„Die bedingungslose Zuneigung eines Pferdes löst alle Barrieren!“

Die Tiergestützte Sprachförderung mit Pferden und Ponys beim Reiter-Verein Mannheim e.V. ist in Deutschland bislang einmalig und geht weit über eine reine Sprecherziehung hinaus.

Foto: Reiterverein Mannheim e.V.
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Die gezielte Förderung der Sprachentwicklung bei sprachlichen Defiziten ist eines der wichtigsten Grundbausteine, um gesellschaftliche Teilhabe sowie Chancengleichheit im schulischen und beruflichen Werdegang zu ermöglichen. „Wenn ein Kind nicht sprechen kann, dann ist die Karriere vorbei, bevor diese überhaupt beginnen konnte.“ betont Peter Hofmann, Vorsitzender des Reiter-Vereins Mannheim e.V. Eine einfühlsame und gezielte Sprachförderung ist für ihn dementsprechend von besonderer Wichtigkeit, um für Kinder gleiche Startvoraussetzungen zu schaffen. Im Reiten und im Umgang mit den Pferden sieht er einen besonderen sprachpädagogischen Effekt: „Durch unsere Pferde haben wir auch einen Zugang zu sehr verschlossenen Kindern. Wir beobachten dabei sehr häufig, dass durch die rhythmische Schrittbewegung und Atmung des Pferdes, sich auch die Atmung des Kindes harmonisiert, sie sich entkrampfen und sich gegenüber den Betreuerinnen öffnen und dann fast wie von allein anfangen zu sprechen.“ Durch das Reiten wird die Selbstwahrnehmung und damit das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt. Gleichzeitig achten sie im Umgang mit den Pferden mehr auf die Wirkung ihrer Handlungen, indem sie sich auf die Reaktionen des Pferdes konzentrieren müssen.

Die Außeralltäglichkeit, die das Betreuungsangebot auf dem Reiterhof für viele Kinder mit sich bringt, bietet ihnen auch einen Anlass über etwas zu sprechen. Peter Hofmann erklärt: „Das ist natürlich für viele Kinder hier eine ganz tolle Erfahrung auf den Pferden zu reiten. Dadurch wird ihnen auch ein Gesprächsthema geliefert über das sie mit Eltern, Geschwister und Gleichaltrigen reden können. Es wird also eine Kommunikationsbasis geschaffen.“ Spielerisch lernen die Kinder neue Begriffe und bauen ihren Wortschatz aus. Die neuen Sprechanlässe, helfen ebenfalls dabei das Vokabular zu erweitern sowie die Artikulation und Stimme zu entfalten und einzusetzen. Darüber hinaus ermöglichen sie den Kontakt zu Gleichaltrigen und Gleichgesinnten, wodurch das Sozialverhalten sowie die soziale Integration gefördert wird.

Der Zugang über das Pferd auf Kinder mit sprachlichen Defiziten ist für Peter Hofmann auch aufgrund der positiven Begleiterscheinungen der tiergestützten Sprachförderung vorteilhaft: „Ein Pferd stellt keine Bedingungen. Es ist dem Pferd egal, ob du einen Migrationshintergrund hast, ob deine Familie finanziell vielleicht nicht so gut aufgestellt ist oder ob du eine körperliche oder geistige Einschränkung hast. Das Pferd stellt keine Erwartungen an dich. Und genau das ist es, was bei Kindern Barrieren lösen kann.“

Der Umgang mit den Pferden und Ponys ist zudem für die persönliche Entwicklung und die Charakterstärkung besonders prägend: „Ein Pferd ist ein sehr eindrucksvolles Tier. Es ist groß, stark aber gleichzeitig sehr sanftmütig. Kinder und Jugendliche lernen schnell, dass sie mit Aggressionen, Ungeduld oder Respektlosigkeit nicht weit bei einem Pferd kommen. Nur mit Selbstbeherrschung und viel Feingefühl wendet sich ein Pferd auch einem Menschen zu. Diese Erfahrung möchten wir den Kindern mit auf den Weg geben.“

Über all dem steht dabei immer das Wohl der Tiere. Peter Hofmann betont: „Uns ist bewusst, dass wir einen enormen Nutzen aus der tiergestützten Sprachförderung ziehen können. Dies darf aber niemals in einer Ausbeutung der Tiere ausarten! Das Wohl unserer Pferde und Ponys kommt an erster Stelle.“

Text: Luise Fleisch / BSB Nord


  • Foto: Reiterverein Mannheim e.V.
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