Migrationsminister auf Thüringer Sporttour

Thüringer Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, Dirk Adams, besucht drei Anerkannte Stützpunktvereine um sich über die Integrationsarbeit im Thüringer Sport ein Bild zu machen

Foto: LSB Thüringen e.V.
Nikki Orlovic, regionale Fachkraft beim Stadtsportbund Erfurt und mehrfache Box-Weltmeisterin, gab Tipps und informierte über den Stand der Integrationsarbeit. Foto: lsb thüringen

„Sport ist ein entscheidender Ansatz, der helfen kann, zum Beispiel die deutsche Sprache zu erlernen und Berührungsängste abzubauen“, so der Migrationsminister Dirk Adams bei den Terminen in Suhl, Niederkrossen und Erfurt. Beim Auftakttermin in Suhl stellte die regionale Fachkraft Marc Wünsche seine Arbeit vor. Eine Aufgabe ist die Organisation von Sportangeboten des Stadtsportbundes Suhl für die Bewohner*innen der Erstaufnahmeeinrichtung. Hierfür wird der SSB Suhl als Anerkannter Stützpunktverein im Bundesprogramm „Integration durch Sport“ gefördert. „Es ist nicht immer alles positiv und nicht nur ein schöner Beruf“, berichtete Marc Wünsche weiter und erinnert sich unter anderem an Rassismus-Vorfälle bei Zuschauenden von Fußballspielen. „Es gibt Vereine, die der Integrationsarbeit gegenüber sehr aufgeschlossen sind, es gibt aber auch andere Vereine und Übungsleitende, die das nicht wollen“, berichtet Wünsche, zu dessen Aufgaben Vernetzung, als Ansprechpartner für Vereine zu fungieren und Sportangebote zu unterbreiten, gehören.

Der Integrationsarbeit aufgeschlossen gegenüber steht der SV 90 Niederkrossen, seit 2017 „Anerkannter Stützpunktverein“ im Bundesprogramm „Integration durch Sport“. Der SV 90 gründete eine eigene Cricket-Abteilung, die aktuell 16 Mitglieder umfasst und in diesem Jahr erstmals den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Im August geht nun es um die deutsche Meisterschaft.

„Cricket ist für die Jungs ein Stück Heimat, der ihnen Halt gibt“, so Bernd Bock, der als regionale Fachkraft „Integration durch Sport“ für Ostthüringen zuständig ist und der die Cricket-Interessierten einst aus einer Gemeinschaftsunterkunft an den SV 90 Niederkrossen vermittelt hat. Für die Abteilung zuständig ist Lutfullah Kamran, vor einigen Jahren selbst aus Afghanistan geflüchtet. Nun bringt er sich ehrenamtlich beim SV 90 ein und hofft, dass die Mannschaft mit der teuren Cricket-Ausrüstung – ein Set kostet etwa 1.000 Euro – künftig besser ausgestattet werden kann. Auch die Organisation der Fahrten zu Spielen gestaltet sich schwierig, da nicht alle Mitspieler vor Ort wohnen. Unterstützung kommt unter anderem vom BMI im Rahmen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“.

Ebenfalls „Anerkannter Stützpunktverein“ ist der Kampfsportverein Sparta BV in Erfurt. Hier kann sich der Nachwuchs beim Ringen, Boxen oder Kickboxen austoben. Dabei liegt Trainer André Izmajlov vor allem am Herzen, so vielen Kinder wie möglich die Chance zu eröffnen im Verein zu trainieren. „Unser Ziel ist es, dass jedes interessierte Kind zu uns kommen kann, hohe Mitgliedsbeiträge sind da oftmals eine Hürde.“ Der Verein hat seine Sportstätte in Erfurt Nord, hier treffen auch sozialschwächere und Familien mit Migrationshintergrund aufeinander. „Die Kids können jeden Tag zu uns kommen, neben den sportlichen Erfolgen dreht sich bei uns alles um ihre Integration.“ Die hohe Nachfrage bestätigt das Vereinskonzept, vor vier Jahren wurde eine größere Sportstätte benötigt. Den Umzug in den Sportkomplex in der Essener Straße unterstützte auch das Ministerium, etwa mit einer Förderung zur Anschaffung spezieller Bodenmatten. Demnächst soll ein kleiner Boxring folgen. Potential gibt es noch bei den weiblichen Mitgliedern. Zwar hat Sparta BV extra eine Trainerin für Frauen und Mädchen für den Bereich Selbstverteidigung, aber die Nachfrage steigt nur allmählich. Beratend steht dem Verein Nikki Orlovic als regionale Fachkraft Integration beim Stadtsportbund Erfurt zur Seite. Die mehrfache Box-Weltmeisterin weiß um die Schwierigkeit Frauen in den Sport zu integrieren. „Frauen kommen zunächst nur zu weiblichen Trainern, daher wurde bei Sparta BV bereits eine wichtige Basis geschaffen um Vertrauen aufzubauen.“, ist sich Nikki Orlovic sicher, dass die Nachfrage bald steigt.

Währenddessen zieht Trainer André Izmajlov dem Migrationsminister Dirk Adams die Boxhandschuhe an und zeigt kleine Tricks an den schweren Boxsäcken. Denn auch bei Sparta BV gilt: Sport getrieben wird gemeinsam, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Im Vordergrund stehen stets das Miteinander, sportliches Fairplay und der Spaß an der gesunden Bewegung.


  • Foto: LSB Thüringen e.V.
    Nikki Orlovic, regionale Fachkraft beim Stadtsportbund Erfurt und mehrfache Box-Weltmeisterin, gab Tipps und informierte über den Stand der Integrationsarbeit. Foto: lsb thüringen
  • Foto: LSB Thüringen e.V.
    Auf dem Cricket-Feld in Kirchhasel: beim Gespräch waren neben Vereinsvertretern der Minister (4.v.l.), Bürgermeister Frank Dietzel sowie Bernd Bock als regionale Fachkraft "Integration durch Sport" dabei. Foto: lsb thüringen
  • Foto: LSB Thüringen e.V.
    Migrationsminister Dirk Adams (Mitte) beim Besuch in Suhl. Vor Ort war auch LSB-Geschäftsführerin Kerstin König (links neben Adams). Foto: lsb thüringen
  • Foto: LSB Thüringen e.V.
    Das Cricket-Team aus Niederkrossen spielt in der neuen Saison ab August erstmals in der Bundesliga, nachdem der Sieg in der Regionalliga Ost gelang. Ein toller Erfolg für den Verein und die kleine Cricket-Abteilung. Bestes Beispiel für erfolgreiche Integration durch Sport. Foto: lsb thüringen
  • Foto: LSB Thüringen e.V.
    Beim Kampfsportverein Sparta BV gab Trainer André Izmajlov dem Minister eine kurze Box-Einführung. Foto: lsb thüringen