Startschuss für EU-Bildungsprojekt SMILE beim Hamburger Sportbund

Das im Februar 2020 vom Deutschen Olympischen Sportbund entwickelte und von der Europäischen Kommission geförderte Projekt SMILE soll Trainer*innen und Übungsleiter*innen qualifizieren und in ihren methodischen Handlungskompetenzen zur Integration von Menschen mit Fluchterfahrung stärken. Der vermehrte Zuzug von Geflüchteten in den vergangenen Jahren hatte auch den Hamburger Sport vor große Herausforderungen gestellt und die Nachfrage und der Bedarf an entsprechenden Qualifizierungs- und Bildungsangeboten zur Unterstützung der Trainer*innen waren rasant angestiegen.

Foto: iStockfizkes
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Im Zeitraum vom 17.3.2021 bis zum 24.4.2021 startete der Hamburger Sportbund, respektive dessen Mitarbeiter*innen im Programm „Integration durch Sport“, als einer von fünf mitwirkenden Pilotverbänden im Projekt „SMILE - DIGITALES LEHREN UND LERNEN FÜR INTEGRATION IM SPORT“ mit der Durchführung einer Fortbildung zum Thema „Fit für die Vielfalt: Interkulturelle Sportgruppen anleiten.“

Die Vorbereitung des Seminars war umfangreich: Nicht nur didaktisch mussten unsere Programmmitarbeiter*innen und Bildungsreferent*innen geschult, sondern auch mit der technischen Durchführung und Umsetzung über die e-Learning Plattform edubreak® SPORTCAMPUS vertraut gemacht werden. Neben der komplexen Herangehensweise kam erschwerend Corona hinzu. Ursprünglich im Blended Learning-Format konzipiert, musste die Fortbildung schließlich vollständig in den digitalen Raum verlegt werden. Der Motivation und dem Interesse der Teilnehmenden tat dies jedoch keinen Abbruch: Insgesamt zehn freiwillig Engagierte starteten am 17.03.2021 mit der ersten Selbstlernphase in Vorbereitung auf das digitale Seminar am 18.03.2021. Sie sollten eine Situation beschreiben, in der sie sich unsicher gefühlt hatten, um zumindest ansatzweise nachvollziehen zu können, wie es ist, neu zu sein oder sich fremd zu fühlen. Im anschließenden Präsenzseminar wurden anhand des Phasenmodells der Migration nach C.E. Sluzki, Grinberg und Grinberg der Verlauf sowie die geistig-seelischen Prozesse von Flucht deutlich gemacht. Eine anschauliche Videosequenz stellte die nachhaltigen und individuell zeitverzögerten Auswirkungen der Migration auf den einzelnen Menschen nachvollziehbar dar. Zusätzlich zur Belastung der Flucht erschweren die lange Unsicherheit bezüglich des Aufenthaltsstatus, der Spracherwerb, die Beklemmung in den Unterkünften, finanzielle Nöte und viele weitere individuelle Sorgen das Ankommen und Einleben in die neue Gesellschaft. Ein Bewusstsein für diese Prozesse zu bekommen und sie bei Geflüchteten wahrzunehmen und anzuerkennen, war eines der Ziele des Seminars. Die Teilnehmenden sollten befähigt werden, reflektiert und verantwortungsvoll Entscheidungen in vielleicht auch schwierigen Situationen zu treffen. 

Und um eben diese Situationen ging es in der zweiten Selbstlernphase. Die Teilnehmenden sollten ein konfliktbehaftetes Beispiel mit interkulturellem Bezug aus ihrem sportlichen Trainer*innenalltag beschreiben, welches dann am zweiten Präsenztag am 27.03.2021 gemeinsam reflektiert wurde. Auf Grundlage des erworbenen Hintergrundwissens wurden Lösungsstrategien entwickelt und die Aufgabe zielgerichtet bewältigt.

„Die Praxisbeispiele entstammten eigener Erfahrungen und somit ging unser Konzept der Lebensweltorientierung vollständig auf. Vor allem hier wurde der Vorteil des Formats deutlich: Auf der Plattform konnten wir die Ausarbeitungen engmaschig begleiten und gezielt unsere methodisch-didaktische Herangehensweise an die Bedürfnisse der Teilnehmenden ausrichten und anpassen. Auch weiteres Informationsmaterial konnten wir über die Plattform schnell und unkompliziert allen zur Verfügung stellen“, so Referentin Sina Hätti, die im Programm „Integration durch Sport“ den Bereich Bildung und Qualifizierung verantwortet. Weitere Innovationen bietet die Lernplattform mit dem Videoplayer mit integrierter Kommentarfunktion oder durch die Verknüpfung mit Zoom, worüber leicht digitale Treffen durchgeführt werden können. „Generell sind wir begeistert von den neuen didaktischen Möglichkeiten, die die Plattform bietet, und wie gut die Teilnehmenden damit zurechtgekommen sind“, sind sich Waldeck und Hätti einig. An das zweite und letzte Präsenztreffen schloss sich die Abschlussphase der Fortbildung. Die Trainer*innen sollten das Thema, wie Geflüchteten ein guter Einstieg in den Sportverein und in bestehende Sportgruppen ermöglicht werden kann, mit einer Person aus dem eigenen Verein besprechen. Sie sollten so zum einen als Multiplikator*innen das Thema im Verein verankern und eine bewusste Auseinandersetzung anstoßen, und zum anderen das Gelernte selbst anwenden, um sensibel und empathisch auf Menschen mit oder ohne Fluchthintergrund zugehen zu können. Das Feedback der Teilnehmenden war im Anschluss an die Fortbildung durchweg positiv, sowohl was die technische Umsetzung als auch die Didaktik und Methodik der Wissensvermittlung betrifft. Gute Voraussetzungen für das Team „Integration durch Sport“ des HSB, weitere Bildungsangebote im Blended Learning-Format zu entwickeln.

„Wir sind sehr zufrieden mit der Beteiligung und dem Engagement, das die Teilnehmenden von Anfang an gezeigt haben“, resümiert Annika Waldeck, Referentin im Programm „Integration durch Sport“ beim HSB, und fährt fort: „Das Konzept der asynchronen und synchronen Arbeitsphasen bringt viele Vorteile mit sich und hat super funktioniert.“


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