Fahrradführerscheine ausgehändigt

In StadtallendorfIntegrationsprojekt fand erstmals gemeinsam mit IdS Mittelhessen ein interkultureller Fahrradkurs für Frauen statt. 11 Damen mit Migrationshintergrund haben diesen mit dem Erwerb des Fahrradführerscheins erfolgreich beendet.

Fahrradprojekt für Migrantinnen in Stadtallendorf (Quelle: W. Schuhmacher)
Fahrradprojekt für Migrantinnen in Stadtallendorf (Quelle: W. Schuhmacher)

Elf Frauen trotzten Wind und Wetter, Regen, Kälte und sogar schon dem ersten Raureif. Am Ende des ersten Stadtallendorfer Fahrradprojektes für Frauen mit Migrationshintergrund konnte man in den Gesichtern der Frauen den Stolz auf die eigene Leistung ablesen – alle Teilnehmerinnen bekamen am letzten Veranstaltungstag im Dezember ihre Fahrradführerscheine ausgehändigt.

Die meisten der Frauen hatten vorher noch nie auf einem Fahrrad gesessen, wenige andere hatten das Fahrradfahren einmal als Kinder erlernt, sind danach aber nie wieder gefahren. An 10 Terminen konnten die Frauen unter fachkundiger Anleitung des Polizeioberkommissars Hubert Alexander und der Übungsleiterin Bedra Nurrenklidag auf dem Übungsgelände der Jugendverkehrsschule in Stadtallendorf das Fahrradfahren erlernen.

Die Praxisinhalte setzten sich aus Übungen zum sicheren Auf- und Absteigen, zum Anfahren, Lenken, Bremsen und Ausweichen, selbständiges Fahren, Handzeichen geben und  Sicherheitsaspekte während des Fahrens auf dem Rad  zusammen. Zu den theoretischen Grundlagen gehörte das Vermitteln der Verkehrsregeln und die Erklärung der Funktionsweise eines Fahrrades, der Bremsen, Schaltung und Beleuchtung.

Es scheint das Alltäglichste der Welt zu sein: Mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, zum Einkaufen oder einen Ausflug zu unternehmen. Im Kindesalter lernt man Fahrradfahren. Was für viele Menschen schon seit früher Kindheit eine Selbstverständlichkeit ist, haben andere nie gelernt oder wieder verlernt. Viele Frauen mit Migrationshintergrund haben nie gelernt Fahrrad zu fahren – in ihren Herkunftsländern war es nicht üblich, das Fortbewegungsmittel Fahrrad war in ihren Kulturkreisen nicht verbreitet, in anderen Ländern war es verboten und nur Jungen / Männern vorbehalten es zu nutzen. In Deutschland hingegen gilt das Fahrradfahren vielerorts als selbstverständlich – sei es als Fortbewegungsmittel oder auch zur aktiven Gesundheitsförderung.

Das Ziel des Fahrradkurses war es, die Mobilität der Migrantinnen zu fördern, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen, ihre Kinder beim Fahrradfahren lernen zu unterstützen und zu begleiten. Darüber hinaus kann der Fahrradkurs als Kontaktbörse dienen, der Menschen und Ideen zusammenbringt, wo gemeinsam aktive Gesundheitsförderung stattfinden kann.

Mit der Idee und dem Konzept für das Fahrradprojekt nahm die IdS-Regionalkoordinatorin Brigitte Hermann Kontakt zu den Kooperationspartnern Claus Schäfer (Büro für Integration des Landkreises Marburg-Biedenkopf) und Sportscout Zehra Demir vom Sportkreis Marburg- Biedenkopf in Stadtallendorf auf. Gemeinsam mit POK Hubert Alexander von der Jugendverkehrsschule des Polizeipräsidiums Mittelhessen konnte das Vorhaben „Migrantinnen lernen Fahrrad fahren“ zeitnah realisiert werden.

Durch die vielfältigen Kontakte von Sportscout Zehra Demir waren schnell interessierte Frauen gefunden und der Kurs startete im Oktober mit 12 Teilnehmerinnen. Unterstützt wurde das Projekt vom örtlichen Rad Shop und von Privatleuten, die nach einem Aufruf in der Presse zahlreiche Fahrräder spendeten. Die zum Abschluss des Fahrradprojektes geplante gemeinsame Fahrradtour musste leider aufgrund der Witterung ausfallen. Sie wird auf alle Fälle zum Start eines zweiten Kurses im Frühjahr 2014 durchgeführt. Bis dahin wird die Motivation der Frauen mit dem Geschenk eines Fahrradhelmes zum Abschluss hochgehalten.

Was für Zübeyde Cakir schon nach der ersten Übungseinheit feststand - den lang gehegten Wunsch zu verwirklichen,  sich ein eigenes Fahrrad anzuschaffen,  hat sie bei der Abschlussveranstaltung wahrgemacht – aus dem Fundus der gespendeten Fahrräder hat sie für einen kleinen Obulus eines erworben und ist mitsamt dem neuen Fahrradhelm stolz und glücklich die Heimreise auf zwei Rädern angetreten.


  • Fahrradprojekt für Migrantinnen in Stadtallendorf (Quelle: W. Schuhmacher)
    Fahrradprojekt für Migrantinnen in Stadtallendorf (Quelle: W. Schuhmacher)