Die sind immer so…“

 

Selbstreflektion statt Schubladendenken soll auf den Seminar „Sport interkulturell“ des Programms Integration durch Sport vermittelt werden

 

 

Viele Teilnehmer kommen mit einer klaren Erwartungshaltung hierher“, so Mandy Seetzen-Orth (Mitarbeiterin Integration durch Sport im BLSV). „Die wollen Rezepte an die Hand, wie sie auf Verhaltensmuster verschiedener ethnischer Gruppen reagieren sollen.“

 

Spiele zur Teamfindung: Mattenstürmen
Spiele zur Teamfindung: Mattenstürmen

Doch Schublade auf, Beipackzettel rein, ist nicht das Ziel des Seminars Sport interkulturell. Vielmehr sollen die Teilnehmer dazu gebracht werden ihr eigenes Tun und Handeln in der sportpraktischen Arbeit mit Migranten zu reflektieren und zu überdenken.

 

 

„Bei uns muss Deutsch gesprochen werden in der Sportstunde“, meint Herbert, Teilnehmer des Seminars. Das aber eine andere Sprache eine Bereicherung sein kann, durchlebt er beim Aufwärmen auf Arabisch. „Ich habe zwar nichts verstanden und zunächst war das richtig befremdend, aber toll klang das dann schon, als alle Teilnehmer auf Arabisch (bei der irakische Variante wer hat Angst vor bösen Mann) Mohad (Niemand) geschrieen haben.“

 

Warum nicht mal ein Kind auf Türkisch eine Übung bzw. ein Spiel aus seinem Kulturkreis vormachen lassen lautete das Resümee in der anschließenden Diskussion.

 

 

Überhaupt kommt es bei vielen Übungen darauf an den Teilnehmern verschiedene Gefühle zu entlocken. Beim Basketballspiel mit einer geheimen Zusatzregel kann man das ganz deutlich sehen. Meist wütend oder albern ist die Reaktion der Spieler, die von der zusätzlichen Vereinbarung nichts wissen. Aber damit lässt sich gut arbeiten, eine typische Reaktion, der man in einer Übungsstunde begegnen kann.

 

Aber auch Vorurteile und Missverständnisse können das Miteinander erschweren. Wieder meldet sich Herbert zu Wort: „die Russen drücken sich immer bei der Beitragszahlung“. „Ja weißt Du“, antwortet Igor, bei uns war Sport immer umsonst, da hat der Staat oder der Betrieb dafür gesorgt.“ Bei allen Teilnehmern entsteht viel Redebedarf, und manches wird danach etwas klarer und verständlicher- man tauscht sich eben aus. Beim Mittagessen interkulturell, bei dem jeder einzelne einen landes typischen kulinarischen Beitrag geleistet hat, werden diese Gespräche dann fortgeführt.

 

„Nach viel Diskussion und gutem Essen wollen sich die Leute auch bewegen“, bestätigt Mark Sauerborn, ebenfalls Mitarbeiter des Programms Integration durch Sport. „In unserem sportpraktischen Teil richten wir den Fokus auf Möglichkeiten der Mannschaftsbildung und Übungen zum Thema Kooperation und Teamgeist. Diese machen nicht nur Spaß, sondern zeigen gut, wie Ausgrenzung in der Praxis verhindert werden kann.“

 

 

Das Thema stößt auf großes Interesse, was die über 100 Teilnehmer bei den vier Veranstaltungen in Regensburg, Würzburg, Erlangen und Landshut verdeutlichen.

 

 

Die eintägige Einheit, welche auch als Übungsleiterlizenzverlängerung genutzt werden kann, besteht immer aus einem Theorieteil, einer sportpraktischen Einheit und aus verschiedenen Übungen, die zu einer lebhaften Diskussion anregen sollen. Unterstützt wird das „Programm Integration durch Sport von der Jugendbildungsstätte Würzburg. Diese bietet weitere Seminare zu den Themen Kultur, Werte und Normen und Differenzwahrnehmung an, bei deren Besuch man den „Coachpass für interkulturelle Arbeit“ erwerben kann. Ein Zertifikat, das den Erwerb interkultureller Schlüsselqualifikationen bestätigt.

 


  • Spiele zur Teamfindung: Mattenstürmen
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  • Buffet interkulturell-jeder Teilnehmer hat etwas kulinarisches mitgebracht
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