„Nie wieder“ – Auftrag und Verpflichtung zur Erinnerung

Zum siebten Mal fanden die Mainzer Erinnerungswochen rund um den Erinnerungstag im deutschen Fußball am 27. Januar statt. In diesem Jahr mit mehreren Veranstaltungen zum Motto „Gemeinsam für Erinnerung und Vielfalt“. Neben einer Ausstellung wurden auch ein Zeitzeugengespräch, eine Podiumsdiskussion und ein Stadtrundgang mit großem Interesse angenommen. Gemeinsam mit Mainz 05, dem Bündnis für Erinnerung und Vielfalt, dem Haus des Erinnerns, dem Frauenbüro der Stadt Mainz und dem Erbacher Hof sowie mit Unterstützung des LSB und des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ erinnerte der Stützpunktverein FC Ente Bagdad von 22. Januar bis 5. Februar besonders an Frauen im Widerstand während des Nazi-Regimes.

Beginnend mit Aktionen rund um den Erinnerungstag und einer Stadionaktion bei Bundesliga-Heimspielen von Mainz 05 hat sich beim FC Ente Bagdad mittlerweile eine Tradition entwickelt, nicht nur am Heimspieltag selbst an die Schreckensherrschaft der Nazis und an die Opfergruppen zu erinnern, sondern dies im Rahmen von Veranstaltungen zu tun, die sich rund um den Erinnerungstag und in der Regel über zwei bis drei Wochen erstrecken. Der Stützpunktverein „Integration durch Sport“ versucht seit seiner Gründung als Hobby-Fußball-Club im Jahr 1973, Menschen zusammenzubringen und betont dabei Werte wie Toleranz, Respekt, Spaß und Engagement unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Alter oder Religion.

An die Frauen im Widerstand während des Nazi-Regimes, deren Namen inzwischen meist vergessen sind, erinnert die Ausstellung „Nichts war vergeblich“, die im Rahmen der Erinnerungswochen mit einer Veranstaltung im Haus am Dom eröffnet wurde. Bis zum 3. Februar hatten Interessierte die Möglichkeit, in die Geschichten einzelner Widerstandkämpfer*innen einzutauchen und Eindrücke aus ihrem Kampf gegen das Nazi-Regime zu erhalten. Widerstand konnte in allen gesellschaftlichen Bereichen erfolgen – auch im Sport. Dazu zählt z. B. die Geschichte von Margit Zinke (1914-1945), die als Jugendliche Hockey beim Hamburger SV spielte und als junge Erwachsene gemeinsam mit ihrem Mann Paul in einem kommunistischen und sozialdemokratischen Umfeld Widerstand leistete. Margit und Paul Zinke wurden zusammen mit 69 anderen Frauen und Männern im April 1945 im KZ-Neuengamme erhängt, nur wenige Tage vor dessen Befreiung.


Zeitzeugin Eva Szepesi gehörte zu den 400 Kindern, die aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit wurden.

Eine andere Geschichte zu erzählen hatte Eva Szepesi, die am 31. Januar in der neuen Synagoge im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs anzutreffen war. Eva Szepesi gehörte zu den 400 Kindern, die aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit wurden. Ihre eintätowierte Häftlingsnummer A-26877 ist immer noch auf ihrem linken Unterarm. Im knapp zweistündigen Gespräch erzählte sie von ihrer Flucht als Kleinkind aus Ungarn in die Slowakei und der Zeit im Vernichtungslager. Seit Jahren berichtet sie immer wieder von ihrer schmerzhaften Geschichte und spricht deutschlandweit vor und mit Schüler*innen. 2011 hat sie ihr Buch „Ein Mädchen allein auf der Flucht. Ungarn-Slowakei-Polen (1944–1945)“ veröffentlicht. 2017 erhielt Szepesi für ihr Engagement als Zeitzeugin das Bundesverdienstkreuz. Zuvor hatte sie 50 Jahre lang geschwiegen.

Bundesprogramm leistet Beitrag für ein „Nie wieder!“

Die Podiumsdiskussion unter dem Motto „Widerstand, Erinnerungskultur und Kurvenmanagement“ im Haus am Dom, die vom Bundesprogramm „Integration durch Sport“ unterstützt wurde, bereicherte die Erinnerungswochen und thematisierte gesellschaftspolitische Aspekte, die auch für die Arbeit des Bundesprogramms in Rheinland-Pfalz richtungsweisend sind.

Für die Organisatoren des FC Ente Bagdad waren auch die 7. Mainzer Erinnerungswochen ein voller Erfolg. „Nie wieder“ – diesem Auftrag und dieser Verpflichtung zur Erinnerung werden sie auch 2024 mit viel Engagement und Empathie nachkommen. Weitere Infos zu den Erinnerungswochen sowie zum Engagement der „Enten“ finden Sie in der Februar-Ausgabe der SportInForm sowie unter www.ente-bagdad.de.