Abbau von kulturellen Vorurteilen

 

 

Der Schützenverein Mach mit e.V. Bexbach wurde Ende vergangenen Jahres nach vorherigen regionalen Ehrungen mit dem zweiten Platz beim „Großen Stern des Sports“ in Silber ausgezeichnet. Dafür ausschlaggebend war die Initiative „Bogenschießen für afghanische Flüchtlingskinder und -jugendliche“. Es gab eine Geldprämie von 1.500 Euro, die in die Anschaffung von benötigtem Zubehör fürs Bogenschießen investiert wurde. „Dass gerade wir als Schützenverein diese hohe Auszeichnung erhalten haben, erfüllt uns mit großem Stolz“, sagt der Bogensportwart und Trainer des Vereins, Stieven Bungert (46).

 

Die Idee zu dieser lobenswerten Zusammenarbeit zwischen dem Club und dem Diakonischen Werk entstand vor vier Jahren. „Der Sohn von Stefanie Grönitz ist bei uns Bogenschütze. Sie arbeitet beim Clearinghaus des Diakonischen Werks in Völklingen als Bereichsleiterin. Und so sind wir damals auf die Idee gekommen, den jungen Flüchtlingen eine interessante Abwechslung zu ihrem Alltag anzubieten. So bringen wir ausländische – wie aktuell aus Eritrea – und deutsche Jugendliche zusammen und beide Seiten profitieren davon“, erklärt Bungert.

Die Freizeitgestaltung und Integration gliederte sich in den vergangenen Jahren in vier Trainingstermine, in denen die Jugendlichen in die Grundbegriffe des Bogenschießens eingeführt wurden. Als Abschlussveranstaltung dieser Sommeraktion fand dann nach jeder Jugendfreizeit ein Spaßevent unter dem Motto „Westernschießen“ mit anschließendem gemütlichem Zusammensein statt. Der Sport dient dabei als ideale Kontakt- und Kennenlernmöglichkeit. Dabei werden kulturelle Vorurteile abgebaut und es findet unabhängig von Sprachschwierigkeiten eine Kommunikation untereinander statt. Ziel ist es, von den positiven Werten und dem Aufeinanderzugehen beim Sport zu profitieren. Außerdem ist es angedacht, den ausländischen Jugendlichen dauerhaft das Mitwirken in einem Sportverein zu ermöglichen, um sich noch leichter integrieren zu können.

Die Jugendlichen aus dem Clearinghaus kommen meist aus Kriegs und Krisengebieten oder flüchten vor unterschiedlichen Formen von Gewalt. Ihnen bietet das Clearinghaus im Saarland einen ersten Aufenthalt. In einer Aufnahmegruppe werden die ersten Bedürfnisse wie essen, trinken, schlafen und gesundheitliche Fürsorge sichergestellt. Danach wird das Bundesamt für Migration informiert. Die Mitarbeiter des Clearinghauses kümmern sich um die Gestaltung des Alltages (Sprachförderung, Freizeitgestaltung, Orientierung in Deutschland) der bis zu 18 Jahre alten Jugendlichen. Außerdem werden die Asyl- und aufenthaltsrechtlichen Schritte zum Verbleib in Deutschland eingeleitet. Nach ungefähr drei bis sechs Monaten ist der Status der Jugendlichen „gecleart“ und weitere Jugendhilfemaßnahmen folgen.

Aufgrund der guten Resonanz seitens der Jugendlichen und des Diakonischen Werks sind auch künftig weitere Freizeitmaßnahmen geplant. Und die sollen nach Möglichkeit auch auf das Training in der kalten Jahreszeit, also in einer Halle, ausgedehnt werden. „Das Interesse der ausländischen Jugendlichen an diesem Training ist sehr groß. Die Teilnahme stellt natürlich auch eine Belohnungsaktion für Jugendliche dar, die sich super integrieren wollen“, berichtet Grönitz. Sie ist ebenso wie Simon Kirch, Regionalkoordinator „Integration durch Sport“ beim Landessportverband für das Saarland, von diesem vorbildlichen Projekt angetan. „Generell ist Integration durch Sport ein guter Weg. Sport hat den Vorteil, dass er emotional ist und von jedem ausgeübt werden kann. Dabei bestehen universelle Regeln, die eine Überwindung von Sprachbarrieren begünstigen. Der Erstkontakt zwischen den Jugendlichen, der oft das schwierigste ist, wird dadurch erleichtert“, so Kirch.

Der Schützenverein Mach mit e.V. Bexbach hat derzeit 200 Mitglieder, davon sind 60 Bogenschützen. In dieser Sparte gibt es momentan ungefähr 20 Jugendliche im Alter zwischen fünf und 18 Jahren. Der Vorstand würde sich über weiteren Zuwachs freuen. Infos über den Verein gibt es im Internet unter www.mach-mit-bexbach. de. Das Vereinsgelände befindet sich in der St. Barbara-Straße 60 in 66539 Neunkirchen-Wellesweiler.