Hilfsangebote für Geflüchtete in Bremen und Bremerhaven

Putins Invasion in die Ukraine hat, wie jeder Krieg auf der Welt, tiefes Leid, Emotionen und Veränderungsprozesse verursacht. Die Betroffenheit, aber auch die Solidarität in der Zivilgesellschaft ist momentan enorm. Die Möglichkeiten zu helfen - egal ob als Sportverein oder Einzelperson - sind vielschichtig: Ein Überblick für das Land Bremen mit Blick auf den organisierten Sport.

Die aktuelle Situation in Bremen
Über 2,1 Millionen Menschen sind seit dem 24. Februar aus der Ukraine geflohen (UNHCR, Stand 9. März). Wir befinden uns in der am schnellsten wachsende Fluchtbewegung seit dem 2. Weltkrieg. In Bremen und Bremerhaven sind bis zum 9. März rund 1.200 Geflüchtete registriert worden, außerdem kommen viele privat Transportierte hinzu. Das Land Bremen reagiert. Die Stadt Bremerhaven sucht nach verschiedenen Unterbringungsmöglichkeiten und hat bis dato die Hans-Gabrich-Sporthalle in Leherheide für rund 100 Geflüchtete hergerichtet. In Bremen wurde bisher erfolgreich nach anderen Wegen gesucht: Am 12. März wurden die beiden Messehallen 6 und 7 als improvisierte Unterkünfte mit 1100 Betten eröffnet, um die Erstaufnahmestelle an der Lindenstraße in Bremen-Nord zu entlasten. Inzwischen sind über 500 Menschen in den Messehallen untergekommen. Über Raumtrenner und Zelte wurde versucht etwas Privatsphäre zu schaffen. Am Rande der Halle wurde eine Spielecke eingerichtet um Kindern etwas Ablenkung zu ermöglichen. Die aktuelle Hilfsbereitschaft in der Zivilgesellschaft, ob über Aufbau-, Betreuungs- und Versorgungshilfe, Finanz- oder Sachspenden, ist groß. Geholfen werden kann auf viele Weisen.

Informationen in deutscher und ukrainischer Sprache für Menschen, die Hilfe anbieten möchten und für Geflüchtete, die Infos oder Hilfe benötigen, haben die öffentlichen Stellen in Bremen und Bremerhaven zusammengetragen. Außerdem findet sich unten eine Übersicht.
FAQs der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport Bremen
FAQs der der Stadt Bremerhaven

Die FAQs umfassen vor allem Themen wie die Aufnahme von Geflüchteten, Wohnraum, finanzielle und medizinische Unterstützung, Meldefragen, ehrenamtlichem Engagement und vieles mehr.

Sport spielt eine wichtige Rolle
Auch wenn man nicht erwarten würde, dass Sport zu den ersten Dingen gehört, an die Geflüchtete in Deutschland denken, gibt es  bereits Menschen, die am Sportbetrieb teilnehmen möchten. Häufig ist dies gerade durch private Kontakte der Fall, wie die Geschichte um Familie Albanese und zwei ukrainische Gäste aus der getrennten Familie Kalistov aus dem Grün-Gold-Club zeigt. Die Tanzarena entschloss sich ad hoc alle Freizeitangebote für Kinder unentgeldlich anzubieten. (buten un binnen)

Auch bei Werder Bremen sind die Verbindungen des Sports in die Ukraine eng. Kirill Shevchenko, Alexander Areshchenko und Zahar Efimenko hätten am vergangenen Wochenende eigentlich für die Erstliga-Mannschaft von Werder am Schachbrett gesessen. Nun sind sie jedoch als Wehrpflichtige dazu berufen, ihr Land zu verteidigen – Zukunft ungewiss. Als Zeichen der Verbundenheit hat Werder am Wochenende zwei Spielbretter und Plätze freigelassen und diese, nebst des Stadions, mit ukrainischen Flaggen behängt. Die Gastmannschaften verzichteten solidarisch auf freie Punktgewinne. (buten un binnen)
In Bremerhaven ließ Sportlotsin Susanne Schultz ihre Flyer bereits auf ukrainisch übersetzen und lädt neu Angekommene, wie schon seit 2015, zum Bewegungstreff „Walking und Talking“ ein. Treffpunkt ist samstags, 15Uhr am Parkplatz vor der Bockwindmühle beim Speckenbüttler Park. Voranmeldung über walking.talking2022(at)yahoo.com.
In Bremen-Nord bietet der TSV Farge Rekum „solange wie es nötig ist“, so formuliert es die Integrationsbeauftragte Anne Jahn, Gratis-Mitgliedschaften für Geflüchtete an. Dies wurde unisono auf der Vorstandssitzung beschlossen. Das Vereinsgelände befindet sich in mit dem Rad gut erreichbarer Nähe der Erstaufnahme in Bremen-Vegesack. Auch Anne Jahn bietet seit 2015 Bewegungsspiele für Kinder in der Erstaufnahme an, was durch die strengen Corona-Auflagen in der Einrichtung jedoch seit 2020 auf die warme Jahreshälfte und den Outdoor-Bereich beschränkt ist. 
Auch das Programm „Integration durch Sport“ sowie das Projekt „Vielfalt im Sportverein“ des Landessportbundes bereiten momentan punktuelle Aktionen wie den Einsatz des SportMobils vor.

Interessant ist jedoch vor allem die Bereitschaft der Vereine und ihrer Übungsleitenden, ihren Regelbetrieb für Geflüchtete zu öffnen. In den vergangenen Jahren seit 2015 waren viele Vereine dazu bereit und haben teils Netzwerke mit sozialen Trägern in den Stadtteilen gebildet. Die Modelle, also ob offene gemischte Sportgruppen, Flüchtlings-Teams als „Safe Space“ oder die einzelne Eingliederung von Geflüchteten in den Regel-Betrieb, waren dabei sehr vielfältig. Daraus haben sich nachhaltige Freundschaften und teils, wenn Strukturen sich geöffnet und dies unterstützt haben, auch engagierte Menschen in den Sportvereinen entwickelt. Die in der Ukriane beliebten Sportarten unterscheiden sich kaum von den denen in Deutschland: Fußball, Volleyball, Tennis, Schwimmen, Turnen, Schach, Leichtathletik, Gymnastik, Crossfit und vieles mehr. Dementsprechend gibt es auch wieder viele Anknüpfungspunkte über den Sport und die Möglichkeit ein schweres Schicksal zumindest minimal zu erleichtern. Eine Turnhalle, eine Schwimmbahn oder ein Sportplatz kann ein Stück Heimat sein, etwas das man kennt.

Viele Vereine und Übungsleitende haben bereits Offenheit und Bereitschaft gezeigt, Geflüchtete in ihre Sportgruppen aufzunehmen, ungeachtet ihrer Herkunft.

Sportversicherung 
Um ein schnelles Willkommen von Geflüchteten im Sport unkompliziert möglich zu machen, hat der Landessportbund Bremen gemeinsam mit der ARAG Sportversicherung einen entsprechenden Versicherungsschutz für seine Mitgliedsorganisationen eingerichtet. Geflüchteten, die sich in einem Verein des Landessportbund Bremen sportlich betätigen, haben auch ohne Mitgliedschaft im Verein, einen Versicherungsschutz. Der Schutz gilt in erster Linie für Unfälle und Haftpflichtschäden. Die Versicherung gilt bei der Teilnahme am normalen Sportbetrieb als auch bei speziellen offenen Sportangeboten. Nähere Informationen gibt es auf der Webseite der ARAG.

Förderung durch das Programm „Integration durch Sport“
Wer neue Angebote plant, um geflüchtete Menschen im Verein willkommen zu heißen oder ein anderes integrative Angebot plant, hat dabei über das Programm „Integration durch Sport“ die Möglichkeit eine Förderung zu beantragen. Für den schnellen Einstieg ist die Förderung über ein sogenanntes Mikroprojekt möglich, für das Fördermittel bis 1000€ formlos beantragt werden können. Wer sich als Verein umfassender in der integrativen Arbeit beschäftigen möchte, der hat die Möglichkeit, einen Antrag als Stützpunktverein mit mehreren Fördermaßnahmen zu stellen.

Infos zu beiden Fördermöglichkeiten gibt es hier auf der Homepage des Landessportbundes Bremen.

Weitere Links
Aktionen, Infos und Möglichkeiten für den Sportverein: https://lsb-bremen.vibss.de/vereinsmanagement/ukraine-hilfe-und-solidaritaet 
Spenden für zivile Einrichtungen in der Ukraine: http://www.herz-ukraine.de/de/ueber-uns/

Für Menschen, die Wohnraum anbieten möchten: https://www.zukunftwohnen-bremen.de/
Medizinische Hilfe vor Ort in Bremen: https://www.kvhb.de/praxen/hilfsangebote-ukraine
Flüchtlingsrat Bremen: https://www.fluechtlingsrat-bremen.de/cat/start/
Verschiedene Angebote wie Spendenangebote, Ehrenamtskoordination oder Sprachcafes: https://www.gemeinsam-in-bremen.de/
Einige weitere eventuell nützliche Links findet ihr in diesem Padlet .

Die sehr benutzerfreundlichen und umfangreichen Suchportale https://welcometobremen.de/ und https://www.welcometobremerhaven.de/, die für neu Angekommene eingerichtet worden, befinden sich momentan in Übersetzung.
Wer verstehen möchte, was Sport in Deutschland für einen Geflüchteten Jugendlichen leisten kann, dem empfehlen wir dieses Filmprojekt eines FSJlers vom Stadtsportbund Dortmund.

Das Programm „Integration durch Sport“ wird aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unterstützt.