„Das war doch nicht so gemeint! – Aber es verletzt mich.“

Eric Yuma ist Assistant Coach bei den New Yorker Lions aus Braunschweig. Sein sportlicher Werdegang führte ihn von der Leichtathletik zum American Football. Im Interview berichtet er von eigenen Rassismus-Erfahrungen innerhalb und außerhalb des Sports.

Assistant Coach der New Yorker Lions in Braunschweig Eric Yuma
Assistant Coach der New Yorker Lions in Braunschweig Eric Yuma

LSB: Brüssel, New York, Luxemburg, Amsterdam, München, Braunschweig – du kannst auf eine beeindruckende internationale Karriere als Spieler und Trainer zurückblicken. Inwiefern hast du in dieser Zeit als Schwarzer Spieler und Trainer auch Rassismus erlebt oder beobachtet?

Vor einigen Jahren hatte ich als Trainer einen Spieler im Team, der immer wieder rassistische Witze machte. Ich habe den damaligen Cheftrainer darüber informiert und ihn gefragt, wann er denn mal eingriffen würde. Darauf entgegnete mir er nur, dass ich doch wisse, wie der Spieler tickt und dass wir ihn brauchen. Ich war tief verletzt und musste irgendwann selbst eingreifen und dafür sorgen, dass der Spieler mit seiner verletzenden Sprache aufhört. Auch nach vielen Jahren spüre ich noch die Enttäuschung, dass der Cheftrainer die Dinge damals verharmloste und nur den Leistungsgedanken verfolgte. Und auch als Spieler musste ich hin und wieder rassistische Kommentare erdulden.

LSB: Hast du den Eindruck, dass du als Schwarzer Trainer anders behandelt wurdest?

Ich habe den Eindruck, dass in unserer Gesellschaft viele Leute denken, sie können mit einem Schwarzen Migranten anders reden bzw. ihn anders behandeln. Ich erlebe oft, dass Menschen mich bei der ersten Begegnung wie selbstverständlich duzen – auch neue Spieler. Im Football ist das eher unüblich, da es dort klare Hierarchien gibt. Alle Trainer werden mit „Coach“ angesprochen. Ich muss diese Spieler dann oft darauf hinweisen, dass sie mich bitte genauso ansprechen sollen, wie die anderen Trainer auch. Das ist leider oft der Fall, dass ich weniger Respekt erfahre als weiße Trainer.

Glaubst du, dass der Sport grundsätzlich gut geeignet ist, um Menschen in die Gesellschaft zu integrieren?

Ja, prinzipiell schon. Allerdings sehe ich im Leistungssport auch beide Seiten der Medaille:

Wenn Menschen aus dem Ausland kommen und gute Leistungen in ihrem Sport erbringen, werden sie gerne aufgenommen und medienwirksam präsentiert. Sobald etwas mit dem Spieler außerhalb des Platzes passiert, spielt auf einmal seine Herkunft und oft auch seine Hautfarbe eine Rolle. Das finde ich nicht gut und es passiert immer wieder. Dabei frage ich mich, wieso es auf einmal wichtig wird, welche Herkunft dieser Spieler hat bzw. wie er aussieht? Das gilt nicht nur für den Sport. Auch sonst schreiben viele Medien oft vom Migrationshintergrund, obwohl das für die Berichterstattung keine Rolle spielen sollte. Ich glaube, dass unsere Gesellschaft hinter der Fassade in vielen Bereichen wenig offen und multikulturell ist. Das finde ich traurig.

Wie können Trainer und andere Personen im Sport aktiv gegen Rassismus vorzugehen?

Meine Expertise liegt ja im American Football. Hier sind wir aus meiner Sicht gut aufgestellt. American Football ist sehr international. Auf dem Platz wird viel Englisch gesprochen. Die Vielfalt der unterschiedlichen Lebenswege, Sprachen und Kulturen ist normal. Aber auch im American Football gibt es Rassismus. Ich würde mir wünschen, dass grundsätzlich alle Trainer eine klare Haltung einnehmen und sich aktiv gegen Diskriminierung und Rassismus positionieren. Auch die Vorstandsebene ist in der Verantwortung, bei entsprechenden Vorfällen mit starker Stimme zu reagieren und zu intervenieren. Es ist einfach wichtig, dass sich der Verein als Ganzes klar gegen Rassismus positioniert. Oft werden Worte fahrlässig oder unbedacht verwendet, die andere Menschen verletzen. Da sollten sich einige Spieler hinterfragen und ihre Worte zukünftig bedachter verwenden – gerade bei rassistischen Sprüchen, die „doch nicht so gemeint waren“. Rassismus darf niemals relativiert und geduldet werden – egal in welcher Form. Im besten Fall wird das zwischen Trainern und Spielern, aber auch innerhalb des Vorstands entsprechend umgesetzt. Auch eine Satzungsanpassung kann eine wichtige Grundlage schaffen.

 

Zur Person
Eric Yuma, 54 Jahre, ist Assistant Coach bei den New Yorker Lions in Braunschweig. Geboren in Togo, aufgewachsen in Belgien, lebt er seit über 20 Jahren in Deutschland. Ursprünglich aus der Leichtathletik (Weitsprung) kommend, mit Teilnahmen bei Europa- und Weltmeisterschaften, führte ihn sein Weg 2002 als Runningback über die Teams der Brussels Raiders, New York Knights, Luxembourg Lions, Amsterdam Crusaders, Brussels Angels und Munich Cowboys nach Braunschweig.


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    Assistant Coach der New Yorker Lions in Braunschweig Eric Yuma