Training beim Stützpunktverein Leon Fight Club 12

Der Leon Fight Club 12 verbindet vieles – Jung und Alt, Profi und Beginner, Alteingesessene und neu Zugezogene.

Die Halle in Walle aus der Vogelperspektive
Die Halle in Walle aus der Vogelperspektive

Wenn man die Trainingshalle in Bremen Walle betritt, lässt es sich eigentlich nicht übersehen – hier lebt persönliche Leidenschaft und Identifikation mit dem Verein. Den Eingang ziert eine Vitrine mit Lizenzen, Fotos und Pokalen. Die Wände sind mit Transparenten vergangener Turniere und Seminare auf der ganzen Welt gesäumt, bei denen die Kämpferinnen und Kämpfer des Clubs beteiligt waren. Auch viele Handschuhe, Hosen und T-Shirts ziert das Logo des LFC.

Trainiert wird in der Zentrale am Hohweg jeden Wochentag in mindestens drei Slots zu je zwei Stunden, die es in sich haben. Je später der Abend, desto älter die Gruppen. Jedes Training ist offen für alle Geschlechter und Geflüchtete. Um viele Menschen angemessen zu erreichen gibt es außerdem Wochenend-Hallenzeiten nur für Mädchen, Beginner-Jugendtraining in Kattenturm, Nachmittags-Kindertraining in Gröpelingen und gelegentlich Extra-Aktionen wie Technikseminare mit befreundeten Muaythai Größen oder Sparring-Fahrten in andere Kampfsportclubs. 2016 richtete der Verein sogar die deutschen Meisterschaften im Muaythai aus.

Dreh- und Angelperson des Leon Fight Club ist der Headcoach Ferhat Sönmez. Er gründete den Verein 2012, geht auf Menschen zu, kommuniziert direkt und einfach, liebt es zu Lachen und besitzt eine väterliche Art mit seinen Schützlingen umzugehen. Wenn allerdings das Training beginnt, dann richtet sich der Fokus komplett auf den Sport: „Erst Spagat, dann Spaghetti.“ Der A-Lizenz Hebel wird umgelegt und Sönmez ist in seinem Element. Disziplin, Respekt und Ehrgeiz sind hier die Zutaten für Anerkennung und Zugehörigkeit. Das kommt beim Nachwuchs gut an, bei den Trainings sind selten weniger als 20 Kids.

Kampfsport wird zwar immer wieder mit einfachen und hitzigen Gemütern verbunden, ist aber alles andere als simpel. Das Spektrum an sportlichen Stellschrauben ist groß und wird ausgenutzt. Während Sönmez an einem hochsommerlichen Dienstagabend mit Ausdauer, Schnellkraft, Beweglichkeit und Sparring an den langen Schrauben dreht, knüpft sich Co Trainer Reinhard Luker intervallweise jede Kämpferin und jeden Kämpfer an den Pratzen vor. Dabei gibt es bei technischen Fauxpas direktes Feedback von der Pratze und vom Boxexperten: „Wenn du nur auf die Fäuste schaust, weißt du erst, was ich vorhabe, wenn es zu spät ist.“ Das intensive Training hat speziell im Muaythai schon einige deutsche Meister hervorgebracht, nicht zuletzt Sönmez‘ eigene Tochter Rümeysa.

Nebst der konditionellen und technischen Schule ist es für einige aber auch die Möglichkeit mal Dampf abzulassen: „Wenn ich hier zwei Stunden Vollgas gebe und am Boxsack ausrasten kann, bin ich im Alltag ausgeglichen. Das war früher anders.“ meint Kai (21), der sich abkämpft, als ginge es um die Olympiaqualifikation. Mädchen, Jungen und Jugendlichen wird ein Ort gegeben um Stärke und Selbstvertrauen zu tanken - beste Mittel gegen unkontrollierte Aggressionen und Gewalt.

Auch wenn Kämpfe verloren werden überwiegt der Respekt vorm Gegner. So ein Verhalten ist nicht selbstverständlich, sondern feste Philosophie. Nach jedem noch so kurzen Sparring wird „abgeboxt“ oder sich auch mal in den Arm genommen. „Respekt und familiärer Umgang werden hier großgeschrieben.“ Wichtig sei auch, „dass die Kids sich an Regeln halten können und keinen Scheiß auf der Straße bauen. Wir wollen hier keine Verbrecher ausbilden.“ betont Sönmez.

Speziell nach dem Training, wenn die Anspannung abfällt, merkt man, dass man es mit sehr herzlichen und freundlichen Menschen zu tun hat. Der Leon Fight Club scheint für viele eine Art kleine (Extra-)Familie zu sein.


  • Die Halle in Walle aus der Vogelperspektive
  • Konzentration am Boxsack
  • Kernübung im Kampfsport
  • Technische Kniffe vom "Chef"
  • Schlagabtausch
  • Die ersten Kids am Nachmittag