Vom syrischen Flüchtling zum saarländischen Fechter

In der letzten Ausgabe des SaarSport-Magazins stellten wir Mohammad Shaheen näher vor und berichteten von seinem schweren Weg von Syrien nach Deutschland. Diesmal wollen wir über seinen Sport, das Fechten, und seine Zukunftspläne sprechen.

Foto: Andreas Schlichter
Foto: Andreas Schlichter

„Meine Mutter meldete mich vor ein paar Jahren beim Fechten an“, erzählt Mohammad Shaheen, Flüchtling aus Syrien und mittlerweile in Saarbrücken lebend. „Und das erste Turnier habe ich gleich gewonnen. Es war sofort mein Sport.“ War es eine große Umstellung für ihn, seinen Sport nach der Flucht aus Syrien in Deutschland weiter zu betreiben? „Oh ja!“, sagt er direkt. „Das Niveau ist hier viel höher als in meiner Heimat.“ Als großes Nachwuchstalent war er oft mit der syrischen Nationalmannschaft unterwegs, war mehrfacher syrischer Juniorenmeister und nahm 2014 sogar an Jugendolympiade und WM teil. Fast hätte es sogar mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Brasilien als Mitglied der Flüchtlingsmannschaft geklappt. Beim Fechterring Hochwald Wadern dagegen, wo er seit knapp einem Jahr trainiert, seien auch Jüngere stärker als er. „Aber das motiviert mich, mich weiter zu verbessern.“

Anders als in Deutschland, wo man seine Sportausrüstung selbst erwerben oder beim Verein ausleihen muss, erhielt Shaheen seine Ausrüstung in der Heimat kostenlos. Das stellt den 19-Jährigen vor Probleme. „Ich würde gern wie früher weitermachen und regelmäßig trainieren. Aber das ist schwierig.“ Denn neben der Frage, wie er seinen Sport finanziell stemmen soll, kommen noch logistische und zeitliche Probleme hinzu. In Ermangelung eines Führerscheins wird er von seinem Trainer oder einem Freund ins Training gebracht. Und da Shaheen neben seinen Deutschkursen zur Vorbereitung auf sein Informatikstudium und seinem Landestraining an der Sportschule auch arbeitet, gestaltet sich die Trainingsplanung nicht immer einfach. „Ich arbeite in einer Gaststätte in Saarbrücken und an in der Kinderbetreuung an der Uni, um mir etwas dazuzuverdienen. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für meinen Sport“, erzählt der 19-Jährige.

Was er bereits jetzt am Saarland liebt: „Hoorische“, sagt er und lacht. „Die sind lecker!“ Er mag die deutsche Ordentlichkeit und Organisation sowie die zumeist hilfsbereiten und netten Menschen. Bei der Frage, ob es etwas gebe, was ihm in seiner neuen Heimat nicht gefällt, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Die Bürokratie! Ständig müssen Fristen eingehalten werden, es ist sehr aufwändig und kostet viel Zeit.“

Vorläufig will Shaheen beim Fechterring bleiben und dort seinem Sport nachgehen, während er sich auf sein Studium vorbereitet. Der Ehrgeiz treibt ihn voran: „Es gibt Leute, die Motivation brauchen – ich nicht. Wenn ich etwas erreichen will, dann schaffe ich das auch.“ Wir wünschen ihm viel Glück dabei.

 

Text: Tina Klinkner 

Quelle: SaarSportMagazin Dezember 2016 

 


  • Foto: Andreas Schlichter
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