15 Jahre Integration durch Boxen in Öhringen

Mit einem Gedächtnis - Boxturnier haben die TSG Öhringen und der Sport- und Kulturverein Dialog Öhringen e.V. an den Initiator und Unterstützer des Boxens in Öhringen, Gerhard Spengler, erinnert.

30 Boxer traten beim Turnier in Öhringen in den Ring (Bild LSV)
30 Boxer traten beim Turnier in Öhringen in den Ring (Bild LSV)

Der langjährige Vereinsvorstand hatte vor 15 Jahren begonnen, die Sportart Boxen für die Integrationsarbeit in seinem Sportverein zu nutzen.

„Seit 1946 war Gerhard Spengler TSG Mitglied und viele Jahre engagierte er sich als Vereinspräsident. Große Hilfsbereitschaft und herzliches soziales Engagement begleiteten ihn auf seinem Weg“, hob Eberhard Leiblich, Vizepräsident der TSG und Turniermoderator in der Hohenlohe-Halle bei der Turniereröffnung hervor. Der Oberbürgermeister der Stadt Öhringen, Thilo Michler, erinnerte Zuschauer und Turnierteilnehmer in seiner Begrüßung an Gerhard Spengler als einen Sportpionier und Vereinsmotor, der mit seinem Engagement das soziale Leben in der Stadt prägte.

1999 hatte der damalige Präsident der TSG Öhringen, Gerhard Spengler, ein offenes Kampfsportangebot für Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen. Die Stadt Öhringen und der Hohenlohe-Kreis hatten in dieser Zeit aufgrund vieler Probleme bei der Jugendkriminalität immer wieder für negative Schlagzeile in der Presse gesorgt.

Mit seinen Mitstreitern Viktor Diner und Juri Samek gründete Spengler eine neue Boxabteilung in seinem Verein und startete verschiedene Projekte, um aufsuchende Jugendarbeit zu stärken bzw. einen Zugang zu bestimmten Jugendgruppen zu finden.

In Kooperation mit der Kriminalpolizei und den städtischen Jugendeinrichtungen konnte in relativ kurzer Zeit ein geeignetes Konzept gefunden werden, um viele Kinder und Jugendliche von der Straße zu holen und mit attraktiven Sportangeboten an den Verein heranzuführen. Neben dem harten Boxtraining nahmen Jugendliche an verschiedenen Freizeitangeboten und Ausflügen teil, organisierten verschiedenen Maßnahmen und Turniere. Schon bald konnten sich die Boxer aus Öhringen neben vielen sportlichen Erfolgen auch über verschiedene andere Auszeichnungen für ihre Arbeit freuen. So hat das baden-württembergische Innenministerium die Projektarbeit der TSG im Rahmen der Kriminalprävention geehrt. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau zeichnete im August 2002 die Boxabteilung der TSG Öhringen für vorbildliche Integrationsarbeit aus und überreichte in Berlin an Gerhard Spengler und seine Boxer eine Einladung, den Boxstall „Universum Box-Promotion“ in Hamburg zu besuchen. „Diese Einladungen nach Berlin und nach Hamburg hat bei vielen unseren Jugendlichen nachhaltige Motivation hinterlassen. Viele von ihnen erinnerten sich sehr lange und gerne an diese Ereignisse und erzählten immer wieder davon“, stellte Viktor Diner fest. „Natürlich verdanken wir es dem großen Engagement von Herrn Spengler, der sehr vielen Jugendlichen nicht nur die Möglichkeit gegeben hat, Sport zu treiben, sondern auch persönlich bei vielen Problemen und Fragen zur Seite stand. Als Gerhard Spengler 2012 verstarb, haben wir nicht nur einen wichtiger Ansprechpartner sondern auch einen guten Freund verloren“, so Diner.

Neben der TSG wird Boxen in Öhringen mittlerweile auch beim Sport- und Kulturverein Dialog Öhringen e.V., bei dem seit acht Jahren Viktor Diner Vorsitzender ist, angeboten. Der Verein kümmert sich in erster Linie um Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Öhringen, organisiert verschiedene Festlichkeiten und Sportangebote und bietet soziale Hilfestellung. Der 2003 aus einer Elterninitiative gegründete Verein zählt mittlerweile über 100 Mitglieder, die meisten mit Migrationshintergrund. Neben dem Boxen bietet er Fußball, Volleyball, Wrestling, Ringen und Gorodki an und ist ein wichtiger Ansprechpartner für die Stadt Öhringen bei kommunalpolitischen und jugendpolitischen Angelegenheit geworden. Seit 2011 ist Dialog Öhringen Stützpunktverein im Programm „Integration durch Sport“ in Baden-Württemberg. Auch wenn sich die Situation in Öhringen hinsichtlich der Jugendkriminalität deutlich besser darstellt, als vor 15 Jahren, will sich Viktor Diner mit seinem Verein weiterhin um Kinder und Jugendliche kümmern: „ Nur so kann eine nachhaltige Prävention und Integrationsarbeit, die wir mit Gerhard Spengler angefangen haben, gewährleistet werden“, bekräftigt Diner sein Engagement.

Beim Gerhard-Spengler-Gedächtnisturnier am 11. Oktober nahmen 30 Boxer aus Freiburg, Bonn, Ulm, Göppingen, Eppingen, Offenbach, Schriesheim, Neckarsulm und Öhringen teil. Dies zeigt, dass die Sportart Boxen viele junge Menschen anspricht und auch weiterhin Inhalt integrativer Arbeit sein wird.


  • 30 Boxer traten beim Turnier in Öhringen in den Ring (Bild LSV)
    30 Boxer traten beim Turnier in Öhringen in den Ring (Bild LSV)
  • Gerhard Spengler mit jungen Boxern der TSG Öhringen (Archivfoto, August 2002)
    Gerhard Spengler mit jungen Boxern der TSG Öhringen (Archivfoto, August 2002)