„Die Leute müssen weg von der Straße- Integrationslotsen bauen Brücken"

NEUMÜNSTER: Das Land will mehr Migranten und sozial schwache Familien in Sportvereine bringen.

„Sport für Alle“ ist mehr als nur ein Programm.

Es liefert Bewegung, Kommunikation, macht Spaß.

Das Land Schleswig-Holstein und der Landessportverband

wollen Migranten und sozialschwache Familien in die Vereine

bekommen.

v. links Barbara Ostmeier, sportpolit. Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Andre Seibt, Integrationslotse SC Gut Heil Nms., Nizar Al Makkawi, Integrationslotse PSV Nms., Jörg Hansen, sportpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Foto: Helmut Röhrs

 „Sport verbindet“, weiß André Seibt. Er ist Integrationslotse bei Gut Heil Neumünster – wichtiger Taktgeber, Motor und Antriebsfeder. Bei Gut Heil haben die Projekte Futsal – eine Variante des Hallenfußballs – sowie Ringen großen Zulauf. Aus der Sporthalle hallt der Torjubel der Dribbelkünstler beim Futsal herüber. Auf den Matten liefern sich die Ringer erste kleine Kämpfe. Trainer Kasum Israpilov verlangt Würfe, Schleuder- und Hebelgriffe und motiviert die Jungs verschiedener Herkunftsländer mit klaren Ansagen.

Die sportpolitischen Sprecher der Fraktionen aus dem Landtag sowie Landes- und Kreissport-Verbandsfunktionäre staunen. „Wir sind kein Flüchtlingsverein“, macht Gut-Heil-Vorsitzender Norbert Freund deutlich. Insgesamt stellte das Land Geldmittel in Höhe von 440 000 Euro, davon 40 000 vom Landessportverband (LSV) bereit. „Wir haben 3500 Menschen direkt erreicht. Wenn wir die Willkommensfeiern und andere punktuelle Veranstaltungen hinzurechnen, kommen wir sogar auf 12 000 Menschen“, bezifferte LSV-Vorstandsmitglied Bernd Küpperbusch. Das sei ein sehr schöner Erfolg für das Projekt.

Der Stolz des LSV sind die 46 Integrationslotsen in den 15 Kreisen. Die Qualifizierungsmaßnahmen sowie der Einsatz für Geräte, Hilfsmittel und Anlagen verschlangen laut Küperbusch rund 180 000 Euro. Für 2020 steht aber eine Kürzung auf 129 000 Euro im Raum. „Das ist das falsche Zeichen“, ereifert sich Barbara Ostmeier, sportpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion.

In Neumünster sind mit Roman Wagner vom Kreissportverband, André Seibt von Gut Heil und Nizar Al Makkawi vom SC Polizei-SV Union (PSV) drei Integrationslotsen als sportliche Brückenbauer im Einsatz. „Unsere Lotsen leisten wichtige Netzwerkarbeit“, sagt Kreisportverbands- Vorsitzende Ute Freund. Die Lotsen sind Ansprechpartner, stärken Selbstständigkeit sowie Eigenverantwortung. Sie helfen durch den Paragrafendschungel genauso wie bei sprachlichen Problemen.

v. links Andre Seibt, Rüdiger Schwarze (1. Vors. PSV Nms.), Manfred Bruhn (Abteilungsleiter Schwimmen PSV Nms.), Norbert Freund (1. Vors. SC Gut Heil Nms.), Nizar Al Makkawi

Der Verein Gut Heil hatte zunächst mit Fußball/Futsal begonnen und jetzt die Ringergruppe auf die neu angeschafften Matten schicken können. Beim PSV sorgt Nizar Al Makkawi für einen starken Zulauf der Schwimmsparte. Der kriegerische Konflik tim Nahen Osten zwang Al Makkawi, im August 2015 sein Land zu verlassen. Hier indes startet er voll durch und brennt: „Die Leute müssen weg von der Straße, ich spreche alle an,dann gibt es weniger Probleme.“ Teamwork: Die beiden Integrationslotsen André Seibt (links, SC Gut Heil Neumünster) und Nizar Al Makkawi (Polizei-SV Union Neumünster).   „Eine Kürzung ist das falsche Zeichen.“ Barbara Ostmeier Sportpolitik-Expertin, CDU-Fraktion „