Die Tanzbrücke Hamburg e.V. ist ein einzigartiger, multikultureller, vielseitiger Ort des Sports, des Zusammenseins, der Kunst und Bildung. Gleich beim Eintreten und spätestens mit Blick in den Kunst- und Bastelraum, das Nachhilfezimmer, den Tanz- und Gymnastiksaal, auf das Klavier und die vielen Pokale weiß man, die Tanzbrücke ist mehr als „nur“ ein Verein, der durch den Tanzsport Brücken schlagen will. Vielmehr ist der Verein über die letzten 20 Jahre – wie seine Mitglieder – gewachsen, und das nicht nur in Mitgliederzahlen, sondern auch im Angebot.
Unter einem Dach vereint die Tanzbrücke heute diverse Tanzkurse für insb. Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen, Angebote zur Selbstverteidigung, Ernährungsberatung, soziale Beratung für Eltern, Kulturprogramm, Theaterschule, Bildungsangebote wie Sprachförderung oder Nachhilfe in Mathematik und Naturwissenschaften – und vieles mehr. Denn die Angebote sind flexibel und richten sich nach den Bedarfen der Mitglieder.
Diese, knapp 250 Mitglieder, haben mehrheitlich eine Migrationsgeschichte, sie sprechen in der Regel neben Deutsch mindestens eine oder zwei weitere Sprachen – und viele finanzieren (zumindest) einen Teil des Angebots der Tanzbrücke über staatliche Leistungen aus dem „Bildungspaket“. Der Verein ist somit gerade auch für Kinder und Jugendliche aus sozialschwachen Verhältnissen eine wesentliche Anlaufstelle für gesellschaftliche und soziale Teilhabe.
Hinter der wertvollen Arbeit des Vereins steckt ein sportpädagogisches Konzept, dessen Kern es ist, ganzheitlich die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen durch passgenaue Angebote zu begleiten. Soll heißen: Sport und Bewegung sind wichtig; aber erst in Kombination mit Bildungsvermittlung, kreativer Entfaltung und Sprachförderung lassen sich die Potenziale der persönlichen Entwicklung voll entfalten. Und darum geht es laut Natalia (der Gründerin des Vereins): „Unsere Mitglieder sollen bestmöglich unterstützt werden, im Leben (nach der Schule) Fuß zu fassen.“
Beleg dafür, dass das Konzept aufgeht, sind die zahlreichen sportbezogenen, aber auch außersportlichen Erfolge, die der Verein und seine Mitglieder seit Jahren erzielen. Neben den vielen Weltmeistertiteln kann der Verein auch viele Auszeichnungen in den Bereichen Integration und Vielfalt vorweisen. Und nicht zuletzt sind die ehemaligen Mitglieder, die häufig noch mit dem Verein in Kontakt stehen, heute studieren, arbeiten oder ihre eigenen Kinder im Verein anmelden, Zeugnis dafür, dass der Verein in Hamburg nachhaltig erfolgreich Lebenslinien prägt und aus der Stadt nicht mehr wegzudenken ist.
Mutter und Tochter stehen hinter dem Verein
Natalia, die vor knapp 26 Jahren von St. Petersburg nach Hamburg kam und den Verein gründete, war bereits in Russland ausgebildete Sportpädagogin. Ihr sportpädagogisches Konzept erprobte sie erfolgreich in einer Bildungseinrichtung in St. Petersburg und beschloss sich nach einem Studium in den Sportwissenschaften in Hamburg ein ähnliches Konzept mit der Tanzbrücke Hamburg e.V. auch in Deutschland in die Praxis umzusetzen. Nach und nach kamen und kommen auch noch heute neue Angebote dazu, sodass der Verein und dessen Angebote immer zuerst an den Bedarfen der Mitglieder ausgerichtet ist.
Ein ehemaliges Mitglied im Verein, das heute gemeinsam mit u.a. Natalia die Tanzbrücke leitet, ist Elena – Natalies erwachsene Tochter. Ihre Berufswahl war Elena praktisch in die Wiege gelegt, denn sie wuchs in der Tanzbrücke auf und wurde bald vom Mitglied, zur Trainerin bis hin zu einer der zentralen Figuren im Vereinsorganigramm.
Was ist das Erfolgsgeheimnis des Vereins? Mutter und Tochter sind sich einig: „Wir erkennen die Bedarfe, ohne dass die Kinder das artikulieren müssen“ – so entstehen regelmäßig neue Angebote oder Bestehendes wird weiterentwickelt. Die Tanzbrücke bleibt somit immer am Puls der Zeit.
Aktuelle Herausforderungen
Aktuell steht die Tanzbrücke vor einer existenzbedrohenden Herausforderung. Der Mietvertrag wurde gekündigt. Räumlich passende und gleichzeitig finanzierbare Mietobjekte sind für Natalia und Elena in Hamburg aktuell nicht zu finden. Trotzdem setzen sich die beiden weiterhin für den Fortbestand der Tanzbrücke ein und sind voller Hoffnung doch noch einen entsprechenden Ort zu finden.
Die Frauen zeigen, wie engagierte Personen mit ihren Ideen und Tätigkeiten die Lebenslinie von insb. Kindern und Jugendlichen – egal mit welchem Hintergrund – positiv beeinflussen können.