Integration beim Volleyballverband hat Methode

Mit einem guten Konzept kann Integration im Sport funktionieren. Den Beweis dafür erbringt der Volleyball-Landesverband Württemberg (VLW) seit einigen Jahren. Die Projekte sollen nachhaltig umgesetzt werden – auch Demokratie und Vernetzung spielen dabei eine Rolle.

Bilder: VLW
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Die Herausforderung der Integration hat einen besonders hohen Stellenwert. Das gilt vor allem in Städten und Regionen, in denen die Bevölkerung sehr vielfältig und der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund hoch ist. Vor allem gilt es in einer Zeit, in der Krisen und Kriege einen Zusammenhalt der Gesellschaft erfordern. „Im Sport erleben wir das Gefühl von Gemeinschaft und Teamgeist, bringen Empathie auf und arbeiten zusammen für ein Ziel. Genau diese Werte müssen wir allen vermitteln“, sagt Torben Engelhardt. Seit rund vier Jahren ist er im Volleyball-Landesverband Württemberg (VLW) maßgeblich an den Integrationsprojekten beteiligt. Der VLW ist ein Leuchtturm, der inspirieren kann und erste Zeichen gesetzt hat.  
Dreimal gewann der VLW den Nachhaltigkeitspreis des Landessportverbandes Baden-Württemberg. Im Jahr 2018 war das Projekt „Volleyball verbindet“ mit dem Schwerpunkt Integration siegreich. Ein Jahr zuvor fokussierte sich der Volleyballverband auf Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Sporthalle und zurück. „Der VLW für mehr nachhaltige Mobilität im Sport“ wurde ebenfalls vom LSVBW ausgezeichnet. Dass sich der Verband in 2021 dem Thema Kinderarmut angenommen hat („Volleyball im Verein – meine Heimat“), bescherte ihm dann auch ein drittes Mal die Auszeichnung. Auch eine Beachvolleyball-Turnierserie besteht seit 2019. Sie wurde diesen Sommer bereits zum vierten Mal ausgetragen. Das Turnier ist speziell für Mannschaften entwickelt worden, die aus Spieler:innen mit unterschiedlichem Hintergrund bestehen. „Wichtig war der nächste Schritt. Wir waren an den Standorten Esslingen, Stuttgart, Ludwigsburg und Mühlacker, um das Konzept weiter im Verbandsgebiet zu verbreiten“, sagt Engelhardt. „Wir haben schon eine starke Gemeinschaft gebildet, die jederzeit offen für neue Teams und Interessierte ist.“
Engelhardt weiß nur zu gut, wie wichtig solche Angebote auch in Württemberg sind. Aufgewachsen im Stadtkreis Heilbronn, in dem der Migrantenanteil in 2019 bei mehr als 46 Prozent lag, ist er heute als Referent der Geschäftsleitung des Volleyball-Landesverbands Württemberg für die Themen Finanzen sowie Nachhaltigkeit zuständig. Einen Großteil seiner Energie steckt er in die Projektarbeit – hier kann er sein Wissen als studierter Sportwissenschaftler und als „Coach für Zusammenhalt“ einbringen. Die Weiterbildung hat er vor einigen Monaten abgeschlossen. Teilnehmende lernen hier Methoden und Kompetenzen, wie Demokratie im Sport vermittelt werden kann. Es ist Teil der Initiative „Zusammenhalt im Sport in Baden-Württemberg“ (ZiS) und unterstützt Vereine und Verbände auch darin, Partizipation zu ermöglichen.
Herausforderungen gab und gibt es viele. Engelhardt erklärt, dass der Aufbau eines Netzwerks sehr wichtig sei. Man müsse vor allem am Anfang an viele Türen klopfen. „Wir als Fachverband konnten uns beim Programm „Integration durch Sport“ im LSVBW immer Hilfe holen, das war auch sehr wichtig.“ Für die Integration in der Sporthalle hat er einige Ansätze. „Man sollte immer auf Augenhöhe mit allen agieren und Sorgen sowie Ängste ernst nehmen“, sagt er. In der Sporthalle herrscht Demokratie: Die Stimme jeder Teilnehmerin und jeden Teilnehmers ist folglich gleich viel wert. Außerdem setzt Engelhardt auf die Mithilfe anderer: „Die Erfahrung und die Kontakte von Menschen, die vor Ort im Sozialen tätig sind, sind auch für uns als Verband Gold wert“, sagt er. Der richtige Umgang mit Ehrenamtler:innen sei auch essentiell. „Treten Probleme auf, dann sollte man möglichst sofort helfen und diese lösen, sonst gehen Freude und Motivation bei den Leuten verloren.“ Zudem achten er und die Vereine, die die Volleyballturniere mitorganisieren darauf, dass eine lockere Atmosphäre herrscht. Der Fokus liegt dabei auf der persönlichen Begegnung, auf dem Austausch unter den Spielerinnen und Spielern, das Volleyballfeld dient als Plattform. „Bei den Projekten macht es Sinn, die Zielsetzung so offen wie möglich zu gestalten und die Zielgruppe breit zu halten“, sagt Engelhardt.
Geht es nach dem VLW, ist das erst der Anfang. „Mit unserem Projekt „Volleyball verbindet“ schaffen wir ein Angebot, das verschiedene Gruppen mit und durch Sport zusammenbringt. Ob Jung und Alt, Migranten und Einheimische – gemeinsam Sport zu treiben verbindet und schafft eine Heimat“, sagt auch VLW-Geschäftsführer Andreas Burkard. Es gibt noch mehr Pläne in der Schublade. Die Integrationsturnierserie wird es 2023 auch wieder geben.


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