Berlin: „Es kann nicht schlechter und somit nur gut werden.“

Wie vier unserer Stützpunktvereine in die Zukunft blicken. Eine Momentaufnahme.

Vier Berliner Stützpunktvereine erzählen von 2020 und blicken in die Zukunft.
Vier Berliner Stützpunktvereine erzählen von 2020 und blicken in die Zukunft.

Das Jahr 2020 war in vielen Belangen ein Jahr zum Vergessen. Sportplätze und Hallen wurden gesperrt, Schulen und Kitas geschlossen, Hygienekonzepte entwickelt, Meisterschaften abgesagt, Kontaktsperren und Abstandsgebote eingeführt. Alles Dinge, die vor zwölf Monaten noch als undenkbar galten, Dinge, auf die sich keiner von uns hätte vorbereiten können.  

Doch wie gingen unsere Stützpunktvereine im vergangenen Jahr mit der Krise um und vor allem, welche Hoffnungen und Wünsche haben sie für das kommende Jahr 2021?

Dazu sprachen wir mit den Vertretern von vier unserer Stützpunktvereine: Stephan Burwieck von den Treptower Teufeln Tennis Club e.V., mit Sinan Hanli vom KSV Reinickendorf (Ringen), Andy Riebold von den BC Lions Moabit 21 (Basketball) und Marc Schmid von Pfeffersport e.V. (Großsportverein).

Für alle vier Vereine war das vergangene Jahr natürlich ein extrem schwieriges. Neben Veranstaltungen wie den Vereinsfesten mussten Meisterschaften, Training und interne Turniere ausfallen. Zudem mussten Hygienekonzepte entwickelt werden, um einen partiellen Sportbetrieb aufrecht erhalten zu können. Während des Lockdowns wurden Online-Angebote entwickelt, um den Mitgliedern zu Hause den Zugang zum Sport zu gewährleisten. Ein enormer „Organisations- und Kommunikationsaufwand“ (Schmid), den die meist Ehrenamtlichen in den Vereinen zu bewältigen hatten. Anders als die drei anderen Vereine hat Pfeffersport mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen, „der darauf zurück zu führen ist, dass wir auch in normalen Zeiten Fluktuation haben (Angebotswechsel, Wechsel Schule und Kita etc.), aber wir diese zurzeit nicht auffüllen können.“, schildert uns Marc Schmid, Pressesprecher bei Pfeffersport e.V.
Sinan Hanli vom KSV Reinickendorf erzählt uns, dass der Kontakt zu vielen Vereinsmitgliedern verloren gegangen sei. So bot der KSV Reinickendorf seinen jungen Nachwuchssportlern Nachhilfe an, die seit Beginn der Pandemie nicht stattfinden kann. Soziale Projekte, so Hanli, wie das Projekt „Ringen gegen Gewalt“, das im Jugendzentrum „Haus am See“ in Reinickendorf regelmäßig stattfand, mussten ebenfalls ausfallen. Auch hier wieder ein Umstand, der vor allem die Kinder und Jugendlichen trifft, die die regelmäßigen Angebote dringend benötigen.
Andy Riebold, 1. Vorsitzender der BC Lions Moabit 21, spricht sogar von drohender Insolvenz. „Der International Eastercup hat uns fast ruiniert. Ausgerechnet der Eastercup, der unser großes Baby ist. Noch immer sind knapp 5.000€ offen.“ (International Eastercup Moabit und die Corona-Krise). Zum Glück konnte man das Ruder noch einmal herumreißen und den Verein aus dem Gröbsten herausholen.

Aber es gab auch positive Aspekte im Jahr 2020, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben dürfen. So konnten die BC Lions Moabit 21 einen deutlichen Mitgliederzuwachs während der Corona-Pandemie verzeichnen. „Ab August haben die uns die Bude eingerannt. So mussten wir auch jetzt sage und schreibe 17 Coaches anstellen.“, schreibt uns Riebold. Auch das von IdS geförderte Projekt, Basketball United, ein Basketballteam bestehend aus Geflüchteten, konnte sich über neue Mitglieder freuen. Durch die steigende Zahl an Projekten, konnte der Verein sogar eine Praktikumsstelle mit anschließendem FSJ/BFD ausschreiben.
Aber nicht nur bei den Lions war 2020 ein Mitgliederzuwachs zu beobachten. Sowohl die Treptower Teufel als auch der KSV Reinickendorf konnten sich ebenfalls über neue Mitglieder freuen. Marc Schmid berichtet von einem großen Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden, den Übungsleitern und den Mitgliedern von Pfeffersport. Außerdem wurde die Digitalisierung im Verein vorangetrieben. So wurden Online-Fortbildungen für die Übungsleitenden und ein digitaler Konferenzraum etabliert. Und auch beim KSV Reinickendorf passierte im letzten Jahr sehr viel. Ganz nach dem Motto „Kreativ werden!“ wurde beim KSV Reinickendorf sehr viel Zeit und Energie in die Weiterentwicklung des Vereins investiert. „Not macht erfinderisch, neben Ringen bieten wir neuerdings Kinderfitness, Boxen, Kickboxen und Kinderhockey an. Ohne die Krise würden wir keine weiteren Sportgruppen/ Abteilungen gründen und die Digitalisierung in unserem Verein nicht so voranbringen.“, sagt Hanli.

Die Zusammenarbeit mit dem IdS-Team Berlin bewerten alle vier durchweg positiv. „Es läuft toll. Wir sind mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden. Auch zeigt das Team Verständnis für uns, wenn wir die eine oder andere bürokratische Hürde aus Zeitmangel nicht immer fristgerecht erledigen können. Auch wenn wir die Dinge am Ende natürlich erledigen müssen. Vielen Dank an das Team, an Khaled Gharbi und an Britt Finkelmann.”, so Schmid. Auch Hanli ist voll des Lobes für das IdS-Team und für seinen persönlichen Ansprechpartner: „IdS macht super Arbeit, ganz besonders Tobias Ziehn, besser geht nicht. Herzlichen Dank an dieser Stelle.“
Riebold sieht noch Verbesserungsbedarf in der Vernetzung der Stützpunktvereine. Da 2020 unser Vereinstreffen, aufgrund bekannter Umstände, ausfallen musste, kam das Thema Vernetzung und die Herstellung von Symbiosen zwischen den Stützpunkvereinen tatsächlich zu kurz. Auch die persönlichen Treffen zwischen unseren Vereinsberater/-innen und Vereinsvertrete/- innen kamen im vergangenen Jahr nicht in dem Ausmaß zustande, wie gewohnt. Auch hier hoffen die Vereine und natürlich auch wir, auf eine baldige Besserung der Umstände und die Möglichkeit sich auch wieder persönlich treffen zu können.

Dem kommenden Jahr sehen alle vier voller Zuversicht entgegen. Hanli ist davon überzeugt, dass sein Verein gestärkt aus der Krise herauskommen wird und Burwieck ist optimistisch, dass ab Herbst neben dem Training im Freien auch das Hallentraining wieder stattfinden kann. Zudem soll im Sommer ein Feriencamp auf dem Clubgelände der Treptower Teufel stattfinden, bei dem Kinder in den Tennisclub schnuppern und ihre ersten Erfahrungen auf Sand machen können. Auch Riebold hat große Hoffnungen für das kommende Jahr: „Es kann nicht schlechter und somit nur gut werden. Wir hoffen, dass die Sportler uns ähnlich wie im Sommer 2020 die Bude einrennen werden und wir den International Eastercup Ende Juli organisieren können.“ Außerdem hofft er auf die erfolgreiche Etablierung einer Rollstuhlbasketballmannschaft bei den BC Lions Moabit 21. Und bei Pfeffersport freut man sich auf die 30 Jahre Pfeffersport Gala, die bereits im letzten Jahr hätte stattfinden sollen, und hoffentlich dieses Jahr stattfinden kann.

Natürlich gab es auch zahlreiche Fälle, bei denen sich Sportgruppen auflösen mussten und ganze Vereine ihren Betrieb komplett einstellten. Dennoch zeigen uns diese vier Beispiele, dass die Berliner Sportvereine im letzten Jahr nicht ruhten und die zahlreichen Ehrenamtlichen in den Vereinen einen enormen Aufwand betrieben, um neue Wege der Digitalisierung zu gehen, die Mitglieder „bei Laune“ zu halten und ihre Vereine durch die Krise zu führen.  


  • Vier Berliner Stützpunktvereine erzählen von 2020 und blicken in die Zukunft.
    Vier Berliner Stützpunktvereine erzählen von 2020 und blicken in die Zukunft.