Heiss auf (Eis-)hockey

Wenn es Anfang November zu kalt, dunkel und nass wird, um abends Feld- oder Streethockey zu spielen, dann geht es ab Anfang November für eine jährlich wechselnde Gruppe von rund 30 Kindern und Jugendlichen ins „Paradice“. Dort hat Wasser nichts mit Nässe, aber mit dem Kennenlernen der schnellsten Mannschaftssportart der Welt, folglich jeder Menge Action zu tun.

Nicht ohne meinen Puck
Nicht ohne meinen Puck

Für einige der 10 bis 21-jährigen Mädchen und Jungen ist es das erste Mal auf Schlittschuhen, für einige Geflüchtete der offenen Gruppe sogar die erste Berührung mit Eis dieser Art überhaupt. Andere sind durch winterliche Ausflüge zur Bremer Semkenfahrt oder Besuche in der Eishalle schon flink auf Kufen unterwegs – trotzdem wird sich gemeinsam warm gemacht und trainiert. 

Das funktioniert, weil sich die drei Trainer durch die Selbstständigkeit der Fortgeschrittenen den Bedarfen der Beginner individuell annehmen können, aber auch, weil sich die Gruppe selbst gut ergänzt. Kommunikation funktioniert zu großen Teilen auch nonverbal, das gibt den Jugendlichen, die die Sprache noch nicht richtig beherrschen Sicherheit. Es kann voneinander abgeschaut und gelernt werden. Wer kaum noch zu lernen hat, lernt von Marek Kepinski. Dieser ist quasi mit Kufen an den Füßen aufgewachsen, war Profi, Trainer in der Regionalliga, ist Leiter des Jugendtreffs Blockdiek und außerdem Initiator sowie Head Coach des Projekts. Er erreicht die Kids, schwebt scheinbar mit Puckmagnet im Schläger übers Eis und gibt mit herzlicher Art klare Anweisungen. Auch Co-Trainer Marian Csorich ist als ehemaliger polnischer Nationalspieler kein unbeschriebenes Blatt und rundet das Trainerteam vorbildhaft ab.

Wenn es nach dem gemeinsamen Aufwärmen, Canadiern und Techniktraining an die Mannschaftsspiele geht, wird in Anfänger und Fortgeschrittene aufgeteilt und Wert darauf gelegt, sich seinem Können und dem körperlichen Stand nach fair zu verhalten. Was zählt und verbindet ist der Spaß an der Sache. Wenn dies in Vergessenheit gerät, sind die Trainer da: Zu grobes Tackling heißt Auswechslung. Kepinski betont zwar, dass es auch für Beginner ein körperbetonter Sport sein kann, dies dürfe aber nicht zu Lasten der Fairness gehen. „Das hat nichts mit dem Coach zu tun, Marek ist der beste Mann der Welt – ich ärger mich nur über mich selbst, es war eine harte Woche.“ sagt Emanuel (21), der erste und einzige Ausgewechselte am heutigen Tage „außerdem bin ich einfach k.o. – ich esse zu viele Chips, glaube ich.“ Die Schwestern Emmy und Malin (14) lassen sich durch gelegentliche Tacklings zwischen ihren Mitspielern nicht aus der Ruhe bringen und haben merklich Spaß am Eishockey. Die beiden steigen am Ende des Programms notgedrungen auf das ebenfalls beliebte Streethockey beim Jugendtreff um: „man kann eben leider nicht das ganze Jahr spielen.“

Inzwischen hat sich das Projekt zu einer wiederkehrenden Kooperation zwischen dem Programm „Integration durch Sport“ im Landessportbund Bremen, dem Jugendtreff Blockdiek und dem Sportgarten e.V. entwickelt, die im Laufe der Zeit ein umfassendes Depot an Schlittschuhen, Schlägern, Handschuhen, Knieschonern, Pucks und Helmen ansammeln konnten. Auch in der Saison 2018/19 wurde das Projekt über Fördermittel der Sportsenatorin  unterstützt.

Es ist davon auszugehen, dass das offene Projekt in der Wintersaison 2019/2020, ab Anfang November, fortgesetzt werden kann. Entsprechende Informationen gibt es beim Programm "Integration durch Sport" im Landessportbund Bremen.


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