Internationaler Frauentag – Gleichberechtigung im Sport!?

Einerseits ist der 8. März ein Tag zum Feiern, soweit momentan möglich. Andererseits ist der 8. März ein Tag um sich mit gesellschaftlichen Ungleichgewichten auseinanderzusetzen. Es ist Internationaler Frauentag.

Vor über 100 Jahren wurde 1911 erstmals organisiert auf hunderten Demonstrationen weltweit für Gleichberechtigung, Wahlrecht sowie Emanzipation in der Arbeitswelt gekämpft. Seither hat sich einiges getan: Ein Grund um sich zu freuen. Wir sollten uns aber vor allem damit beschäftigen, was auf dem Weg zur Gleichberechtigung zu tun bleibt.

Der Radlernkurs für Frauen und Mädchen beim TuSpo Surheide, Foto: Sarah Ackermann
Der Radlernkurs für Frauen beim TuSpo Surheide

Bereiche wie sexualisierte Gewalt, Einkommensunterschiede oder die Besetzung von Führungspositionen zeigen uns diverse gesellschaftliche Ungleichgewichte auf. Auch der Sport als gesellschaftlicher Teilbereich bildet hier noch keine Ausnahme. „Man muss Sport vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen sehen.“ meint auch Dr. Petra Zschoppe, Sportsoziologin und -historikerin sowie Vizepräsidentin für für Frauen und Gleichstellung des DOSB im Gespräch mit dem Münchner Merkur. Für die Geschlossenheit diverser Sportarten für Frauen musste dabei häufig das Pseudo-Argument über das „schwache Geschlecht“ herhalten. Frauen aller Kulturen haben sich dementsprechend überall auf der Welt viel erkämpfen müssen, vom ersten Marathon, den Kathrin Switzer 1967 inkognito in Boston bestritt, über die bessere Anerkennung des Frauenfußballs in Deutschland, in dem der DFB als Prämie zum EM-Gewinn 1989 noch ein Kaffeeservice verschenkte, oder die freie Kleiderwahl in puncto untypischer Sportbekleidung und Hijab bei den olympischen Spielen 2016 in Rio.

Der Frauensport hat speziell seit den 70ern und 80ern zwar aufgeholt, aber ist in vielen Punkten immer noch nicht auf einer Höhe mit dem Männersport. 

Seit Jahren ist es deshalb ein Anliegen des Programms "Integration durch Sport", mehr Frauen und Mädchen mit Migrationsgeschichte für den organisierten Sport, dessen Angebote und verantwortliche Positionen zu begeistern. Um dieses Ziel zu erreichen, fördern und begleiten wir auf mehreren Ebenen. Wir unterstützen passende Angebote bei Vereinen, veranstalten Aus- und Weiterbildungen, betreiben Netzwerkarbeit und organisieren eigene Angebote, wenn sich die Suche nach Kooperationspartnern schwierig gestaltet.

Sportliche Schwerpunktbereiche für Frauen mit Migrationsgeschichte sind in Bremen und Bremerhaven vor allem Schwimm- und Fahrradlernkurse, gefolgt von Tanz-, Zumba- und Nordic-Walkingkursen, Fußball- und Selbstverteidigungsangeboten und spezifischen Angebote wie Rückbildungsgymnastik. "Wobei die Bedarfe auch nicht so pauschal sind, wie das teils den Eindruck macht", sagt Kirsten Wolf, Programmleiterin in Bremen, "Radfahren für Frauen ist beispielsweise im Iran geächtet, in Syrien eher normal." Die Angebote sind somit natürlich auch abhängig von den teils unterschiedlichen Bedarfen der Menschen im Stadtteil, den räumlichen Möglichkeiten sowie den vielen engagierten (Stützpunkt-)Vereinen. Um mehr Frauen für die Trainer*innen-Rolle und verantwortliche Positionen zu begeistern wird bereits seit 20 Jahren eine Übungsleiterinnen-Ausbildung speziell für Frauen in Kooperation mit dem LSB-Projekt "Sport interkulturell" durchgeführt.

Spezifische Sportangebote für Frauen zeichnen sich in der Regel durch geschützte Räume aus, in denen blicksicher Sport betrieben werden kann. Auch die Übungsleiterinnen sind im Idealfall besonders für Frauensportprogramme geschult. Für die alljährlichen Frauenschwimmtage in Bremen-Nord wird beispielsweise das Sportbad Grohn exklusiv angemietet sowie das gesamte Team durch Frauen gestellt um ausreichende Privatsphäre und ein Gefühl von Sicherheit für die Teilnehmerinnen zu gewährleisten.

Um auch Müttern sportliche Betätigung zu ermöglichen, bieten zudem einige Vereine Kinderbetreuung an. So konnten beispielsweise Mütter beim TuSpo Surheide in Ruhe Radfahren lernen, während ihre Kinder in der Turnhalle spielerisch an andere Sportarten herangeführt wurden.

Falls Sie sich als Verein oder Trainer*in für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe engagieren möchten, melden Sie sich gern beim Programm „Integration durch Sport“ im Landessportbund Bremen.

Wir möchten diesen Tag außerdem nutzen um uns von Herzen bei allen Frauen und Mädchen zu bedanken, die sich tagtäglich im Sport für ein faires und gutes Miteinander einsetzen und uns in Bewegung halten. Vielen Dank!

Zum Thema: Übrigens ist die häufig angenommene Mehrzahl an Männern und Jungen mit Migrationshintergrund so nicht korrekt: "Oftmals wird Migration als vorwiegend männliches Phänomen verstanden, was es in dieser Form aber nicht ist. Frauen und Männer nehmen zu fast gleichen Teilen am weltweiten Migrationsgeschehen teil. In Deutschland leben heute etwa gleich viele Frauen und Männer mit Migrationshintergrund. Es ist deshalb wichtig, die Rolle von Frauen in Migrations- und Integrationsprozessen fortwährend zu untersuchen, um Bedarfe und Handlungsoptionen zu identifizieren", betont Katrin Hirseland, Abteilungsleiterin des Forschungszentrums des BAMF im Gespräch.

Autor: Patrick Pavel, Landessportbund Bremen, Referent Bundesprogramm „Integration durch Sport“

Das Programm „Integration durch Sport“ wird aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unterstützt.


  • Der Radlernkurs für Frauen und Mädchen beim TuSpo Surheide, Foto: Sarah Ackermann
    Der Radlernkurs für Frauen beim TuSpo Surheide
  • Schwimmkurs für Frauen in Bremen
    Schwimmkurs für Frauen in Bremen
  • Frauenschwimmtage sind ein Weg zu mehr Teilhabe. Foto: Andrea Bowinkelmann, LSB NRW
    Frauenschwimmen Andrea Bowinkelmann