Ehrenamt als Jugendtrainer übernehmen könnte – dabei gab es anfängliche Skepsis, ob man ihn mit einem solchen Ehrenamt überfordern würde. Das Vertrauen hat sich voll bezahlt gemacht und aufgezeigt, wie es im besten Fall laufen kann.

Über eine Freizeitmannschaft für Geflüchtete fand der junge Kameruner den Anschluss an den Verein. Turgay Cakmak, der Trainer der Mannschaft und ehemalige Jugendleiter, kann dabei durch seine Tätigkeit beim Internationalen Bund direkt Nachfrage und Angebot zusammenbringen und laufende Kosten können über eine finanzielle Förderung des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ getragen werden. Durch das niedrigschwellige Angebot hat man immer wieder neue Spieler im Trikot des FC Bavaria Wörth gesehen und Charles Monte ist dabei nicht durch seine Fußballkünste, sondern durch seine ruhige, positive Ausstrahlung aufgefallen. Der Beschreibung seines Trainers als „Immer gut gelaunt, hilfsbereit und ein Mensch, der immer gut mit seinen Mitmenschen umgeht“ folgt der Zusatz: „Kinderarbeit kann nicht jeder – aber er hat ein Talent dafür.“

Als Anekdote erzählt Turgay Cakmak noch eine Geschichte, bei der eine Trainerkollegin dringend einen weiteren Umzugshelfer brauchte und der ehemalige Jugendleiter auf dem Weg zum Umzug zufällig Charles über den Weg lief. Natürlich richtete es Charles ein, dass er beim Umzug helfen konnte und da er für die Arbeit kein Geld akzeptierte, wurde ihm ein Trainingsanzug des FC Bavaria Wörth geschenkt. Zum Beginn des folgenden Interviews schaltet sich der in Wörth wohnhafte Charles Monte überpünktlich und gut vorbereitet zur Videokonferenz dazu und grüßt mit einem freundlichen Lächeln in ebenjenem Trainingsanzug – schon da erkennt man, dass ihm das Ehrenamt als Jugendtrainer liegt.

Hallo Charles, über eine damals neugegründete Fußballmannschaft für Geflüchtete bist Du zum FC Bavaria Wörth gekommen und seit längerer Zeit engagierst du dich dort als Jugendtrainer. Wie bist Du zu Deinem Ehrenamt gekommen und wie gefällt es Dir?
Es gefällt mir sehr gut, mit den Kindern zu arbeiten, und es macht viel Spaß. Turgay Cakmak, mein Trainer und der damalige Jugendleiter, hat mir vorgeschlagen, mich als Jugendtrainer zu engagieren. Ich habe es mir damals wegen der Sprachprobleme nicht zugetraut, aber ein Probelauf beim F-Jugend-Training ist ganz gut gelaufen. Es war dann „Learning by doing“ und wenn ich Fragen hatte, konnte ich überall nachfragen.

Hast du vor Deinem Engagement als Jugendtrainer bereits Erfahrungen als Fußballtrainer oder in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gemacht?
Nein, davor habe ich noch nie mit Kindern gearbeitet und auch keine Erfahrung als Trainer gesammelt. In Kamerun habe ich als Servicetechniker in einem Krankenhaus gearbeitet und Fußball war auch nur ein Hobby.

Du arbeitest in einem Trainerteam, wie teilt ihr euch die Aufgaben auf? Was sind Deine Aufgabenbereiche und welche Herausforderungen begegnen Dir?
Wir arbeiten zu dritt in einem Trainerteam. Ein Trainer ist zuständig für die organisatorischen Angelegenheiten und die Trainingsplanung und die anderen setzen das dann mit den Kindern um.

Als Trainer ist man auf und neben dem Spielfeld in der besonderen Situation, dass man dauerhaft am Kommunizieren ist und Deutsch ist nicht Deine Muttersprache, wie kann man sich den Austausch zwischen den Kindern und Dir vorstellen?
Der Umgang mit den Kindern ist total unkompliziert und die Kommunikation ist sehr leicht. Ich hatte ja am Anfang schon einen Grundwortschatz und wir können viel mit unserer Gestik und Mimik kommunizieren. Ich frage nach, ob die Kinder mich verstanden haben und manchmal werde ich sogar von den Kindern korrigiert (lacht).

Gab es denn mal Missverständnisse?
(lacht) Die gibt es öfters. An einem Tag habe ich aus Versehen mit den Kindern französisch gesprochen und das hat ihnen so gut gefallen, dass sie es öfters machen wollten. Seitdem habe ich beim Training eingeführt, dass ich in den ersten zehn Minuten des Trainings die Ansagen auf Französisch mache und wenn ich es vergesse, erinnern mich die Kinder sogar daran: „Charles, du hast etwas vergessen.“ Sie sagen im Training dann mal französische Phrasen wie „Je m’appele“, „Faire moi le passe“ oder „la bas“. Bei uns im Verein gibt es einen hohen Migrationsanteil und manche Kinder können sogar schon von zuhause aus Französisch sprechen.

Die Kinder sind also neugierig und stellen Dir auch Fragen? Wurdest Du auch mal zu deiner Herkunft aus Kamerun gefragt?
Die Kinder stellen sehr viele Fragen, was uns immer wieder zum Lachen bringt. „Wie sind Kinder in Kamerun? Spielen die auch Fußball?“. Ich erzähle ihnen hier und da über Kamerun und versuche einen Bezug dazu herzustellen. Sie kennen keine Fußballspieler aus Kamerun, aber immerhin ist Kylian Mbappe eines ihrer Idole und sein Vater ist aus Kamerun.

Was war Dein bisher schönstes Erlebnis als Jugendtrainer? Und was sind Deine Pläne für die nächsten Jahre?
Für mich ist es eine schöne Erfahrung, dass die Kinder das Erlernte in die Praxis umsetzen – das motiviert mich. Die Kinder lernen neue Fertigkeiten, setzen um, was ihnen beigebracht wurde und merken, was sie alles erreichen können. Das Traineramt ist ein Hobby. Mein Plan ist, dass ich nach meinen Sprachkurs eine Ausbildung als Kälte- und Klimaanlagenmechaniker mache und in meinem ehemaligen Beruf arbeiten kann. Wenn es die Zeit zulässt, werde ich dann gerne mein Ehrenamt als Jugendtrainer weiterführen und freue mich, mit Kindern zu arbeiten.