Mit Gorodki stapeln und werfen für die Integration

Vereinsmitglied Peter Merkel (l.) und der stellvertretende Vereinsvorsitzende Igor Peters (r.) erklären die Regeln von Gorodki
Fotos: Fabrice Hermann, SVZ
Vereinsmitglied Peter Merkel (l.) und der stellvertretende Vereinsvorsitzende Igor Peters (r.) erklären die Regeln von Gorodki Fotos: Fabrice Hermann, SVZ

Die Gorodki-Abteilung des NTS (Nicht Traditionelle Sportarten) Schwerin e.V. betreibt den Sport seit 15 Jahren und leistet in vieler Hinsicht ihren Beitrag für den Integrations-Auftrag.

Viele der Gorodki Projekte kann der Verein mithilfe der Unterstützung des Progamms „Inegration durch Sport“ durchführen. Das Programm wird durch das Bundesministerium für des Inneren und Bau gefördert und in Mecklenburg-Vorpommern durch den Landessportbund M-V umgesetzt. Mit Hilfe dessen können Sportvereine-und verbände finanziell gefördert werden. Der NTS Verein zeichnet sich als jahrelanger Stützpunktverein durch besonderes integratives Engagement im organisierten Sport aus.  

Im Gorodki-Park des NTS Schwerin e.V. im Schweriner Stadtteil Mueßer Holz ist an diesem Tag viel los. Gerade hat der stellvertretende Vereinsvorsitzende Igor Peters der Gruppe junger Menschen aus Estland, Litauen und Lettland die Spielregeln auf russisch erklärt, da übermannt einen der Jungs bereits der Tatendrang. Er greift nach einem Wurfstock und wirft ihn wie einen Ball auf die Holzklotz-Konstruktion und verfehlt das Ziel deutlich.

Peters kann sich das Lachen nicht verkneifen und erklärt: „Den Wurfstock müsst ihr so werfen, wie eine Frisbee-Scheibe. Damit trefft ihr eine breitere Fläche.“ Danach klappten die Versuche der Jungs und Mädels besser.

Bevor die Teilnehmer aber anfangen dürfen, müssen sie erst für eine Stunde lang den Gorodki-Park des NTS kehren und sich nach Scherben bücken. Das ist aber keine Bestrafung, sondern eher der Tatsache geschuldet, dass sich einige Menschen auf dem Gelände lieber damit vergnügen, mit Glasflaschen statt mit Stöcken zu werfen. „Egal, wie oft wir ihn säubern, eine Woche später ist er wieder in Unordnung“, erklärt Peters entnervt.

Die Regeln beim Gorodki sind vergleichsweise einfach. Alles, was an Material benötigt wird, sind ein Stock, der maximal einen Meter lang sein darf und mindestens zwei Kilo wiegen muss, und fünf Holzklötze, sogenannte Gorodkis (russisch „Städtchen“). Mit den Holzklötzen werden dann 15 verschiedene Figuren aufgebaut, die es dann aus der Distanz mit dem Stock, mit möglichst wenigen Versuchen abzuwerfen gilt.

Anfänger werfen aus einer Distanz von 6,5 Metern, Fortgeschrittene schaffen es sogar aus 13 Metern Distanz, die Figuren zielsicher aus dem quadratischen Gorod-Feld zu befördern. Jeder aus dem Quadrat beförderter Klotz zählt für einen Punkt.

Die Gruppe aus Jungs und Mädels aus dem Baltikum sind nach Deutschland im Rahmen des Erasmus-Programms für Berufsausbildende gekommen. Doch auch in vielerlei anderer Hinsicht bemüht sich die Abteilung Gorodki für die Integration. Es gibt eine Gruppe mit „Damen, Kindern und Senioren“ – das älteste Mitglied ist sogar 83 Jahre alt. Und es gibt laut Peters etwa 15 aktiv Trainierende, die an Wettkämpfen teilnehmen. „In unseren Gruppe kommen mehrere Menschen mit verschiedenen Muttersprachen zusammen und dementsprechend wird auch kommuniziert.“

Bei den Trainingseinlagen werden slawische Sprachen ebenso benutzt wie Deutsch. Laut Igor Peters, der deutsch-sibirische Wurzeln hat, sei dies auch beabsichtigt. „Integration funktioniert nicht nur in eine Richtung, sondern die Neuzugänge können ihr neues Land genauso durch ihre eigene kulturellen Einflüsse bereichern.“

Fabrice Hermann, freier Redakteur Schweriner Volkszeitung (31.05.2022)

 


  • Vereinsmitglied Peter Merkel (l.) und der stellvertretende Vereinsvorsitzende Igor Peters (r.) erklären die Regeln von Gorodki
Fotos: Fabrice Hermann, SVZ
    Vereinsmitglied Peter Merkel (l.) und der stellvertretende Vereinsvorsitzende Igor Peters (r.) erklären die Regeln von Gorodki Fotos: Fabrice Hermann, SVZ
  • Ein paar Feiernde zertrümmerten ihre Flaschen auf dem Gorodki-Platz. Das heißt über eine Stunde Arbeit für die Gruppe von Peters.
    Ein paar Feiernde zertrümmerten ihre Flaschen auf dem Gorodki-Platz. Das heißt über eine Stunde Arbeit für die Gruppe von Peters.
  • Manche Gorodki-Spieler kennen die Figuren auswendig. Andere sind froh über das Beispiel-Schild.
    Manche Gorodki-Spieler kennen die Figuren auswendig. Andere sind froh über das Beispiel-Schild.
  • Bevor er auf die Figuren trifft, muss der Wurfstock erst das Trapez-Feld berühren.
    Bevor er auf die Figuren trifft, muss der Wurfstock erst das Trapez-Feld berühren.