Tübingen integriert und findet Konzept gegen Nichtschwimmer-Welle

Dass in den Monaten der Corona-Pandemie die Schwimmbäder zeitweise komplett schließen mussten und gemeinsamer Sport im Wasser untersagt war, hat im ganzen Land vor allem Kindern geschadet, die nicht schwimmen können.

Schwimmen darf kein Privileg sein (Bild: LSVBW)
Schwimmen darf kein Privileg sein (Bild: LSVBW)

Besonders hart hat die Bäderschließung sozial schwache Familien und Geflüchtete getroffen, die auch sonst einen geringen Zugang zu regulären Schwimmangeboten hatten. Was Hoffnung macht, ist das Engagement engagierter Vereine im Rahmen des Projektes „Willkommen im Sport“ – wie das des Tübinger Schwimmvereins. Der Verein kooperiert seit längerer Zeit mit der Tübinger Initiative „Schwimmen für alle Kinder“ (SfaK). Beide verfolgen gemeinsame, wichtige Ziele: Nichtschwimmern die wichtige Überlebenstechnik des Schwimmens beizubringen und Kinder aus Familien mit wenig Geld zu integrieren. „Die Corona-Pandemie war ein herber Rückschlag“, sagt Sofia Thellmann, Technische Leiterin beim Tübinger Schwimmverein. Der Neustart nach schwierigen Monaten ist mit einer neuen Idee jedoch in den Sommerferien gelungen. Der Tübinger Schwimmverein hat jüngst eine erfolgreiche Premiere gefeiert: Erstmals bot er Kompaktkurse für Schwimmanfänger in den Ferien an. Mit Unterstützung der Stadtwerke Tübingen, die das Hallenbad Nord für diesen Zweck freigegeben hatten, und dank der Beharrlichkeit der Vereine, realisierten die ehrenamtlich engagierten Beteiligten das Angebot neuer Schwimmkurse. Möglich war das auch, weil sich 20 Trainerinnen und Trainer des SV engagiert und die Kinder betreut hatten. „Wir haben 129 Kindern das Element Wasser nahegebracht. Das ist ein toller Erfolg, der uns Mut für die nächsten Monate macht“, sagt Thomas Fischer, ehemaliger Vorsitzender des Tübinger Schwimmvereins. Insgesamt 34 Seepferdchen und 27 Bronze-Abzeichen wurden erfolgreich abgelegt und verliehen. Ein Hoffnungsschimmer nach schwierigen Monaten, in denen die Mitgliederzahlen beim SV leicht nach unten gingen, während Wartelisten für Schwimmkurse gleichzeitig immer länger wurden. In der ersten Hälfte der Sommerferien gab es vier Kurse pro Tag, in der zweiten Hälfte konnte die Anzahl sogar auf 24 Schwimmkurse täglich aufgestockt werden.

„Einfach nur alleine zu schwimmen, das ist noch lange keine gelungene Integration. Die kann nur mit allen gemeinsam erreicht werden, wenn Geflüchtete mit anderen Kindern zusammen das Schwimmen lernen“, sagt Thellmann. Und hier endet das Konzept noch nicht. Das System ist durchlässig: Zwei Talente aus der Initiative „Schwimmen für alle Kinder“ hätten so viel Potenzial, dass sie möglichst bald in die Leistungsgruppe des Vereins aufgenommen werden sollen. Über die beiden Schwimmtalente freut sich auch Dagmar Müller, Gründerin der Initiative: „Schwimmen macht Kinder stark, sie werden selbstbewusster und wachsen in ihrer Persönlichkeit. Vereine, Schwimmschulen und Initiativen müssen ihre Kräfte bündeln und gemeinsam so viele Kinder und Jugendliche wie möglich schwimmsicher machen. “Seit ihrer Gründung im Jahr 2015 konnte die Initiative SfaK 460 Kinder mit eigenen ÜbungsleiterInnen sowie in Kooperation mit der DLRG Ortsgruppe Tübingen, dem TSV und privaten Schwimmschulen zu sicheren SchwimmerInnen machen. In diesem Sommer freute sich SfaK über 38 Bronze und 61 Seepferdchen, die jetzt in Wochen- und Ferienkursen weiterlernen.

Nachfrage und Bedarf an Schwimmkursen sind dennoch mehr als hoch – in Tübingen und im gesamten Land.


  • Schwimmen darf kein Privileg sein (Bild: LSVBW)
    Schwimmen darf kein Privileg sein (Bild: LSVBW)
  • Sofia Thellmann (TSV) freut sich über die Wiederaufnahme von Schwimmangeboten für Kinder (Bild: privat)
    Sofia Thellmann (TSV) freut sich über die Wiederaufnahme von Schwimmangeboten für Kinder (Bild: privat)
  • Initiative SfaK Tübingen ermöglicht vielen Kindern das Schwimmen zu lernen (Bild: SfaK)
    Initiative SfaK Tübingen ermöglicht vielen Kindern das Schwimmen zu lernen (Bild: SfaK)