"Everybody is welcome"

Was haben ältere und jüngere Menschen, Schichtarbeiter, Studierende und Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch beim Volleyball, Basketball oder Fußballangebot vom Stützpunktverein Refugees Welcome in Sports Oldenburg (ReWIS) kommen sie alle zusammen. Wie das genau funktioniert, erklärt der Sportlotse Javed Rahimy im Interview.

ReWIS wurde 2016 gegründet und ist ein relativ junger Verein. Was macht Ihr anders als andere Sportvereine?

Wir bieten alle unsere Kurse kostenlos an. Außerdem bewerben wir die Sportangebote in mehreren Sprachen, damit sich auch Menschen angesprochen fühlen, die noch kein Deutsch können. Es ist also sehr niedrigschwellig. Wir wollen, dass Menschen zu uns kommen, die bislang in den etablierten Sportvereinen noch nicht sehr präsent sind. Zum Beispiel Schichtarbeiter, die nicht regelmäßig kommen können. Wir wollen aber Begegnung und Austausch ermöglichen. Deswegen ist neben ‚Refugees Welcome‘ ein weiteres Motto von uns: EVERYBODY IS WELCOME. Hier sind also alle Menschen willkommen. Religion, Aussehen oder sonst was spielen bei uns keine Rolle. Es können wirklich alle vorbeikommen und mitmachen – ganz ohne Anmeldung oder Verpflichtung.

Warum hilft Sport Deiner Meinung nach bei der Integration?

Wenn ich aus meinen eigenen Erfahrungen berichte, kann ich sagen, dass Sport dabei hilft, gewisse Ängste abzubauen. Sport hilft einfach beim Ankommen. Wenn man kein Geld hat, kein Bankkonto, nicht arbeiten kann, dann kann man bei ReWIS Oldenburg trotzdem Sport machen. Man kommt raus, knüpft Kontakte. Das ist so wichtig – gerade, wenn man in ein fremdes Land kommt und niemanden kennt. Man vergisst seine Sorgen, hat körperliche Bewegung und ganz wichtig: Man kommt aus dem Haus raus, nach draußen. Ich würde zwar nicht sagen, dass ich ohne den Sport depressiv geworden wäre. Aber es hatte definitiv eine präventive Wirkung, denn so hatte ich meinen festen Anlaufpunkt.

Was machst Du als Sportlotse?

Ich betreue das Fußball-, Volleyball- und Basketballangebot, organisiere das jährliche Sommerfest und unterstütze Neuzuwanderte auch bei Behördenbriefen, Wohnungssuche, Übersetzungen etc. Das erinnert mich natürlich an meine Anfänge in Deutschland, als ich selbst 2015 nach Deutschland gekommen bin.  Mich hat der Verein auch bei Überweisungen und anderen Formalitäten unterstützt. Und diese Hilfe gebe ich nun gerne weiter, weil ich aus meiner eigenen Erfahrung weiß, wie die Menschen sich fühlen und wo sie Unterstützung benötigen. Bis heute gehe ich gerne zum Verein, weil ich zufrieden bin, wenn ich hierherkomme. Es fühlt sich einfach gut an, ein Teil davon zu sein.

Warum ist es euch wichtig Stützpunktverein im Bundesprogramm Integration durch Sport zu sein?

Natürlich ist die finanzielle Förderung für uns sehr wichtig, weil wir für unsere Angebote keine Teilnehmergebühren erheben und durch die Förderung neue Sportarten anbieten können. Denn die meisten Menschen, die unsere Sportangebote besuchen, sind keine Vereinsmitglieder – auch wenn unser monatlicher Mitgliedsbeitrag gerade mal einen Euro beträgt.Darüber hinaus entscheidet jeder selbst, ob er mehr zahlen kann oder auch nicht. Neben der finanziellen Förderung schätzen wir auch sehr das Netzwerk, die Bildungsangebote und den regelmäßigen Austausch bei den Jahrestagungen der Stützpunktvereine. So können wir immer viel von anderen Vereinen lernen und für unsere eigene Vereinsarbeit mitnehmen.

Was wünscht Ihr euch für die Zukunft?

Wir wollen uns weiterentwickeln und immer neue Angebote machen. Je nachdem, was unsere Teilnehmenden interessiert. Und ich wünsche mir, dass es den Verein einfach noch viele, viele Jahre gibt. So bieten wir neuerdings beispielsweise Fitness für Frauen mit Kinderbetreuung an. Anfangs gab es nur Fußball. Und jetzt bieten wir auch Basketball, Volleyball und Fitness an. Diese Entwicklung finde ich sehr schön. Und es kommen auch alte Teilnehmende wieder. Sie erinnern sich, dass sie vor einigen Jahren unser Fußballangebot genutzt haben und fragen mich dann, ob es uns immer noch gibt und kommen dann tatsächlich wieder vorbei. Diese positive Verbindung mit uns finde ich sehr schön und spricht ja für unsere gute Arbeit.

http://rewis-oldenburg.de/