FC Mayen beweist Toleranz und Weltoffenheit

Aus Fremden werden Freunde

 

Eigenes Projekt „Integration durch Sport und Sprachförderung in Mayen“ auf die Beine gestellt

Mayen. Seit seiner Gründung in 2014 hat sich der FC Mayen auf die Fahnen geschrieben, als Verein einen Beitrag zu leisten im Bereich aktiver und nachhaltiger Integration. Von Beginn an hat der FC Mayen ganz bewusst Jugendliche mit Migrationshintergrund in den Trainings- und Spielbetrieb mit eingebunden. Das war zunächst alles andere als einfach und selbstverständlich, weil die erfolgreiche Umsetzung dieses Vorhabens bei den Jungs ohne Migrationshintergrund jeweils ein hohes Maß an Sozialkompetenz voraussetzt. Wenn man den einmal eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen und verfolgen möchte, ist die eine oder andere „korrektive“ Maßnahme jedoch fast unvermeidlich. So bekennt sich jeder einzelne (einheimische) Spieler des FC mit seiner Aufnahme in den Verein schriftlich zu Werten wie Toleranz und Weltoffenheit. Schon in diesem Punkt trennt der Verein so die Spreu vom Weizen, jeder andere Weg ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Für jeden Spieler der derzeitigen U19 sind Werte wie Toleranz und Respekt gegenüber anderen Kulturen selbstverständlich, das ist sozusagen die Basis von allem. Aus dieser ganz bewusst eingeforderten Grundeinstellung der Spieler heraus entwickelte sich Mitte letzten Jahres das Projekt, zunächst beschränkt auf den regelmäßigen Sport der eigenen Kicker gemeinsam mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Sprache. 

Sprachbarrieren überwinden 

Bei der ganz überwiegenden Anzahl der jugendlichen Migranten stand jedoch ein großes Handicap einer wirklichen und umfassenden Integration im Wege. Auf Grund der naturgemäß bestehenden Sprachbarrieren entwickelte sich das natürliche Miteinander nicht wie gewünscht. Jeder der Jungs mit ganz unterschiedlichem ethnischen Hintergrund suchte aus verständlichen Gründen eine Gruppenzugehörigkeit zu denjenigen, mit denen er sich auch verständigen konnte. Dies brachte die Erkenntnis, dass der gemeinsame Sport zwar immer gut ist, vorhandene Sprachbarrieren einer wirklichen Integration jedoch im Wege stehen. Der FC Mayen suchte daher im Vorstand nach Lösungsmöglichkeiten für dieses Handicap. Letztendlich kam der Vorstand zum Entschluss, auch die vorhandenen Sprachdefizite in Eigenregie zu lösen über einen angebotenen Sprachkurs, den der Verein selbst organisieren und durchführen wollte. Dieser Entschluss war quasi die Geburtsstunde des Projektes „Integration durch Sport und Sprachförderung in Mayen“, an dem derzeit ca. 35 Jugendliche unterschiedlicher Sprache und Kultur teilnehmen, Tendenz steigend. Mit einer großen Selbstverständlichkeit und vollkommen vorbehaltlos (be)treiben die Jungs dreimal wöchentlich gemeinsam mit der U19 des FC Sport. Dies trägt zum gegenseitigen Verständnis bei, schafft gemeinsame Erlebnisse und hilft, Vorbehalte gegenüber fremden Kulturen abzubauen. Durch das regelmäßige gemeinsame Sporttreiben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund werden Werte wie Toleranz und Respekt vermittelt. Aber erst mit den täglich wachsenden Sprachkenntnissen öffnen sich bei den Jugendlichen wirkliche Horizonte, können gemeinsame Erlebnisse auch kommuniziert und vermittelt werden. 

Sport als Plattform 

Auf Grund des tagtäglichen intensiven Sprachkurses mit modernster audiovisueller Unterstützung machen die Teilnehmer auch in diesem Bereich unglaubliche Fortschritte, sodass der regelmäßige Austausch zwischen den einheimischen Kickern und den Migranten inzwischen in deutscher Sprache erfolgt. Zwischenzeitlich sind erste Freundschaften entstanden mit gegenseitigen Besuchen, gemeinsamen Unternehmungen, Hilfestellungen etc. Es ist die Kombination aus Sprachförderung und dem regelmäßigen gemeinsamen Sport, die gerade bei Jugendlichen in einer atemberaubenden Geschwindigkeit Horizonte öffnet, vorhandene Ängste und Vorbehalte abbaut und in ganz kurzer Zeit aus wildfremden Menschen wie selbstverständlich Freunde werden lässt! Insofern stellt der Sprachkurs lediglich die Basis dar für die vielfältigen Anknüpfungspunkte untereinander während des gemeinsamen Sports. Denn hier gilt eindeutig, dass keine andere Plattform mehr geeignet ist als der Sport, Menschen näher zu bringen und zu verbinden! 

Vorbildliche U19-Spieler 

Ganz besonders lobt der FC Mayen die U19-Spieler, ohne deren geradezu vorbildliche soziale Kompetenz ein solches Projekt nicht möglich wäre. Diese Jungs im Alter von 15 bis 17 Jahren verdienen allen Respekt und höchste Anerkennung und ihnen widmet der Vorstand auch die bereits mehrfach erhaltenen Auszeichnungen für das Projekt. Für die Projektteilnehmer mit Migrationshintergrund sind die Tagesabläufe im Gegensatz zu vielen anderen Migranten geregelt und ausgefüllt. Entweder morgens ab 10.30 Uhr (Anfänger) oder aber nachmittags ab 16.30 Uhr steht der tägliche Sprachkurs an, der für die Teilnehmer kostenlos ist. Und abends treffen sich die Jungs zu den gemeinsamen „integrativen Einheiten“ mit einheimischen Jugendlichen. Bis zu 35 Teilnehmer werden hier regelmäßig beim gemeinsamen Sport gezählt. 

Gelebte Integration 

Integration, wie der Verein sie versteht, bedeutet keinesfalls, ein paar Jugendliche mit Migrationshintergrund „mal mit trainieren zu lassen“ mit den Einheimischen. Und auch mit einem Sprachkurs alleine ist es ganz sicher nicht getan. Es ist vielmehr die Summe verschiedener Module, die ineinander greifen müssen, um wirkliche und gelebte Integration zu bewirken. Über allem steht dabei beim Projekt das große Ziel, bei den Jugendlichen die Basis zu schaffen für eine zeitnahe Integration auch in den deutschen Arbeitsmarkt. Der FC Mayen hat hier in den letzten Monaten ein kleines Netzwerk erstellt. Dabei müssen jedoch zunächst etliche Hürden übersprungen werden! Daher ist der Verein stets auch auf die Unterstützung kompetenter „Mitstreiter“ angewiesen. Besonders lobt der Verein Leo E. Kröll, der mit seinem vorhandenen Fachwissen so manche (Behörden)Tür geöffnet hat. So konnten inzwischen bereits konkrete Fortschritte bei der Vergabe von Praktika-Stellen an die jugendlichen Migranten erzielt werden. Nicht zu vergessen auch das tolle vierköpfige Trainer- und Betreuerteam, zu dem mit Milad Mohamadi und Reza Panahi auch zwei Jungs mit Migrationshintergrund gehören. Der FC Mayen will das Projekt in den kommenden Monaten weiter ausbauen und intensivieren. Die Verantwortlichen sind überzeugt davon, dass nur die Kombination aus Sprachförderung einerseits und gemeinsamer Freizeitgestaltung andererseits nachhaltige Integration bewirkt und täglich vorantreibt. Der FC Mayen weiss, dass man mit dem Projekt auf dem richtigen Weg ist. 


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