Armut eine Hürde der Integration

Armut – Eine Hürde der Integration? – Eine Frage, die am Ende der Diskussion weder bejaht noch verneint werden konnte, und gleichermaßen Herausforderungen an den Sport stellt. Zu diesem Schluss kamen die Teilnehmer des Diskussionsforums, das die Sportjugend des Landessportbundes Rheinland-Pfalz in der Aula des Gymnasiums am Kurfürstlichen Schloss veranstaltete. Zum vierten Mal diskutierten Experten aus Gesellschaft, Sozialverbänden und Sport über Schwierigkeiten und Chancen bei der Integration von Menschen mit Armut.

„Es muss den Betroffenen ein niedrigschwelliges Angebot gemacht werden, welches ihnen nicht den Eindruck vermittelt bloßgestellt zu werden. Armut ist immer noch ein Tabu-Thema“, betonte Friedrich Maus, Referent für Schuldnerberatung des Deutschen Caritasverband e.V. Insgesamt leben in Rheinland-Pfalz 13,5 % der Einwohner in Armut. Durch die Einführung der Hartz IV-Gesetze hat sich zudem die Zahl der armen Kinder enorm gesteigert. Das zeigt die allgemeine Wichtigkeit des Themas Armut.

Prof. Dr. Gerhard Trabert, Armutsforscher an der RheinMain-Hochschule Wiesbaden und 1. Vorsitzender des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“, hielt das Impulsreferat. Unter der Überschrift „Qualitätssiegel – Sportverein mit Herz oder wie Menschen in Armut in Sportvereine integriert werden können“ erläuterte er die momentane Armutsentwicklung. „Nicht nur ökonomisches Kapital, also Geld, hilft den Menschen integriert zu sein. Kulturelles und soziales Kapital, hierzu zählt besonders der Sport, sind ebenso wichtig, um Menschen in Armut in die Mitte der Gesellschaft zurück zu holen“, erklärte Trabert.
Einer, der versucht diese Menschen zurückholen will, ist Ismael Salah. Der ehemalige palästinesich-israelische Hochleistungssportler vermittelt in seiner Karateschule jedem Neumitglied, egal ob reich oder arm, das Gleiche. „Sollte die Situation eintreten, dass der Beitrag nicht mehr gezahlt werde kann, sollen die betroffenen Eltern ihre Kinder trotzdem zum Unterricht schicken, man findet Möglichkeiten“, sagt Salah den Eltern, die ihre Kinder in seiner Schule anmelden. Durch die einheitliche Kleidung beim Karate trifft man hier nicht auf das Problem des „Markenfetischismus“.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Dr. Dejan Vlajnic. Der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin vom CSV Andernach arbeitet mit sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Sein Klub ist ein Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“. Zur besseren Integration nutzt der CSV die offene Sportgruppenarbeit. „Hier gibt es keine Mitgliedsbeiträge, noch nicht einmal feste Zeiten, und trotzdem kommen immer hunderte Jugendliche, um Sport zu treiben.“ Viele kleine Vereine könnten da jedoch an finanzielle und personelle Grenzen stoßen.

Winfried Schmitt, der im Mainzer Fußball-Verein Fontana Finthen mit vielen armen Kindern arbeitet, berichtete von negativen Erlebnissen. Das Angebot einer Börse für gebrauchte Fußballschuhe fand kaum Anklang, selbst geschenkt hätten die bedürftigten Familien die Schuhe nicht annehmen wollen. Das bestätigt die Aussage von Herrn Maus, dass Armut immer etwas ist, dass man zuerst versucht alleine zu lösen, um im Freundes- und Bekanntenkreis nicht aufzufallen und sein Ansehen nicht verliert.

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig, dass es dringend nötig ist Kinder, die nicht über gewisse finanzielle Mittel verfügen, trotzdem im Sport zu binden oder für diesen zu gewinnen. Denn Sport ist nicht nur gesellschaftliches Miteinander, sondern auch enorm wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder.