Sportmittlerin spinnt Netzwerke

Bei der Integration Geflüchteter setzt die Sportkreisjugend erfolgreich auf ein Zwei-Stufen-Modell

Sportmittlerin Svenja Epple
Sportmittlerin Svenja Epple

Die Aufforderung und Unterstützung kommt von prominenter Stelle. "Projekte zur Integration tragen wesentlich zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im vergangenen Jahr. Bei der Sportkreisjugend Stuttgart hat man sich entsprechend Gedanken gemacht, wie man Geflüchtete, und nicht nur die, schnell und erfolgreich in ihrer neuen Umgebung integrieren kann. Und hat ein zweistufiges Modell entwickelt.

Direkt bei der Sportkreisjugend wurde die Position einer Sportmittlerin geschaffen. Seit April des vergangenen Jahres bekleidet Svenja Epple diese Position auf Basis eines Minijobs. Doch was kann man sich unter diesem Jobtitel konkret vorstellen? "Ich bin die Schnittstelle zwischen allen Beteiligten", sagt sie und zählt dann auf: "Vereine, Sozialarbeiter, Unterkünfte, Jobcenter - und den Geflüchteten."

Nicht erwähnt als wichtige Ansprechpartner hat sie dabei die Sportpaten. Mittlerweile wurden 102 Paten ausgebildet, die aktuell in 42 Vereinen und 7 Flüchtlingsfreundeskreisen tätig sind. "Die Sportpaten haben eine wichtige Schlüsselfunktion inne und übernehmen wertvolle Aufgaben im Hinblick auf die Integration junger Geflüchteter", sagt Sportkreisjugend-Vorsitzender Martin Maixner.

Auf diese verantwortungsvolle Aufgabe wurden die Sportpaten zuvor an einem Wochenende durch Vorträge, Workshops und aktiven Input gezielt vorbereitet. Und mit entsprechenden Informationen wie den verschiedenen Anlaufstellen oder Finanzierungsmöglichkeiten versorgt. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die interkulturelle Sensibilisierung gelegt. "Aus unserer Sichtweise wird einiges anders wahrgenommen, wie es tatsächlich ist", sagt Epple und nennt das Mann-Frau-Rollenverhältnis als Beispiel. "Manche Dinge muss man einfach hinterfragen", so Epple.

Svenja Epple hat dieses Seminar ebenfalls besucht und als Sportpatin in ihrem Verein TB Cannstatt fungiert. Davon erfahren hat sie während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres, das sie beim Stuttgart Amt für Sport und Bewegung absolviert hat. Ihre Aufgabe hatte dabei einen großen Bezug zu den Geflüchteten. Und darüber kam sie mit der Sportkreisjugend in Kontakt.

So wie bei Kindern und Jugendlichen, die ihre Wurzeln von Geburt an in Stuttgart haben, ist auch bei geflüchteten Kinder und Jugendliche das richtige Sportangebot entscheidend. Bei der Suche danach versuchen die Sportmittlerin und die Sportpaten zu helfen. Deshalb sagt Epple: "Entscheidend ist die Arbeit vor Ort in den Flüchtlingsunterkünften."

Generell versucht Svenja Epple im regelmäßigen Austausch mit den Vereinen in Erfahrung zu bringen, welche Angebote besonders gut laufen und wo es Probleme eventuell Schwierigkeiten gibt. Diese Kenntnisse kann sie dann anderweitig weitergeben. Schließlich können gute Beispiele kopiert werden. Und schlechte Erfahrungen müssen nicht zweimal gemacht werden. "Durch das Netzwerk bilden sich zudem vereinsübergreifende Synergien", sagt Maixner.

Zwar nimmt die Arbeit mit Geflüchteten einen großen Raum in der Arbeit von Svenja Epple ein, sie kümmert sich aber auch um Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Immerhin haben etwa 60 Prozent der in Stuttgart lebenden Kinder und Jugendlichen einen Migrationshintergrund. Und auch wenn die große Flüchtlingswelle nach Deutschland mittlerweile mehr als vier Jahre zurück liegt, die Integrationsarbeit wird nicht weniger. Ganz im Gegenteil. "Es wird kontinuierlich mehr", sagt Epple, "weil sich herumgesprochen hat, dass es diese Positionen der Sportmittlerin und der Sportpaten gibt." Und diese bei Fragen konkret helfen.

Klaus-Eckhard Jost  

 


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