Burkinischau und Frauenschwimmen

12 Meter Laufsteg, ein kleines Podium und 120 Zuschauer im Saal. Wer würde dabei an eine Diskussionsrunde zum Thema Frauenschwimmen denken ? Doch genau dies war im Landessportbund Hessen Mitte Juni der Fall.

Eindrücke der Burkinischau und der Diskussionsrunden (Quelle: Sportjugend Hessen)
Eindrücke der Burkinischau und der Diskussionsrunden (Quelle: Sportjugend Hessen)

Bereits seit 2010 führt das Programm „Integration durch Sport“ der Sportjugend Hessen Frauenschwimmkurse in Südhessen durch. Wichtigster Partner ist dabei das Integrationsbüro Mörfelden-Walldorf. Immer mehr rückt mittlerweile die Frage in den Vordergrund, wie der Übergang von Schwimmkursen in die öffentlichen Bäder gestaltet werden kann. Genau dies sollte mit Vertretern von Bäderbetrieben, Integrationsbüros, Migrantenorganisation und Sportvereinen diskutiert werden.

Ein häufiges Thema ist die Badebekleidung, speziell für Frauen mit muslimischem Hintergrund. Hier gibt es seit einigen  Jahren Burkinis (Badekleidung gemäß islamischer Kleidervorschriften). Damit alle Beteiligten einmal sehen können, was dem Begriff Burkini gemeint ist, führten vier Models insgesamt acht verschieden Burkinimodelle vor. Hierbei gab es sowohl kürze Modelle zu sehen als auch längere Modelle, die Kopf, Knöchel und Handgelenke bedecken.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion gab es vier unterschiedliche Sichtweisen, die alle wichtige Punkte zur Diskussion beitragen konnten. Doris Räuber, Geschäftsführerin der Hanau Bäder GmbH, zeigte die kommunale Sichtweise. Neben wirtschaftlichen Überlegungen zeigte sie auch die technische Seite auf. So müsste spezielle Kleidung ohne Verzierungen wie Steinchen oder Perlen auskommen, da hier Filter und Pumpen betroffen wären. Sie verdeutliche aber auch eine große Offenheit auf Seiten der Bäderbetriebe und Frauen mit Burkinis seien in Hessens Schwimmbäder jederzeit willkommen. Hanau selbst habe aktuell zwei Frauenschwimmzeiten.

Dorothee Sachinian, Integrationsbeauftrage des Sportkreises Bergstraße, führt in Bensheim selbst Frauenschwimmkurse durch. Sie berichte von den positiven Erfahrungen der Frauen, die Schwimmen gelernt haben und hob gleichzeitig Effekte wie Sprachförderung und einen interkulturellen Austausch hervor. Dies konnte Karin Klink, Schwimmtrainerin der Kurse in Mörfelden-Walldorf, ebenfalls bestätigen. Mit jeder Minute im Wasser wachse das Selbstbewusstsein der Frauen und Ängste gingen verloren. Tayyaba Rana als ehemalige Teilnehmerin konnte dies bestätigen. Sie vertrat auch die zahlreichen Frauen der Ahmadiyya-Gemeinde, die zukünftig verstärkt Frauenschwimmen zu ihrem Thema machen wollen.

Mit verschiedenen Statements aus den Zuschauerreihen ging es weiter. Hier berichteten mehrere Frauen von den positiven Erfahrungen durch das Schwimmen und riefen dazu auf, selbst diese Erfahrung zu machen und sie auch an Kinder und Jugendliche weiterzugeben. Ob dies dann in Burkinis im öffentlichen Raum oder in speziellen Frauenschwimmangeboten sein wird, müsse aber jede Frau für sich entscheiden. Allerdings berichteten Schwimmerinnen von negativen Erfahrungen mit Burkinis. So seien sie von Bädern abgewiesen worden wegen schwimmuntauglicher Kleidung.

Das Moderatorenduo Peter Metz (Leiter Integrationsbüro Mörfelden-Walldorf) und Volker Rehm (Regionalkoordinator Südhessen, Programm „Integration durch Sport“) zeigte sich insgesamt zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung. Es habe sich ein Gespräch miteinander und auf Augenhöhe entwickelt. Nun gelte es die nächsten Schritte zu machen, sei es in Bezug auf den immer wieder geäußerten Wunsch nach mehr Frauenschwimmzeiten als auch nach einer durch alle Bäderbetriebe zugelassenen religionskonformen Schwimmkleidung. Damit zukünftig noch mehr Teilhabe für alle Frauen unabhängig von Kultur und Religion möglich ist.


  • Eindrücke der Burkinischau und der Diskussionsrunden (Quelle: Sportjugend Hessen)
    Eindrücke der Burkinischau und der Diskussionsrunden (Quelle: Sportjugend Hessen)