Wir sind also jung, aber gar nicht mehr so klein. Mehr als 3.500 aktive Mitlieder nutzen unsere über 200 Sport- und Kursangebote. Unsere Bewegungsschule für die Kleinen gehört zu den größten der Stadt. Im Fußball ist Viktoria Mitte nach der Zahl unserer Kinder- und Jugendmannschaften einer der größten Fußballvereine in Deutschland – mit gerade einmal 15 Jahren.
Wie konnte das gelingen? Oder besser: wie ist das denn passiert? Um darauf eine Antwort zu geben, müssen wir zu den Anfängen 2007 zurückkehren. Alles begann mit einer Berliner Göre. Der Dreijährige ging mit seiner Mutter an einem Fußballplatz vorbei und sagte jenen Satz, mit dem alles begann: „Mami, ich will auch Fußball im Kostüm spielen“.
Der Wunsch war gar nicht so leicht zu erfüllen. Erstens gab (und gibt) es in Berlin Mitte insgesamt zu wenig Sportmöglichkeiten. Zweitens gab es in der Nähe keinen Verein, in dem Dreijährige Fußball spielen konnten („bei uns erst ab 5“.) Drittens war der Andrang nach der Sommermärchen-WM 2006 so groß, dass viele Vereine einen Aufnahmestopp hatten. Und wo Vereine noch Kinder aufnahmen, konnten die zwar in Trainingsgruppen kicken, aber nur die Besten durften am Wochenende auch in echten Spielen mitmachen. Aber darauf kam es den Gören doch an: So zu spielen wie die Großen, mit Gewinnen und Verlieren, mit Jubeln und Schimpfen, mit dem ganzen wunderbaren Drama – und eben in „Kostümen“.
Unsere sind Rot und Weiß. Denn aus dem Bedarf entstand die Idee von Freunden, dann eben selbst einen Verein zu gründen. Der Zulauf war von Anfang an überwältigend. Auch, weil wir von Beginn an versuchten, möglichst viele Teams zum Spielbetrieb anzumelden. In der aktuellen Saison sind es 76 (!), davon 66 Kinder- und Jugendteams mit Jungen und Mädchen, sechs Herren und vier Frauen-Teams. Unsere „Ersten“ und „Zweiten“ messen sich mittweile in den höchsten Ligen Berlins. Aber genauso freuen wir uns mit der 12. F, den 4. E-Mädchen, der 8. D-Jugend.
Sehr schnell wurde Viktoria Mitte zudem mehr als Fußball. Denn wir merkten, wie groß der Wunsch nach allgemeinen Bewegungsangeboten für kleine Kinder ist. Was früher einmal „Mutter-Kind-Turnen“ hieß, begeistert heute in den Kursen unserer Bewegungsschule viele hundert Kinder, Mütter, Väter und auch Großeltern. Diese Angebote für die Kleinen sind uns ebenso wichtig wie der Fußball – und bei Viktoria Mitte ebenso groß. Dafür stehen auch unsere Kooperationen, die wir mit Kitas und Schulen pflegen.
Die dritte, ebenso starke Säule von Viktoria Mitte sind vielfältige Breitensport- und Freizeitangebote. Auch sie wuchs nach dem gleichen Muster. Viktoria Mitte war und ist offen für Sportgruppen und aktive Menschen, die eine Heimat in einem Verein suchen. Die Sportangebote reichen von Badminton über Cricket und Turnen bis Volleyball, weitere Angebote von Malen über Tanzen bis zu vielfältigen Fitness- und Gesundheitskursen.
Viktoria Mitte ist eine echte Berliner Göre. Unser Kiez ist die Region um den Mauerstreifen und das Brunnenviertel an der Bernauer Straße – wir leben an der Schnittstelle zwischen Ost und West, zwischen Wedding und Mitte. Unsere Mitglieder haben ihre Wurzeln in mehr als hundert Ländern. Unser Verein ist so vielfältig wie sie. Wir lieben unsere Nachbarschaft und setzen uns dafür ein, dass sie für alle Menschen hier eine lebens- und liebenswürdige Heimat sein kann.
Für unseren Kiez haben wir 2018 das VikiHaus auf dem Sportplatz an der Stralsunder Straße gebaut. Dort gibt es einen Bewegungsraum, den auch viele Kitas nutzen. Dort helfen wir mit unserem Lernbooster Kindern, in der Schule zurechtzukommen. Dort steht die Tür immer offen, wenn es Fragen rund um Viktoria Mitte gibt.
Pünktlich zu unserem 15. Geburtstag haben jetzt wir auf der Sportanlage in der Behmstraße unsere zweite Heimat gefunden. Dort, auf Berlins ältestem Fußballplatz, der „Kokswiese“, gegenüber dem früheren Hertha-Stadion, der „Plumpe“, haben wir eine Begegnungsstätte eröffnet: die VikiPlumpe. Sie soll unsere zweite Heimat werden, offen und einladend für alle Gruppen, die die Sportplätze nutzen und alle, die noch Raum für ihre Ideen suchen und für alle Nachbarn. Auch in der VikiPlumpe machen wir Angebote für den Kiez – besonders für seine Kinder.
Viktoria Mitte ist eine Berliner Göre – und das wollen wir auch bleiben. Mit 15 stecken wir mitten in der Pubertät. Manchmal haben wir Wachstumsschmerzen. Manchmal sind wir etwas ungelenk. Bisweilen benehmen wir uns auch einmal daneben. Sorry! Wir lernen. Wir stecken voller Ideen und haben manche Flausen im Kopf. Mal sehen, was aus uns wird, wenn wir einmal erwachsen werden.
Die Göre ist jedenfalls sehr froh und dankbar, Teil der großen, vielfältigen Berliner Sportfamilie zu sein. Vereine haben eine Zukunft, wenn wir ihnen eine geben.
Das Wichtigste daher zum Schluss: Alles, aber auch wirklich alles, was wir tun, ist nur möglich durch das Engagement der vielen, vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Ohne ihre Zeit, ihre Kraft und ihr Herzblut gäbe es alle unsere Vereine nicht – und unsere Stadt wäre so viel ärmer. Lasst uns als Berliner Sportfamilie gemeinsam dafür einstehen, das Ehrenamt zu stärken. Das wünschen wir uns zu unserem 15. Geburtstag.
Text/Fotos: Elias Bouziane, 2. Vorsitzender des SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 e.V.
Der SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 e.V. ist Stützpunktverein im Programm „Integration durch Sport“.
