Sport als Teil des „Integrations-Alltags“ in St. Ingbert

Die „Stabsstelle Integration" der Stadt St. Ingbert befasst sich täglich mit der Herausforderung, neuen Mitbürgern das Ankommen in der Stadt zu erleichtern. Dabei spielen auch die Sportvereine eine wichtige Rolle. Aus dem Arbeitsalltag vor Ort sowie von der Zusammenarbeit mit dem Landessportverband für das Saarland (Programm „Integration durch Sport“) berichtet Frau Ruppert, Sozialdienst, der Stabsstelle Integration St. Ingbert.

Frau Ruppert, womit befassen sich die Mitarbeiter der Stabsstelle täglich?

Die Stabsstelle Integration kümmert sich um die adäquate Unterbringung von geflüchteten Personen und deren Eingliederung in das Stadtbild. Dafür haben wir ein multiprofessionelles Team aus Verwaltungsangestellten, Sozialarbeiter/innen, Immobilienkaufleuten und Muttersprachlern. Ein wichtiger Punkt unserer Arbeit stellt das Thema Wohnraum dar. Dieses war natürlich vor allem zu Beginn der massiven Zuwanderung sehr bedeutsam. Es wurden durch die Stadt St. Ingbert kurz und mittelfristig Übergangswohnheime geschaffen, in denen viele Personen gleichzeitig untergebracht werden können. Unter anderem befindet sich ein solches Übergangswohnheim über den Büroräumlichkeiten der Stabsstelle. Unser Ziel war und ist es aber, dass wir die Leute nach möglichst kurzer Wartezeit in eigene Wohnung vermitteln können, damit sie sich auch „zuhause“ fühlen können. Selbst damit hört es nicht auf: Wir betreuen die Menschen weiter, wenn sie bereits eingezogen sind. Gerade wenn es zu Schadensfällen oder Problemen bei der Wohnungsnutzung kommt, stehen wir den Mietern und den Vermietern zur Seite.

Um all dies leisten und koordinieren zu können, gibt es, wie schon erwähnt, innerhalb der Stabsstelle Beschäftigte, die sich um die Wohnraumbeschaffung aber auch –Betreuung kümmern. Außerdem haben wir eine sog. Alltagsbegleiterin,die in der Muttersprache Aufklärungsarbeit vor Ort leistet – wie lüfte und heize ich richtig, wie trenne ich Müll, sind z.B. häufig aufkommende Fragen.

Was sind neben dem Wohnraum weitere, wichtige Themen für das Ankommen der Menschen?

Tägliche Hauptaufgabe der Stabsstelle, neben der Unterbringung, ist die sozialpädagogische Beratung im Rahmen der persönlichen Hilfe bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Ziel ist es, geflüchtete Personen handlungssicher und zu einem produktiven Teil der Gesellschaft zu machen. Das soziale Umfeld spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um die Integration der Familien geht. Bei den Kindern steht - ganz wie bei den Einheimischen - die Schule an erster Stelle. Hier hilft das Jugendbüro bei der Anmeldung, aber auch bei der Beantragung von schulischen Bedarfen über das Bildungspaket. Ein Problem gerade für die Kleinen und damit auch für die Eltern, stellt die zu geringe Anzahl an KiTa-Plätzen dar.

Für die Eltern selbst spielt die Suche nach Arbeit in der neuen Heimat natürlich eine große Rolle. Wir versuchen durch die Einbindung von Praktikanten und Ehrenamtlern aus Syrien selbst unseren Teil beizutragen, damit die Menschen einen ersten Einblick in die hiesige Arbeitswelt bekommen können. Es besteht zudem eine rege Zusammenarbeit mit dem hiesigen Jobcenter.

Insgesamt dreht sich viel um die Kommunikation mit den neuen Mitbürgern einerseits und mit den ansässigen Institutionen und Verwaltungen andererseits. Wir haben eine Datenbank, um die Daten der neuen Mitbürger erfassen zu können. Netzwerkarbeit steht hierbei an höchster Stelle, um die Belange der Klienten zielführend bearbeiten zu können. Diese Vorgehensweise funktioniert sehr gut. Wichtig ist und bleibt aber das persönliche Gespräch mit den Menschen, da wir nur so die Probleme im Alltag erfahren und daran arbeiten können.

Welche Rolle spielen Sportvereine und ähnliche Organisationen in ihrem Konzept?

Sport zu treiben und vor allem die Mitgliedschaft in einem Verein sind ein wichtiger Baustein auch für das Klima in St. Ingbert. Die neuen Mitbürger wollen Sport treiben, um auf andere Gedanken zu kommen. Vor allem aber möchten sie über diesen Weg Kontakt zu Einheimischen knüpfen. Es ist nicht immer einfach, den Menschen die Sportarten in Deutschland und das Vereinswesen näher zu bringen. Die „Nacht des Sports“ an der Sportschule Saarbrücken hat uns diesbezüglich in der Vergangenheit geholfen, da Interessierte einfach mal Sportarten „antesten“ konnten. Außerdem planen wir aktuell gemeinsam mit dem LSVS die Durchführung von Schwimmkursen und anderen Sportangeboten speziell für Frauen und Kinder.

Wie sehen sie Ihre Aufgaben in der Zukunft? Wird sich viel für Sie ändern?

Unsere originären Aufgaben, der Zielgruppe zur Mündigkeit zu verhelfen und ihnen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen behilflich zu sein, werden sich auch in Zukunft nicht ändern. Zumal diese Aufgaben bereits seit Jahrzehnten vom Sozialdienst der Stadt St. Ingbert, ungeachtet der Herkunft der Hilfesuchenden, übernommen werden. Nachdem die "Notfallmäßige Unterbringung" der geflüchteten Personen dem Ende zugeht und der Zuzug enorm zurückgegangen ist, konnten viele Personen bereits in privatem Wohnraum ein eigenes Leben aufbauen. Die Mitarbeiter/innender Stabsstelle haben somit langfristig die Möglichkeit,sich auf die konkrete Integration der Neubürger und der gesellschaftlichen Öffnung dafür zu konzentrieren. Ein Beispiel hierfür ist die Einbindung von Sport und Vereinen in den Alltag. Integration ist ein wechselseitiger Prozess und beinhaltet aktive Handlung. Wo kommt man besser in Kontakt und ist aktiver als beim gemeinsamen Sport machen? Vereine bieten zudem den nötigen sozialen Rückhalt und verkörpern auch über den Sport hinaus eine gesellschaftliche Anlaufstelle.

Im Personenkreis der geflüchteten Personen gilt es insbesondere junge Frauen und Senioren aus der Komfortzone herauszuholen und durch Sport zu einem Teil der Gesellschaft zu machen. Hier sieht die Stabstelle sich als vermittelnde Institution zwischen den Personen und den Vereinen bzw. Angeboten des LSVS.

 

Vielen Dank, Frau Ruppert, für das Gespräch!