Ein Leben für das Ehrenamt im Sport

Aus Leidenschaft Volunteer: Über das Programm „Integration durch Sport“ ist Katharina Dieser Helferin bei Großveranstaltungen geworden Katharina Dieser war bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Weltcups. Nicht als Sportlerin, sondern als ehrenamtliche Helferin. Die Metzingerin sagt, ohne Volunteers könnte es Sport-Großevents nicht geben. Das Ehrenamt ist ihre Leidenschaft geworden.

Katharina Dieser bei den Special Olympics Weltspielen in Berlin (Bilder Privat)
Katharina Dieser bei den Special Olympics Weltspielen in Berlin (Bilder Privat)

Das hängt auch mit ihrem familiären und kulturellen Hintergrund zusammen.
Bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi hat für Katharina Dieser alles angefangen. Erstmals war die Metzingerin beim größten Ereignis in der Sportwelt mit dabei, als Volunteer. Wie das olympische Feuer am Eröffnungsabend, so ist auch in ihr eine Begeisterung entfacht worden, die sie nicht mehr loslassen sollte. 
Als eine von 40 Volunteers war sie in Baden-Württemberg auf diese ehrenamtliche Tätigkeit vorbereitet worden. Viele Spätaussiedler waren in der Gruppe, die zweisprachig aufgewachsen sind und mit ihren Russisch- und Deutschkenntnissen in Sotschi wichtige Aufgaben übernehmen konnten. „Ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt, es waren stressige, aber auch großartige Wochen. Die Energie und Begeisterung für den Sport und in unserem Team waren so ansteckend, das hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt die 30-Jährige. Auch danach hielt sie Kontakt zu den anderen Volunteers. Veranstaltern bot sie fortan ihre Hilfe an, wenn eine Übersetzerin gesucht wurde. So hat sie gleich eine neue Aufgabe gefunden: Der Biathlon-Weltcup in Ruhpolding ist seit 2015 fester Bestandteil ihrer Jahresplanung. Dort arbeitet sie vor allem im Wettkampfbüro im organisatorischen Bereich. Sie ist aber auch gefragt, wenn etwa Pressekonferenzen oder Mannschaftsführersitzungen stattfinden, die es zu übersetzen gilt. 
Ihr und vielen anderen Volunteers hat der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) damals den Weg geebnet. Im Rahmen vom Bundesprogramm „Integration durch Sport“ sollten Menschen mit Migrationshintergrund für ein freiwilliges Engagement im Sport gewonnen erden. Das Ziel: gleichberechtigte Teilhabe statt bloßer Teilnahme zu schaffen. Der Kerngedanke: Freiwillige dauerhaft in die Sportstruktur einzubinden. Die 30-Jährige ist das beste Beispiel dafür, dass genau das gelingen kann.

Leben besteht nicht nur aus Nehmen, sondern auch aus Geben.
In Kasachstan geboren, kam Dieser im Alter von fünf Jahren mit ihren Eltern zunächst nach Metzingen und später nach Augsburg, wo sie Wirtschaftsrecht studiert und nebenbei in München arbeitet. Schwimmen, Tanzen, Handball, Boxen oder Leichtathletik – Dieser selbst war immer sportlich aktiv. Die Sportarten kamen und gingen. Was aber blieb, war das Ehrenamt. Der familiäre Hintergrund spielt dabei eine entscheidende Rolle. Auch ihre Mutter Svetlana engagiert sich seit Jahrzehnten im Sport. „Ich war als Kind sehr oft dabei und habe unterstützt, wenn meine Mutter Projekte geleitet hat“, erzählt sie. Auch der Vater habe freiwillig mitgeholfen, wann immer Hilfe gefragt war. Svetlana Dieser ist Abteilungsleiterin der Sportart Gorodki bei der SG Reutlingen. Außerdem hilft sie im Jugendhaus. Sie ist der Meinung, dass das Leben nicht nur aus Nehmen, sondern auch aus Geben besteht: „Für mich haben andere Menschen auch schon viel getan. Unter anderem bin ich meiner damaligen Trainerin sehr dankbar für ihre Unterstützung, als ich selbst Leichtathletik gemacht habe“, sagt sie. Es mache sie immer glücklich, etwas zurückzugeben. „Ich bin stolz, dass meine Tochter auch auf den Geschmack gekommen ist, dass sie in meine Fußstapfen tritt und so viel Spaß daran hat, sich zu engagieren.“

Wie die Mutter, so die Tochter: Neben Olympia und Biathlon hat Katharina Dieser auch bei der Sommerbiathlon-WM 2022 im russischen Tjumen sowie beim Wohltätigkeitslauf „Wings for Life Run“ als Ehrenamtlerin geholfen. Meist gemeinsam mit Gleichgesinnten, sucht sie sich die Events heraus, die sie am meisten interessieren. 
Jüngst war die 30-Jährige bei den Special Olympics Weltspielen in Berlin – einem der größten inklusiven Sportfeste auf der Welt. Sie hatte dort eine der wichtigsten Funktionen inne: als Delegation Assistant Liaison und damit Hauptansprechpartnerin des Teams aus Turkmenistan. Die Emotionen bei den Special Olympics seien besonders stark gewesen, weil Athletinnen und Athleten Freude und auch Dankbarkeit intensiver gefühlt und noch stärker gezeigt hätten. „Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung haben andere Bedürfnisse, brauchen anderen Zuspruch“, erläutert Dieser. Es überwiegt das Positive. Als Kind habe sie durch ihre Mutter mitbekommen: Dankbarkeit und Respekt sind oftmals der Lohn, wenn man sich sozial engagiert. Wo es zukünftig hingehen soll, weiß sie schon. 
Noch in diesem Jahr will sie die Ausbildung zur nationalen Kampfrichterin Biathlon machen. Später die Qualifikation als internationale Kampfrichterin draufsetzen. „Das sportliche Ehrenamt ist ein fester Teil meines Lebens. Ich plane mein Jahr nach dem Sportkalender“, sagt Dieser. „Das ist zwar irgendwann mit einem Vollzeitjob nicht mehr ganz so leicht zu vereinbaren, aber aufrechterhalten möchte ich es auf jeden Fall.“ Die nächste Gelegenheit bietet sich im kommenden Jahr. Die Olympischen Sommerspiele und der Paralympics 2024 stehen auch schon im Katharinas Kalender. 


  • Katharina Dieser bei den Special Olympics Weltspielen in Berlin (Bilder Privat)
    Katharina Dieser bei den Special Olympics Weltspielen in Berlin (Bilder Privat)
  • Katharina Dieser bei den OS in Sotschi (Bilder Privat)
    Katharina Dieser bei den OS in Sotschi (Bilder Privat)
  • Katharina Dieser bei den OS in Sotschi (Bilder Privat)
    Katharina Dieser bei den OS in Sotschi (Bilder Privat)